Deus Ex Machina - Teil 2: Thriller
Stefan an, während die Brüder Fackeln entzündeten und in die Halterungen an den Wänden steckten. „Willkommen zum großen Finale.“
Jan schüttelte den Kopf. „Wieso tust du das?“
„Was bist du nur für ein Heuchler, Jan. Hältst Reden über die Abkehr von Regeln und Zwängen, und wenn jemand deine Worte in die Tat umsetzt, fragst du nach dem Warum ? Du bist nicht der Visionär, für den du dich hältst. Du bist nur ein kleiner Dummschwätzer. Du hast von der Freiheit des Willens gesprochen. Von der Möglichkeit, zu tun, was man tun will. Frei von Zwängen.“
„Ich bin für die Freiheit des Willens eingetreten, ja, aber nur unter der Prämisse, dass der Wille redlich und gut ist. Dass der Mensch seine Entscheidungen nicht von äußeren Zwängen, sondern von der inneren Stimme der Vernunft leiten lässt. Dass er ein Gewissen hat. Du hast kein Gewissen, Stefan. Dein Wille ist weder redlich noch gut. Ich hätte es wissen müssen. Du bist ein Ungeheuer.“
Stefan lachte auf. Das Gelächter eines Irren.
„Tief in deinem Innern beneidest du mich, Jan. Du grübelst und redest, redest und grübelst. Aber wenn es ums Handeln geht, sitzt du auf den Zuschauerrängen und wäschst deine Hände in Unschuld. Ich habe keinen Beifall von dir erwartet. Du hast Recht, Jan, ich habe kein Gewissen. Und deshalb bin ich dir und den anderen Träumern, die an deinen Rockzipfeln hängen, überlegen. Ihr sitzt in euren Elfenbeintürmen und lasst den Geist im Universum der Theorie umherschweifen, während ich meine Gedanken in die Tat umsetze. Ihr schwafelt von den letzten Ideen und dem Ding an sich, saugt euch alberne Höhlengleichnisse und Gottesbeweise aus den Fingern. Und wofür?“ Er griff sich eine der Fackeln von der Wand. „Ich brauche keinen Platon, um mir ein Bild von der Welt zu machen. Wenn ich wissen will, ob das Feuer existiert, halte ich meine Hand hinein.“
Und genau das tat er in diesem Moment.
Die Flammen züngelten an seinem Arm hinauf. Als er die Hand wieder herauszog breitete sich der Gestank verbrannten Fleisches im Raum aus.
Stefan ging auf Jan zu. „Kannst du das auch von dir behaupten? Bist auch du bereit, für Erkenntnisse Opfer zu bringen?“ Er blieb vor Jan stehen. „Wir werden sehen.“
Bevor Jan den Sinn der Worte begreifen konnte, hatte die Fackel schon sein Jackett entzündet. Ein zweiter Fackelstoß ließ Jans Hose aufflammen. Wie ein heulender Derwisch vollführte er einen grotesken Tanz durch den Raum - panisch mit den Händen auf sich selbst einschlagend. Er stürzte und wälzte sich auf dem Boden. Nach endlosen Sekunden waren die Flammen erstickt.
Jan schrie wie am Spieß. Auf seinen Händen, am Hals und im Gesicht bildeten sich Brandblasen.
Auf ein Zeichen ihres Großmeisters begannen die Brüder, Benzin über den Boden und die Wände zu schütten. Sofort füllte sich die Luft mit penetranten Dämpfen. Stefan ließ ein weiteres Handzeichen folgen, und die vermummten Gestalten verließen den Raum. Wohl, um an anderen Stellen des Gebäudes weitere Vorkehrungen für das finale Inferno zu treffen.
Jans Schreie gellten mir in den Ohren. Auch Eva schrie. Ich versuchte meine Beine zu bewegen. Es gelang mir nicht. Ich riss das Messer mit einem Ruck aus meinem Oberschenkel und warf es in Stefans Richtung, verfehlte ihn aber um einige Meter.
Die offene Wunde blutete wie verrückt.
Stefan steckte die Wandteppiche in Brand und ließ die Fackel dann fallen. Gierig fraß sich das Feuer durch das trockene Gewebe. Jeden Moment konnten die Flammen auf das Benzin überspringen. Stefan hob das Messer auf und ging mit raschen Schritten zu Jan hinüber, der noch immer wimmernd auf dem Boden lag. Jan schrie auf, als Stefan ihn erbarmungslos auf die Beine zerrte. Den Körper des Dozenten aufrecht haltend, drehte er sich in meine Richtung.
Er setzte die Klinge an Jans Hals.
Ein ohrenbetäubender Knall ertönte. Stefan riss die Augen auf und taumelte. Sein rechter Arm sank herab und mit ihm die Klinge. Während er mühsam eine halbe Drehung vollführte, wechselte das Messer in die linke Hand über. Stefan hielt Jans Körper wie einen Schutzschild vor sich. In seiner rechten Schulter klaffte eine Schusswunde.
Ich sah zur Tür.
Rensings Waffe war noch immer auf Stefan gerichtet. „Einen zweiten Warnschuss wird es nicht geben. Lassen Sie das Messer fallen, Marcks. Es ist vorbei. Zwingen Sie mich nicht, Sie zu erschießen.“
Hinter Rensing konnte ich Hagner erkennen. Auch er hielt seine Pistole
Weitere Kostenlose Bücher