Deutsche Geschichte
19. Jahrhundert in Gestalt das alten Kaisers Wilhelm, der inzwischen natürlich zum Barbablanca (Weißbart) geworden war. Das Kyffhäuser-Denkmal hoch über der Goldenen Aue in Thüringen erinnert an diesen nationalen Überschwang
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Doppelwahl von 1198
1198 wäre es fast mit der staufischen Herrlichkeit vorbei gewesen, denn der Konflikt Welfen- Staufer brach wieder auf: Kaiserbruder Philipp von Schwaben und Otto IV. von Braunschweig wurden beide zum König gewählt. Der im gleichen Jahr inthronisierte Papst Innozenz III. sann auf Schwächung der staufischen Partei und unterstützte Otto. Dafür machte Otto dem Papst umfangreiche Zugeständnisse, offenbar aber nicht genug. Innozenz schwenkte nämlich wieder auf die staufische Seite und präsentierte 1212 Friedrich II., den 1194 geborenen Sohn Kaiser Heinrichs VI., als Gegenkönig. Ein neuer Stauferstern ging auf.
Kreuzzugsversprechen verschleppt
Friedrich konnte sich allerdings bald nicht mehr erinnern, dass er versprochen hatte, Sizilien nicht mit dem Reich zu vereinen. Er vollzog die Einigung in seiner Person und bot der Kurie zum Trost einen Kreuzzug an. Dafür gaben die Innozenz-Nachfolger den Widerstand gegen ein zusammengefasstes Stauferreich auf. Nur: Auch das Kreuzzugsversprechen verschleppte der 1220 zum Kaiser gekrönte Friedrich. 1227 verlor Papst Gregor IX. (1227-41) die Geduld und bannte Friedrich. Er löste ihn erst wieder, als der Kaiser 1229 seinen Kreuzzug mit der Krönung zum König von Jerusalem hatte beenden können. In Deutschland ließ Friedrich seit 1220 seinen Sohn Heinrich (VII.) regieren und griff dort erst ein, als sich dieser von ihm lossagte. 1235 konnte Friedrich den Aufstand niederschlagen und im Reich seinen Sohn Konrad IV. (bis 1254) durchsetzen. Als des Kaisers Macht durch den Sieg über den von der Kurie unterstützten Lombardenbund (1237 Schlacht bei Cortenuova) weiter wuchs, griff der Papst 1239 erneut zum Bann und sprach 1245 sogar die formale Absetzung des Kaisers aus. Gegen den großen Friedrich ließ sich damit nichts erreichen. Nach seinem Tod 1250 aber bröckelte die staufische Bastion.
Achteckiger Grundriss, achteckiger Innenhof, acht achteckige Türme: Nach dem oktogonalen Vorbild der Grabeskirche in Jerusalem ließ Friedrich II. sein Castel del Monte bauen und selbst einen solchen Wehrbau sakral fundieren
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(c) Interfoto, München: S.
Staufische Kunst – von der Romanik zur Gotik
Die Entstehung der Naumburger Stifterfiguren (13. Jh.)
Die Figuren beginnen sich aus dem Wandzusammenhang zu lösen und gewinnen Eigenleben: Die Kunst im Zeitalter der Staufer stand im Zeichen des Übergangs von der massigen romanischen Bauweise zu leichteren, vergeistigten Formen der Gotik. Zwar blieb die sakrale Bindung allen künstlerischen Schaffens noch Jahrhunderte erhalten, doch emanzipierten sich Skulptur und Malerei zunehmend von der Architektur. Das lässt sich sehr gut ablesen an den Stifterfiguren im Naumburger Dom, die keine biblischen Gestalten darstellen, sondern die weltlichen Herrscher, die den Kirchenbau ermöglicht haben. Wie die zwei Jahrhunderte zuvor verstorbenen Gönner ausgesehen hatten, wusste der Künstler natürlich nicht, und dennoch bemühte er sich um fast porträtartige Darstellung nach Modellen, die ihm angemessen erschienen.
Französischer Einfluss in der Baukunst
In der Baukunst kam es zunächst zu regionalen Sonderentwicklungen von der rheinischen Vorliebe für Nischen und Laufgänge bis hin zu gedrungeneren Formen weiter südlich. Bald aber machte sich die Dominanz des französischen Einflusses vereinheitlichend bemerkbar. Der dort schon fortgeschrittene gotische Stil mit seinen Spitzbogen und seinem reichen Zierrat drang nach Westen vor und prägte so bedeutende Bauvorhaben wie das Münster in Ulm, den Dom zu Köln oder die Elisabethkirche in Marburg. Er zeigte sich nicht nur an der Auflockerung des Baukörpers, sondern auch in den Details: an der erblühenden Glasmalerei der Kirchenfenster, an Kreuzgewölben, die den Blick gen Himmel führen, an sprechenden Figurenfriesen, an der Innigkeit der Darstellung, besonders deutlich zu sehen bei Madonnen-Plastiken und der liebevollen Hinwendung der Muttergottes zum Jesuskind, statt der bisher üblichen Betonung ihrer Majestät.
Bamberger Reiter
Ein weiteres berühmtes Werk der Bildhauerkunst der Stauferzeit steht neben der Treppe zum Georgenchor im spätromanischen und frühgotischen Bamberger Dom (geweiht 1237): ein König zu Pferd – den Rang dokumentiert
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