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Deus Ex Machina - Teil 2: Thriller

Deus Ex Machina - Teil 2: Thriller

Titel: Deus Ex Machina - Teil 2: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Lütke-Bohmert
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Pfleger.
    Der Ziegenbart vollendete sein Manöver, indem er das Bett des Jungen rechts neben meinem zum Stillstand brachte und die Bremsen einrasten ließ.
    „Das ist Tommy Grabowski. Einer unserer Stammgäste. Glasknochenkrankheit. Für einen kleinen Jungen die schlimmste Strafe, wenn Sie mich fragen. Er braucht sich nur mal irgendwo zu stoßen, und schon macht es Knack. Nicht gerade die besten Voraussetzungen, um Fußballprofi zu werden. Schätze, der Kleine hat mehr Zeit seines Lebens im Krankenhaus als sonst wo verbracht.“
    „Armer Kerl. Wie oft ist er denn schon hier gewesen?“
    „Oh, ich hab irgendwann aufgehört zu zählen. Tommy ist gerade mal elf Jahre alt und hat schon Dutzende Knochenbrüche hinter sich. Ich hoffe, Sie mögen Kinder. Ein wenig Gesellschaft wird ihn vielleicht wieder aufmuntern. Ich heiße übrigens Theo.“
    „Freut mich, Theo. Ich bin Philip. Von Beruf Punchingball.“
    Theo zwirbelte seinen Bart und lachte. Er strahlte eine angenehme Ruhe aus. Offenbar ein Krankenpfleger aus Überzeugung. Er legte sich die Manschette zur Blutdruckmessung, die zu Tommys Füßen auf dem Bett lag, über die Schulter und schüttelte die Decke aus. Der kleine Junge bewegte ein Bein. Bald würde er aus der Narkose aufwachen.
    „Mutige Wahl.“ Theo schlenderte zu mir rüber, schlang die Manschette um meinen Oberarm, strich den Klettverschluss glatt und drückte ein paar Mal auf die hühnereigroße Pumpe des Messgeräts. „Macht Ihnen Ihr Beruf denn noch Spaß? Sie sehen ja verboten aus. Ein zischendes Geräusch erklang. Wie das Pfeifen von Luft, die aus einem Reifen entweicht. Theo beobachtete die Anzeige.
    „Sieht gut aus.“ Er riss die Manschette wieder von meinem Oberarm. „Ich zähle auf Sie, Philip. Päppeln Sie unser kleines Sorgenkind ein wenig auf. Brauchen Sie noch was?“
    „Nein danke. Ich bin wunschlos glücklich.“
    „Wenn ich Sie so ansehe, kann ich mir das kaum vorstellen.“ Theo zwinkerte mir zu und verließ den Raum.
     
    Tommy drehte das Brett und baute diesmal die schwarzen Figuren auf. Eine knappe halbe Stunde, nachdem er aus der Narkose aufgewacht war, hatte er sich mit übervorsichtigen Bewegungen einen der Besucherstühle genommen und zu mir ans Bett gesetzt - ein magnetisches Schachspiel unter den gesunden Arm geklemmt. Er trug ein viel zu großes T-Shirt mit „X-Men“-Aufdruck und Boxershorts, die seine Beinchen wie Streichhölzer wirken ließen.
    „Wann hast du so gut Schachspielen gelernt?“, fragte ich.
    „Mit fünf. Papa hat es mir beigebracht.“
    Die Gleichgültigkeit, mit der dieser kleine Junge sein Schicksal ertrug, war beeindruckend. Mit großen haselnussbraunen Augen und unverhohlener Neugier hatte er mein malträtiertes Gesicht ausgiebig betrachtet. Ich hatte mir eine Autounfall-Geschichte aus den Fingern gesogen. Die Wahrheit war mir irgendwie peinlich.
    „Wie ist das mit deinem Arm passiert?“
    „Hab mich an einem Türrahmen gestoßen. Dreifacher Bruch. Wenn ich nicht aufpasse, geht das ganz schnell. Einmal hab ich mir sogar im Schlaf ein Bein gebrochen.“
    „Du bist ganz schön tapfer. Deine Eltern sind bestimmt stolz auf dich.“
    Ein breites Grinsen huschte über Tommys Gesicht und offenbarte zwei Reihen makelloser, strahlend weißer Zähne. „Glaubst du echt? Sie passen auf mich auf, so gut es geht. Immer wenn mir was passiert, sind sie so traurig. Ich will nicht, dass sie meinetwegen traurig sind, aber manchmal bin ich halt ungeschickt.“
    „Mach dir nichts draus, Tommy. Ich bin auch oft ungeschickt.“
    Der kleine Junge hielt sich eine Hand vor den Mund und prustete vergnügt. „Das sieht man.“
    Die Tür ging auf, und drei Halbgötter in Weiß ließen den Raum erstrahlen. Hinter ihnen stampfte Schwester Agathe ins Zimmer.
    „Na, was ist denn hier los?“, rief sie aus. „Wird hier eine Party gefeiert? Ab ins Bett, kleiner Mann. Herr Kramer muss sich schonen. Er hat nicht so viel Übung wie du. Marsch, marsch.“
    Schwester Agathe wedelte mit den Händen wie Karajan.
    Tommy prustete weiter hinter vorgehaltener Hand, als er behutsam aufstand und zu seinem Bett herüberschlich.
    Einer der Ärzte, eine hoch gewachsene Aristokratengestalt mit Adlernase und buschigen Augenbrauen, reichte mir die Hand.
    „Professor Nachtweih. Wie fühlen Sie sich?“
    „Ich könnte Bäume ausreißen. Danke der Nachfrage. Wie lange muss ich hier bleiben?“
    Der Chefarzt lächelte. „Langsam, langsam.“ Er griff nach der Karte an meinem Bettgestell,

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