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Deutsche Geschichte

Deutsche Geschichte

Titel: Deutsche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Mai
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Teilnahme an Turnieren als standesgemäßer Zeitvertreib für einen Ritter. Zur ritterlichen Lebensweise gehörte auch die so genannte »Minne«, die Verehrung adliger Frauen, um deren Gunst und Liebe bei Turnieren gekämpft wurde. Manche rühmten die Frauen auch in Erzählungen und Gedichten, die sie zur Laute vortrugen. Als die bekanntesten »Minnesänger« gelten heute Walther von der Vogelweide, Wolfram von Eschenbach, Hartmann von Aue und Heinrich von Ofterdingen.
    Aus der Ritterzeit stammen einige Werke der Weltliteratur, unter anderem das Nibelungenlied und der Parzival .
    Zum ersten Mal schrieben Dichter nicht in Latein, sondern in ihrer Sprache, in der Sprache des Volkes.
    Eines der schönsten Liebesgedichte deutscher Sprache stammt vermutlich von einem Minnesänger. Wir kennen seinen Namen nicht, aber sein Gedicht rührt uns bis heute – und wir müssen es nicht einmal in modernes Deutsch übersetzen:
    Dû bist mîn, ich bin dîn: des solt dû gewis sîn.
    dû bist beslozzen
    in mînem herzen:
    verlorn ist daz slüzzelîn:
    dû muost immer drinne sîn.
    Viele Ritter nahmen an den Kreuzzügen teil, mit denen die christlichen Stätten im »Heiligen Land« von den Arabern zurückerobert werden sollten. Dabei benahmen sie sich alles andere als ritterlich. Gleich beim ersten Kreuzzug (1096 bis 1099) richteten sie ein furchtbares Blutbad in Jerusalem an.
    Den dritten Kreuzzug von 1189 bis 1192 führte der Stauferkaiser Friedrich I. Er stammte aus einer Ritterfamilie, die ihre Burg auf dem Hohenstaufen im Schwabenland hatte. Wegen seines rötlichen Bartes wurde er von den Italienern »Barbarossa« genannt. Während seiner Regierungszeit zog er sechsmal nach Italien, um seinen Herrschaftsanspruch durchzusetzen und die reichen Städte Oberitaliens zur Zahlung von Steuern und Abgaben zu zwingen. Bei dem Kreuzzug, den der 68-jährige Barbarossa nach Jerusalem führte, ist er am 10. Juni 1190 in einem Fluss ertrunken.
    Die Nachricht vom Tod des beliebten Kaisers löste in Deutschland große Trauer aus. Viele wollten nicht glauben, dass Barbarossa wirklich tot war. Bald wurden Geschichten erzählt, in denen er weiterlebte. Der Sage nach sitzt er bis heute schlafend im Kyffhäuserberg in Thüringen, von wo er eines Tages kommen wird, um die alte Macht und Herrlichkeit des Deutschen Reiches wieder erstrahlen zu lassen.

Wer will Kaiser sein?
    Nach dem Aussterben der Staufer im 13. Jahrhundert war das Ansehen der Kaiserkrone so tief gesunken, dass keiner der Fürsten sie haben wollte. Das Reich drohte in eine Vielzahl weltlicher und geistlicher Fürstentümer, Graf- und Ritterschaften und Freie Städte zu zerfallen. Am mächtigsten waren die sieben Kurfürsten (die Erzbischöfe von Köln, Mainz und Trier, der König von Böhmen, der Pfalzgraf bei Rhein, der Markgraf von Brandenburg und der Herzog von Sachsen), die allein das Recht hatten, einen neuen Kaiser zu wählen. Weil auch sie mehr an ihren eigenen Vorteil als an das Wohl des Reiches dachten, waren sie nicht an einem starken Herrscher interessiert. Und weil sie sich nicht einigen konnten, blieb das Reich von 1254 bis 1273 ohne Regierung. Diese Zeit wird nicht nur die »kaiserlose«, sondern auch die »schreckliche« genannt. Kaufleute, Dörfer, ja ganze Städte wurden von Raubrittern und plündernden Horden überfallen. Kein Leben und kein Eigentum war sicher. Wer stärker war, nahm sich, was er haben wollte. Gesetze wurden nicht mehr geachtet, es herrschte nur noch das Faustrecht.
    Um diesen Zustand zu beenden, trafen sich die Kurfürsten im September 1273 zur Wahl eines Kaisers in Frankfurt. Einer von ihnen, König Ottokar II. von Böhmen, wäre selbst gern Herrscher des ganzen Reiches geworden. Aber er war den anderen Kurfürsten ohnehin schon zu mächtig, sodass sie lieber den vermeintlich schwachen Grafen Rudolf von Habsburg wählten. Bald sollte sich herausstellen, dass sie sich in ihm getäuscht hatten.
    Rudolfs Stammsitz, die Habsburg, lag im Aargau in der Schweiz. Verglichen mit den Kurfürsten war er zwar nur ein kleiner Graf, aber er galt als klug und zäh. Gleich zu Beginn seiner Regierungszeit ging er hart gegen die Raubritter vor, ließ viele hinrichten und ihre Burgen zerstören. Dann erließ er ein Gesetz über den Landfrieden, nach dem jeder Geschädigte vor dem Richter Klage erheben und Schadenersatz verlangen konnte. Wie schon Karl der Große zog er durch das Reich, um selbst nach dem Rechten zu sehen. »Ich bin nicht König geworden, um mich

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