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Dezemberglut

Dezemberglut

Titel: Dezemberglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda K. Heyden
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Club verließ, folgte ihm Olivers wohlwollender Blick. „Diese Unschuld“, seufzte er.
    „Allerdings.“ Jack zeigte schlechte Laune in ungewohnter Intensität. „Fast hätte ich gedacht, er würde das Rennen doch nicht machen.“
    „Oliver hat nicht von Charis gesprochen“, meinte Pierre.
    Oliver lächelte nur.

Kapitel 30

    Inzwischen waren sie von Tschechien nach Polen und wieder zurück nach Deutschland gezogen, und langsam fing Christian an, sich an sein neues und u n bequemes Leben zu gewöhnen.
    Er hasste, wer er inzwischen geworden war, aber seine Hoffnung war das Sp ä ter, und mit dieser Hoffnung gelang es ihm immer wieder, Furcht und bitterste Resignation abzuwehren, bevor sie endgültig Besitz von ihm ergreifen konnten.
    Letztendlich war er ein Gewinner, und die beste Zeit lag vor ihm, das wusste er genau. Bis dahin würde er abwarten, ihm blieb ja sowieso nichts anderes übrig.
    Vor dem Spiegel blieb er stehen und betrachtete sich kritisch.
    Auch mit seinem Aussehen war er mehr als unzufrieden. Der Besuch bei einem guten Friseur war mehr als überfällig. Sein Haar brauchte dringend einen Schnitt und Farbe. Früher hatte er Strähnchen in drei unterschiedlichen Blondtönen. Nun betrachtete er seinen dunklen Ansatz. Der alte Blondton passte sowieso nicht zu seinem blassen Teint . Er brauchte unbedingt eine erstklassige Beratung. Auße r dem hatte er kaum noch vernünftige Klamotten. Naiv, wie er war, hatte er g e glaubt, seinen Lebensstandard schon bald nach seiner Wandlung weiter hoc h schrauben zu können. Aber auch darauf würde er wohl noch dreißig Jahre warten müssen. Dreißig Jahre!
    Martin machte sich nichts aus Luxus, was Christian völlig unverständlich fand. Martin wusste einfach nicht, was er verpasste, und das war nur einer der Gründe, warum Christian ihn verachtete. Er verachtete und fürchtete ihn, aber gleichzeitig begehrte und brauchte er ihn mit einer Intensität, die ihn immer wieder aufs Neue entsetzte.
     
    Diese Obdachlose, die nun schon seit über einer Woche bei ihnen wohnte, bede u tete eine ernst zu nehmende Gefahr. Martin hatte sie in einem Hauseingang au f gegriffen. Sie schien noch nicht allzu lange auf der Straße zu leben, denn sie war ganz hübsch mit ihren langen dunklen Haaren. Außerdem war sie sehr laut beim Sex, und der schien Martin so viel Spaß zu machen, dass er sie weder getötet noch in die Stadt zurückgebracht hatte. Inzwischen wusste diese junge Frau sogar, wer und was sie waren. Aber das störte sie nicht im Geringsten. Im Gegenteil.
    Christian beobachtete, wie sie Martin umschmeichelte. Sie war alles andere als dumm. Dumm war Martin allerdings auch nicht, deshalb rätselte Christian über dessen Motive. Vermutlich bedeutete sie ihm nicht mehr als ein amüsanter Zei t vertreib, aber sicher war sich Christian nicht. Hoffentlich steckte nicht mehr d a hinter. Dass Martin diese Frau inzwischen immer um sich haben wollte und alle Dienste und Arbeiten ausschließlich ihm überließ, war bestimmt kein gutes Ze i chen. Und seit Martin ihm, Christian, nicht mehr erlaubte, ihr Blut zu nehmen, machte er sich ernsthafte Sorgen. Er wusste, dass Martin plante, eine neue „Fam i lie“ zu gründen, also weitere Menschen in Vampire zu wandeln. Eigentlich hatte er sich mit dieser Vorstellung abgefunden, ihn mit anderen zu teilen, erfüllte Christian gleichzeitig mit Angst und Erleichterung.
    Aber ausgerechnet sie? Hatte Martin etwa vor, auch sie zu wandeln?
    Christian war sicher gewesen, sich einen Vorsprung vor den Nachfolgenden e r arbeitet zu haben, einen Vorsprung durch Erfahrung, Wissen, Vertrauenswürdi g keit und intelligentem Verhalten. Aber die neue Frau war jetzt schon dabei, die Hierarchie zu verändern, und das war falsch, inakzeptabel und vor allem gefäh r lich. Für ihn.
    Heute durfte er immerhin allein in die Stadt. Wenn man diese Stadt in Sachsen überhaupt so nennen konnte. Na ja. Gegen Berlin kam ihm jede Stadt wie sein süddeutsches Heimatdorf vor.
    Martin hatte ihn in den Umgang mit Liquid Ecstacy eingeführt. Aber heute hielt Christian nicht nach einem Jungen Ausschau, der ihm gefiel. Er hoffte, einer Frau zu begegnen, die Martins Favoritin ausstechen konnte.
    Christian besuchte nun schon den zweiten Club, und als er es nicht mehr zu hoffen wagte, tauchte sie plötzlich auf. Inzwischen wusste er, welchen Frauentyp Martin bevorzugte, und diese war perfekt. Ein südländischer Typ mit langen schwarzen Locken, die ihr fast bis zu den Hüften

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