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Désirée

Désirée

Titel: Désirée Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annemaire Selinko
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Laden. »Haben Sie mich vergessen, Monsieur Persson?« Erschüttelte den Kopf. Langsam wie im Traum. Ich versuchte ihm zu helfen und lehnte mich über den Ladentisch. »Monsieur Persson, ich möchte Ihre Seidenstoffe sehen«, sagte ich eindringlich. Verwirrt strich er sich über die Stirn und flüsterte in seinem jammervollen Französisch: »Jetzt sind Sie wirklich zu mir gekommen, Mademoiselle Clary!« Das war zu viel für Oscar. Der voll gedrängte Laden, die angespannt lauschenden Damen und der auf Französisch stotternde alte Persson …
    »Vielleicht haben Sie die Güte, Ihre Majestät und mich in Ihr Büro zu führen und uns dort Ihre Ware zu zeigen«, sagte er auf Schwedisch. Der junge Persson schlug die Klappe auf, die den Ladentisch mit der Wand verband, und wir wurden durch die Seitentür in einen kleinen Büroraum geführt. Das Stehpult mit den Büchern der Firma und die hundert kleinen Stoffmuster, die überall herumlagen, erinnerten mich sehr an Papas Allerheiligstes. Über dem Stehpult hing ein eingerahmtes Flugblatt. Es war sehr vergilbt, aber ich erkannte es sofort. »Ja, da bin ich also, Persson«, murmelte ich und setzte mich auf den Stuhl neben dem Stehpult. Hier fühlte ich mich ganz zu Hause. »Ich möchte Ihnen meinen Sohn vorstellen. Oscar, Monsieur Persson ist bei deinem Großpapa in Marseille in die Lehre gegangen.«
    »Dann wundert es mich, dass Sie nicht schon längst Hoflieferant wurden, Herr Persson«, bemerkte Oscar freundlich. »Ich habe mich nie darum beworben«, sagte Persson langsam. »Übrigens habe ich in gewissen Kreisen seit meiner Rückkehr aus Frankreich einen schlechten Ruf.« Er wies auf das eingerahmte Flugblatt. »Deshalb!«
    »Was haben Sie denn da eingerahmt?«, wollte Oscar wissen. Persson nahm den Rahmen von der Wand und reichte ihn Oscar. »Oscar, das ist das erste Blatt, auf dem die Menschenrechte abgedruckt sind. Papa – also deinGroßvater – hat es nach Hause gebracht. Und Monsieur Persson und ich haben die Menschenrechte zusammen auswendig gelernt. Vor seiner Abreise nach Schweden hat mich Monsieur Persson gebeten, das Flugblatt zur Erinnerung behalten zu dürfen.« Oscar antwortete nicht. Er trat ans Fenster, wischte das Glas mit dem Ärmel der Admiralsuniform ab und begann langsam zu lesen. Persson und ich sahen einander an. Er hatte aufgehört zu zittern, seine Augen waren feucht. »Und der Mälar ist wirklich so grün, wie Sie mir erzählt haben. Damals konnte ich es mir nicht recht vorstellen. Jetzt fließt er vor meinen Fenstern …« »Dass Sie sich noch an all das erinnern, Mademoi – Majestät«, sagte Persson heiser. »Natürlich. Deshalb – deshalb hat es auch so lange gedauert, bis ich zu Ihnen gekommen bin. Ich habe Angst gehabt, Sie könnten mir übel nehmen, dass –«
    »Übel nehmen? Was könnte ich Ihnen jemals übel nehmen?«, fragte Persson bestürzt. »Dass ich jetzt Königin bin. Wir beide waren doch eigentlich immer Republikaner«, lächelte ich. Persson warf einen erschrockenen Blick auf Oscar. Aber Oscar hörte nicht zu, sondern war ganz in die Menschenrechte vertieft. Da verlor Persson den letzten Rest von Scheu und flüsterte mir zu: »Das war in Frankreich, Mademoiselle Clary. Aber in Schweden sind wir beide – Monarchisten.« Dann warf er wieder einen Blick auf Oscar und fügte hinzu: »Vorausgesetzt, dass – nicht wahr?« Ich nickte. »Ja, vorausgesetzt … Aber Sie haben ja selbst einen Sohn, Persson. Es kommt vor allem auf die Erziehung der Kinder an.« – »Natürlich. Und Seine Königliche Hoheit ist schließlich ein Enkel von François Clary«, beruhigte er mich. Wir schwiegen und dachten an die Villa, an den Laden. »Der Säbel dieses Generals Buonaparte«, sagte Persson unvermittelt. »Der Säbel hat zuletzt jeden Abend bei uns in Marseille im Vorzimmer gehangen.Ich – ich habe mich sehr darüber geärgert.« Perssons farbloses Gesicht war auf einmal ganz rosa. Ich sah ihn von der Seite an, »Persson – waren Sie vielleicht eifersüchtig?« Da wandte er sein Gesicht ab. »Wenn ich mir seinerzeit hätte vorstellen können, dass sich eine Tochter des François Clary in Stockholm einleben würde, so hätte ich –«, er brach ab. Ich war sprachlos. Ein Heim und einen Laden hätte er mir angeboten – sogar in der Nähe des Königsschlosses. In der Nähe … »Ich brauche ein neues Kleid, Persson«, sagte ich leise. Er wandte mir gleich sein Gesicht zu, farblos war es wieder und sehr würdevoll. »Eine Abendtoilette oder

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