Dezemberglut
kann dir Lust schenken. Bilder, Visionen.“
„Ohne Schmerzen?“
„Ohne Schmerzen. Im Gegenteil. Wenn Gregor diese Fähigkeiten nicht eing e setzt hatte, dann nur, um dir absichtlich wehzutun. Wenn wir Macht über das Blut erlangen, der Biss … er bedeutet reine Lust. Er ist der Grund, warum Menschen alles aufgeben, um den Unsrigen zu folgen. Körper und Seele ausliefern und sich selbst versklaven. Bereit sind, sich aussaugen lassen, bis sie sterben.“
„Weil es … so schön sein kann?“, fragte ich verdutzt.
„Schön?“ Damian hob die Schultern. „Lust kann zu einer Sucht werden. Viele Menschen sind empfänglich dafür. Aber … ich würde nie soweit gehen und dir schaden. Niemals.“
„Das weiß ich, und nun will ich es wirklich. Ich vertraue dir.“
Er sah mich forschend an, dann nickte er. D as waren die Worte, auf die er g e wartet hatte. Damian liebkoste meinen Nacken mit den Fingern, hielt inne und lehnte sich etwas zurück.
Ich starrte ihn an. Seine Fangzähne, die ich nun zum ersten Mal zu Gesicht b e kam, mit denen er so einfach meine Haut durchbohren konnte. E r würde es von meiner Reaktion abhängig machen, ob er weitermachte.
Ich beruhigte mich und lächelte. Nahm sein Gesicht vorsichtig in meine Hände, betrachtete es, strich über seine Wangen, berührte seine Lippen, seine langen Zähne, die scharfen Spitzen und küsste ihn.
Seine Erleichterung war groß. Er schloss die Augen, wanderte mit den Lippen über meinen Hals. Spielerisch.
Aber es würde kein Spiel bleiben.
Er hob den Kopf und zog meinen Blick heran. Es war, als würde ich darin ve r sinken, und ich entspannte mich, meinen Körper unter der Berührung seiner Li p pen. Sie liebkosten meinen Hals, sein Biss … war ohne Schmerz. Er bedeutete erneute Lust, die meinen Körper entflammte, Leidenschaft und Hingabe. Damian trank mein Blut, ich spürte Liebe, Stolz, Demut und Ehrfurcht und wusste nicht, ob diese Gefühle zu ihm gehörten oder zu mir.
Was ich sicher wusste war, dass ich nie wieder Angst davor haben würde.
***
Charis war eingeschlafen. Ihr Bein lag über seinem Knie, Damian fuhr sanft da r über, und sie veränderte ihre Position im Schlaf. Ih r Hintern rückte noch näher heran, sie seufzte zufrieden, kuschelte sich an ihn und schlief weiter.
Sein Körper reagierte prompt. Er war schon wieder erregt. Vorsichtig streichelte er durch ihr Haar. Da war ihre Zärtlichkeit, die ihn bezauberte. Und noch mehr. Er dachte daran, wie sie getanzt hatte. Und trainiert, ihren Körper eingesetzt, als sie mit dem Messer übte, sich auf den Kampf konzentriert hatte. Da war die Ve r heißung auf eine weitere, unbändige Seite, die sie noch gar nicht an sich kannte. Er überlegte, wie es sein würde s ie zu führen, diese Seite gemeinsam mit ihr zu entd e cken. Diese Art von Visionen war alles andere als unangenehm, er genoss es, sich ihnen hinzugeben und freute sich darauf, sie Wirklichkeit werden zu lassen.
Ihre Hingabe – nicht nur die ihres Körpers, auch ihr Blut … Sonnenblut … Kraft und Reinheit der Essenz einer Emanati war nicht mit den schnellen Drinks zu vergleichen, die er sonst zu sich nahm. Nichts, was er überhaupt kannte.
Er schloss die Augen und war unendlich dankbar. Er hatte geglaubt, seine Ze r rissenheit wäre zu groß. Er hatte geglaubt, alle Brücken hinter sich verbrannt zu haben. Dass der Weg zurück unmöglich war. Aber nun fühlte er Zufriedenheit und tiefe Ruhe, keinen Zwiespalt und keine Zweifel.
Und wenn er es doch vermasselte? So wie alles andere auch? Und sie unglüc k lich machte? Er hatte keine Ahnung, keine Erfahrung in diesen Beziehungsdingen. Auch Max hatte ja gesagt, er sei beziehungsmäßig ein Anfänger.
Aber alles Neue fängt schließlich irgendwann an, und nochmals verzichten, sie auf zu geben, war unmöglich .
Plötzlich spürte er Angst in sich aufsteigen. Das Leben, das die Gemeinschaft führte, vor allem das Leben mit ihm, war ständig voller Gefahren. Er wollte ihr all das Schlimme ersparen, was er selbst schon erlebt hatte. Er wollte sie beschützen, mehr als alles andere. Aber konnte er das? Sicher nicht. Nicht immer, nicht vor allem.
War es möglich, gleichzeitig so froh und voller Furcht zu sein?
Kurz kehrten die Zweifel zurück, doch gab es nichts was er bereute, keinen Ort, an dem er lieber wäre, als hier bei ihr.
Damian betrachtete ihr Profil, die Linie ihres Kinns, ihre Wangen. Die langen, weichen Wimpern. Ihre Lippen kamen ihm noch voller vor, leicht
Weitere Kostenlose Bücher