Deus Ex Machina - Teil 2: Thriller
sollte Sie jemand töten wollen, Her Kramer?“, fragte Rensing.
„Frank hat nicht freiwillig Selbstmord begangen. Da hat jemand nachgeholfen. Frank muss über irgendein Wissen verfügt haben, von dem der Unbekannte befürchten musste, dass er es an mich weitergegeben haben könnte.“ Meinen Verdacht gegen Deus Ex Machina behielt ich lieber für mich. Wenn ich Kevin glauben konnte, hielt Rensing die Existenz der Bruderschaft für ausgemachten Mumpitz.
Rensing blickte skeptisch drein. „Ich weiß nicht, Herr Kramer, ist das nicht ein bisschen weit hergeholt? In der Videoaufnahme deutet absolut nichts auf Zwang hin.“
„Warum wollten Sie mir eigentlich einreden, dass Frank mich in der Aufnahme für seinen Selbstmord verantwortlich macht?“
„Ich habe Sie lediglich darauf hingewiesen, dass er an mehreren Stellen des Videos das Wort an Sie richtet, und dass diese Sequenzen wie Anklagen erscheinen.“
„Wieso wollten Sie mir das Video nicht zeigen?“, bohrte ich weiter. „Wie soll ich diesen Verdacht denn entkräften, wenn ich nicht weiß, was Frank in der Aufnahme über mich sagt?“
„Glauben Sie mir, Herr Kramer, Sie hätten das Video nicht sehen wollen. Für jemanden, der Frank Laurenz nahegestanden hat, muss es eine Qual sein.“ Er legte die Stirn in Falten. „Ich habe die Reaktionen von Herrn Lohoff und Frank Laurenz´ Vater gesehen. In Ihrem eigenen Interesse: Tun Sie sich das nicht an.“
„Das nehme ich in Kauf“, beharrte ich. „Wenn Frank mir in dem Video etwas mitzuteilen hatte, dann will ich wissen, was es war.“
Rensing griff in die Innentasche seiner Jacke und zog einige zusammengerollte Seiten hervor, um die ein Gummiband gespannt war. Er schob sie über den Tisch zu mir rüber. „Dafür reicht der Wortlaut der Aufnahme völlig aus. Ich habe Ihnen eine Kopie anfertigen lassen.“
Ich stierte die Papierrolle schweigend an. Dann nahm ich sie mit zittrigen Fingern vom Tisch und zog das Gummiband ab.
Ich war mir sicher, alles verstanden zu haben ... Der Mensch ist nicht frei ... Sie haben doch keine Ahnung, wie es ist, eine Offenbarung zu erfahren ... Er war eine Gefahr. Er war der Teufel. Ich habe ihn gerichtet ... Analysieren Sie mich. Sezieren Sie mich ... Graben Sie in meiner Kindheit nach traumatischen Erlebnissen ... Phil, es tut mir leid, dich enttäuscht zu haben … Ich hab doch nichts Falsches getan ... Es ist vollbracht!
Rensing hatte zwei Plastikbecher mit Kaffee besorgt und schweigend abgewartet, bis ich den Text der Videoaufnahme ein zweites Mal gelesen hatte.
„Wieso haben Sie auf der Pressekonferenz am Sonntag gesagt, Franks Aussagen in der Videoaufnahme seien ausgesprochen wirr gewesen?“, fragte ich.
„Woher wissen Sie , was ich auf der Pressekonferenz gesagt habe?“
„Klingelt es beim Namen Judith Wolters?“
„Blond? Figur zum Zunge schnalzen? Westfälische Nachrichten, wenn ich mich nicht irre.“ Rensing grinste. „Ja, ich habe seine Aussagen als wirr beschrieben. Sind sie das denn nicht? Wenn Sie auf die philosophischen Zitate anspielen wollen – die sind mir durchaus nicht entgangen.“
„Sonst ist Ihnen nichts aufgefallen?“
„Worauf wollen Sie hinaus, Herr Kramer?“
„Der Mensch ist nicht frei. Auch ich bin es nicht. Sie haben ja keine Vorstellung, wie es ist, gefangen zu sein“, zitierte ich.
Rensing schlug mit der Faust auf den Tisch. „Die Videokamera! Natürlich!“
„Frank wurde bedroht. Er war nicht frei , er war gefangen . Man hat ihn zum Selbstmord gezwungen.“
„Weiter!“, drängelte Rensing.
„Er war eine Gefahr. Er war der Teufel. Ich habe ihn gerichtet. Graben Sie in meiner Kindheit nach traumatischen Erlebnissen. Sie werden mir dankbar sein.“
„Und? Ich kann Ihnen nicht folgen.“
„Frank ist als Kind von ihm missbraucht worden. Pape war ein mieses, pädophiles Schwein.“
„Ist die Sache seinerzeit verfolgt worden?“
„Tags darauf ist Frank mit seiner Familie nach Gütersloh gezogen. Er kannte nicht mal Papes Namen.“
„Das Motiv“, murmelte Rensing. „Er erkennt Pape wieder, dringt in seine Wohnung ein und tötet ihn. Wann hat Pape sich an Frank Laurenz vergangen?“
„Vor gut zwanzig Jahren. Pape muss damals Arzt im Praktikum gewesen sein.“
Rensing stieß einen leisen Pfiff aus. „Zwanzig Jahre sind eine lange Zeit. Einen Menschen nach einer solchen Zeitspanne wiederzuerkennen, scheint mir kaum möglich.“
„Es sei denn, besagter Mensch hat ein seltenes Merkmal.“
„Eine
Weitere Kostenlose Bücher