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Dezembergeheimnis

Dezembergeheimnis

Titel: Dezembergeheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Richter
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transportieren, wahrscheinlich würde er nicht mal in einem Stück bis zumAuto kommen. Und so erschöpft, wie sie sich fühlte, könnte sie wohl nicht mal ein Glas Wasser zu ihrem Wagen tragen.
    Mit bleischweren Gliedern rappelte sie sich dennoch hoch. Sie musste sich an den Tischkanten festhalten, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Alles an ihr war schwach, ächzte, tat weh – sie hätte sich am liebsten einfach wieder fallen gelassen. Vielleicht könnte sie sterben, dann wäre Noel nicht mehr so alleine.
    Der hatte sich nicht weiter bewegt, natürlich nicht. Er war tot. Eine leblose Hülle mit einem matschigen Kirschkloß in der Brust.
    Sie trat an ihn heran und betrachtete sein Gesicht, so fremd und trotzdem so vertraut. Ihre Hand zitterte, als sie sie ganz langsam hob und mit den Fingerspitzen über seine harte, spröde Wange fuhr.
    »Noel, du bist«, flüsterte sie, »wirklich alles gewesen, was ich mir je hätte erträumen können. Du warst so ehrlich und fürsorglich   … und hast dich nie abschrecken lassen. Und du bist ehrgeizig«, schon wieder kam die erste Träne und Lea wischte sie mit dem Handrücken fort, »und lieb und witzig und ernst und   … du warst
alles
. Nur kein Mensch.«
    Sie gab sich einen Moment, ihn einfach nur zu betrachten. Wie anders er aussah als noch am vergangenen Morgen. In keiner Weise erinnerte das hier an schlafen.
    »Ich wünschte, du wärst einer gewesen. Oder dass ich eine von deiner Sorte wäre oder egal wie   … Ich wünschte einfach, dass wir   … « Schnell fischte sie eins der Taschentücher aus der Hosentasche.
Ich wünschte, du wärst wieder bei mir. Egal wie, selbst wenn du nur ein Kuchen sein könntest   … Hauptsache, ich könnte weiterhin bei dir sein. Und was auch immer deine Wünsche gewesen sind, dann könnte ich sie erfüllen. Ich will
deine
Wünsche erfüllen!
    Es machte
Bumbumm
, aber sie war zu beschäftigt mit ihren Tränen, um es zu bemerken, und es war auch noch ganz leise. Das zweite
Bumbumm
hingegen war schon lauter und das dritte so deutlich zu hören, dass sie es unter ihrer Hand spürte. Als sie langsam den Kopf hob und genauer hinsah, blieb ihr die Luft im Hals stecken. Wieder hatten sich Risse in der Oberfläche gebildet, doch dieses Mal nur kleine, ganz feine, dafür aber viele.
    Es machte
krack, krack
und knirschte und als auf Noels rechter Schulter etwas von der grauen Kruste abfiel, konnte Lea darunter rosa-fleischige Haut erkennen. Japsend tastete sie mit beiden Händen über die sandigen Krümel auf seinem Oberkörper, die nach und nach überall abperlten und lebendige Haut freigaben.
    Als die Finger neben Lea sich bewegten, fasste sie nach seiner Hand und schon bald spürte sie Wärme. Mit ihrer Rechten begann sie, sein Gesicht frei zu wischen und den Staub aus seinen Haaren zu kämmen. Unter der leblosen, verhärteten Kruste kam überall Leben zum Vorschein, hinter keiner Lücke verbarg sich nur Teig. Und die ganze Zeit spürte sie diesen deutlichen Herzschlag.
    Sie musste seine Hand loslassen, um sich zu versichern, dass überall Körper unter der obersten Schicht steckte. Da waren Beine mit starken Oberschenkeln, behaarte Schienbeine, große Füße. Seine langen Finger bewegten sich als Erste, gaben die Unterarme frei, bis auch alles bis zum Nacken abgeplatzt war; Brust und Bauch folgten.
    Noels Lippen gingen auf und ein heiseres Stöhnen drang aus ihnen hervor. Und als Letztes, als Allerletztes blinzelte er. Es war, als würde ein Schleiervon seinen Augen abfallen und die Iris in einem strahlenden Licht leuchten lassen. Lea glaubte, sie müsste sich wieder auf den Boden fallen lassen.
    »Lea   …?«, stöhnte er. »Wo   … wo sind wir? Was ist passiert?« Er versuchte, sich aufzurichten, ließ sich aber doch wieder nach hinten sinken.
    »Du bist wieder da.« Lea bebte, eine Hand vor den Mund gelegt, während die andere alles von ihm ertastete, was sie greifen konnte. »Du bist zu mir zurückgekehrt. Du bist wirklich wieder da.«
    »Ich fühle mich so seltsam.« Stöhnend stützte er sich auf den Ellenbogen auf und fasste sich an den Kopf. »Als hätte ich eine lange Reise hinter mir   … Und wäre erst jetzt wieder erwacht.«
    Ein Lächeln brach durch, ja fast ein Lachen. »Für meinen Geschmack warst du viel zu lange unterwegs.«
    »Hauptsache angekommen, oder?« Er grinste, doch dann fiel ihm Leas aufgequollenes Gesicht auf und seine Miene wurde besorgt. »Entschuldige, du hast lange auf mich gewartet,

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