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Désirée

Désirée

Titel: Désirée Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annemaire Selinko
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muss«, sagte der junge Mann höflich. »Aber ich gehe jetzt nach Hause und schließe das Büro des Volksrepräsentanten Albitte zu.«
    Büro …? Wie war ich denn in ein Büro geraten? Mein Kopf schmerzte und meine Glieder waren wie Blei. »Welches Büro? Und wer sind Sie eigentlich?«, stotterte ich.»Das Büro des Volksrepräsentanten Albitte. Und ich heiße, da dies die Bürgerin zu interessieren scheint – Buonaparte. Bürger Joseph Buonaparte, Schreiber des Komitees für öffentliche Sicherheit in Paris, dem Volksrepräsentanten Albitte für seine Reise nach Marseille als Sekretär beigestellt. Und die Amtsstunden sind längst vorüber, und ich schließe zu, und es ist gegen die Verordnung, dass jemand in einem Wartezimmer des Maison Commune übernachtet. Ich muss daher die Bürgerin sehr bitten, aufzuwachen und das Maison Commune zu verlassen.« Maison Commune. Albitte. Nun wusste ich, wo ich war. Und warum ich hier war. Wo war jedoch Suzanne?
    »Wo ist Suzanne?«, fragte ich den freundlichen jungen Mann verzweifelt. Sein Lächeln war unterdessen zu einem ausgesprochenen Lachen geworden. »Ich habe nicht die Ehre, Suzanne zu kennen«, sagte er. »Ich kann Ihnen nur sagen, dass die letzten Parteien, die von Bürger Albitte empfangen wurden, sein Büro vor zwei Stunden verlassen haben. Außer mir ist niemand mehr hier. Und ich gehe jetzt nach Hause.« »Aber ich muss auf Suzanne warten!«, beharrte ich. »Sie müssen entschuldigen, Bürger Bo – ma –« »Buonaparte«, half der junge Mann höflich.
    »Ja, Bürger Bonapat, Sie müssen schon entschuldigen, aber hier bin ich und hier bleibe ich, bis Suzanne zurückkommt. Sonst bekomme ich einen schrecklichen Krach, wenn ich allein nach Hause komme und gestehen muss, dass sie mir im Maison Commune verloren gegangen ist. Das können Sie doch verstehen, nicht wahr?« Er seufzte. »Sie sind entsetzlich eigensinnig«, sagte er. Dann stellte er die Laterne auf den Fußboden und setzte sich neben mich auf die Holzbank. »Wie heißt eigentlich diese Suzanne, wer ist sie und was wollte sie von Albitte?«
    »Suzanne heißt Suzanne Clary und ist die Frau meines Bruders Etienne«, sagte ich. »Etienne ist verhaftet worden,und Suzanne und ich wollten um seine Freilassung bitten.«
    »Einen Augenblick.« Er stand auf, nahm die Laterne und verschwand durch die Tür, vor der früher der Erzengel Wache gehalten hatte. Ich ging ihm nach. Er hatte sich über einen großen Schreibtisch gebeugt und blätterte in verschiedenen Akten.
    »Wenn Albitte Ihre Schwägerin empfangen hat, muss noch der Akt Ihres Bruders hier liegen. Der Volksrepräsentant lässt sich nämlich immer die betreffenden Akten geben, bevor er mit Angehörigen von Arrestanten spricht«, erklärte er mir. Da ich nicht wusste, was ich sagen sollte, murmelte ich: »Ein sehr gerechter und gütiger Mann, dieser Volksrepräsentant.« Er sah auf und warf mir einen spöttischen Blick zu. »Vor allem gütig, Bürgerin. Vielleicht sogar zu gütig. Deshalb hat Bürger Robespierre vom Komitee für öffentliche Sicherheit mich beauftragt, ihm behilflich zu sein.«
    »Oh, Sie kennen Robespierre!«, entfuhr es mir. Mein Gott, ein Mann, der den Volksrepräsentanten Robespierre, der seine besten Freunde verhaften lässt, um der Republik zu dienen, persönlich kennt! »Ah – da haben wir den Akt Etienne Clary«, rief in diesem Augenblick der junge Mann erfreut. »Etienne Clary, Seidenhändler in Marseille – stimmt das?« Ich nickte eifrig. Dann fügte ich jedoch schnell hinzu: »Aber auf jeden Fall war es ein Missverständnis.«
    Bürger Buonaparte wandte sich mir zu: »Was war ein Missverständnis?« »Der Grund seiner Verhaftung«, sagte ich. Der junge Mann machte ein ernstes Gesicht. »So. Und warum ist er eigentlich verhaftet worden?«
    »Das – ja, das wissen wir nicht«, gestand ich. »Auf jeden Fall, das versichere ich Ihnen, war es ein Missverständnis.« Mir fiel etwas ein. »Hören Sie«, sagte ich eifrig, »Sie habeneben gesagt, dass Sie den Bürger Kommissar für öffentliche Sicherheit, Robespierre, kennen. Vielleicht könnten Sie ihm sagen, dass es sich bei Etienne um einen Irrtum handelt und –« Mir blieb das Herz stehen. Denn der junge Mann schüttelte langsam den Kopf. »Ich kann und will in der Sache gar nichts unternehmen. Da ist nämlich nichts mehr zu machen. Hier –« er hob feierlich das Aktenstück in die Höhe, »hier steht es, Volksrepräsentant Albitte hat es eigenhändig hinzugefügt.« Er hielt

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