Gegenschlag Kopernikus
Prolog
Ich sitze in meinem Arbeitszimmer. Nein – ich darf nicht untertreiben. Das sogenannte Arbeitszimmer besitzt in Wirklichkeit saalähnliche Abmessungen und ist von auserlesenem Luxus.
Mein Name ist Thor Konnat, Spezialagent »zur besonderen Verwendung« und Brigadegeneral der Geheimen-Wissenschaftlichen-Abwehr, in Kurzform GWA genannt.
Sie werden es verwunderlich finden, daß man das Büro eines relativ unbedeutenden Abwehroffiziers einrichtet, als wäre er der Diktator der Welt. Bei der GWA wird jedoch niemals etwas ohne Grund getan.
Wenn es darum geht, einen grenzenlos stärkeren und außerdem nichtmenschlichen Feind abzuwehren; und wenn man außer dem guten Willen, einem unbändigen Freiheitsdrang und dem persönlichen Mut nichts besitzt, womit man eine technisch und wissenschaftlich millionenfach überlegene Großmacht besiegen könnte, so bleiben als Waffen nur Verstand, Einfallsreichtum und in letzter Konsequenz die Einheit aller Menschen.
Wir haben mit dem Einverständnis der irdischen Regierungen zweihundertachtzig Milliarden Dollar aufgewendet. Trotzdem sind die Milliarden nicht verschwendet worden.
Selbstverständlich wäre es unter normalen Umständen ein wahnwitziges Unterfangen gewesen, das Vermögen der Völker für den pompösen Ausbau einer uralten und verwahrlosten Marssiedlung auszugeben.
Die fähigsten Denker der Menschheit hielten es für erforderlich, die verlassene Untergrundstadt Topthar auf Mars in eine Luxusbehausung zu verwandeln. Wir Menschen hatten keine andere Wahl, als galaktische Hochstapler zu spielen.
So geschah es, daß ein Offizier der GWA zum feudalistischen Herrscher erhoben wurde.
Es war alles zweckbestimmt. Genau fünfundvierzigtausenddreihunderteinundzwanzig Menschen aus allen Völkern der Erde spielten mit. Niemand versagte; niemand nahm es mir übel, wenn ich im Verlauf der Ereignisse aus der Rolle fiel und zu improvisieren begann. Es war ein Spiel auf Leben und Tod.
Ende Prolog
1.
Der Stromschalter glitt nach unten. Er war im Griffstück der Peitsche eingebaut.
Ich ärgerte mich – ich hatte mich zu ärgern! Ich war »Seine Verklärtheit, Tumadschin Khan«.
Bei meinem Schlag mit der Peitsche schrie das blaue Kugelkopfwesen vom Planeten Bawala V auf. Auf dem Boden liegend, kroch es näher und winselte.
»Du bist verantwortlich für den Massage-Pulsator meines Lagers?« erkundigte ich mich freundlich. Der Zwerg wimmerte lauter.
Auf meine Handbewegung hin erfaßten zwei gepanzerte Zyklopen von Tusty III den Kugelkopf und warfen ihn in die Arena hinunter.
Zehntausend Zuschauer, Offiziere, Beamte, Verbündete und Diener meines Reiches verfolgten die Szene. Die hochgestellten Persönlichkeiten schwebten in Antigravitationsmuscheln über dem Rund der untermarsianischen Arena.
Der Moolo, ein acht Meter hoher Saurier, fing das Opfer auf und tötete mit einem Hieb seiner vier Tatzen das in Ungnade gefallene Wesen.
Ich schaute mich im Kreise meiner Gefolgschaft um. Mein Blick fiel auf prächtige Gewänder und mehr als zwanzig nichtmenschliche Gesichter. Die höchsten Vertreter meines galaktischen Reiches gaben sich hier ein Stelldichein.
»Ende der Probe, abbrechen«, dröhnte es durch die riesige Halle. »Artisten aussteigen. Kopfmasken ablegen. Panoli, hören Sie doch endlich mit dem Moolo-Gebrüll auf. Man versteht ja sein eigenes Wort nicht mehr.«
Ich legte meine edelsteinbesetzte Elektropeitsche nieder und erhob mich. Meine bisher so unterwürfige Hofgesellschaft war plötzlich überhaupt nicht mehr
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