Dezemberglut
umzudrehen.
„Wir waren lange nicht mehr hier. Der Club wurde umgebaut. Eine neue Zw i schenetage. Stahl und Plüsch. Dort ist er mir entwischt.“
Damian, der sein Schwert gereinigt hatte, wandte nun den Kopf. „Plüsch? Dafür hätte ich mir fast eine Kugel eingefangen?“
Max zuckte die Achseln. „Scheint so.“ Dann grinste er. „Bist du wieder mit vo l lem Anlauf in die Scheiße gerannt? Du solltest dich mal sehen.“
Damian stand auf und schaute an sich hinunter. Jacke, Hose, Stiefel, alles war voller Matsch. Er hob seine Mütze auf und fuhr sich mit dem Handrücken durchs Gesicht. Auch hier hatte er seinen Teil abbekommen. Vielleicht wäre es besser gewesen, stattdessen die Kugel einzufangen.
Er warf Max einen ärgerlichen Blick zu. „Meine Autositze!“
Max hob die Schultern. „Du brauchst Schonbezüge. Am besten aus Kunststoff. Das habe ich dir schon beim letzten Mal gesagt.“ Er warf einen letzten Blick auf die verfallenden Überreste, von denen bald nichts mehr zu sehen sein würde. „Schade, dass sie nie nach Rosen duften.“
Damian schnaubte. Sie gingen schweigend zurück zum Parkplatz. Damian ve r staute die Jacke vorn i m Kofferraum, holte eine Decke hervor und legte sie über den Fahrersitz.
Sie fuhren zurück zur Zentrale. Damian steuerte den Porsche in das Parkhaus des Aeternitas und hielt an.
Max stieg aus. „Kommst du nicht mit?“
„Nein.“
„Die Sonne geht auf.“
„Ich beeile mich.“
„Du verdammter Idiot. Bleib hier!“
Damian schenkte dem schimpfenden Freund ein träges Lächeln und rollte mit ungewohnter Langsamkeit in Richtung Ausfahrt.
Es wäre vernünftiger gewesen, den Tag ebenso wie Max in der Zentrale zu ve r bringen. Damian spürte den dumpfen Druck des heraufziehenden Sonnenau f gangs, der sich immer heftiger in seinen Kopf bohrte. Draußen gab er Vollgas und wusste, es würde dennoch knapp werden. Verdammt knapp.
Als er endlich aus dem Auto sprang und die Tür seiner Wohnung hinter sich zuzog, schmerzte sein Körper, als würde sein Blut bereits Feuer fangen. Er stützte sich an der Tür ab und schloss die Augen.
Russisches Roulette.
Irgendwann würde er sich den Arsch verbrennen. Und mehr.
Aber nicht heute.
Kapitel 2
Damian setzte sich unaufgefordert in den Stuhl, der Julians Schreibtisch gege n überstand. „Sam meinte, du wolltest mich sprechen?“
„Ja.“ Julian musterte ihn von seiner Wollmütze bis zum Dreck an seinen Sti e feln. „War die Jagd erfolgreich?“
Damian hob die Schultern. „Gestern war ich mit Max und heute allein unte r wegs. Eben habe ich den zweiten Dämon aus einer Wohnung in Kreuzberg he r ausgeholt und eliminiert. Also, was ist los?“
„Du weißt, dass ich mich für das Arkanum zurückziehen werde?“
„Hat sich herumgesprochen.“
„Es geht um die siebzehn Vampire, die Gregor gewandelt hat. Nie zuvor hatten wir so viele Junge in unserer Obhut, die unfähig sind, sich selbst zu versorgen, ohne ein Gemetzel unter den Menschen zu veranstalten. Wir stehen vor neuen Herausforderungen. Und Aufgaben, die auch dich betreffen.“
„Inwiefern?“ Damians Blick zeigte erstmals Interesse.
„Wir können nicht erlauben, dass diese Siebzehn frei in Berlin umherlaufen. Eva wird die Blutversorgung übernehmen und die Organisation von Wohnraum, s o bald sie ihre Zellen verlassen dürfen. Oliver führt die Gespräche und entscheidet, wer von ihnen soweit ist. Pierre übernimmt eine Art … Lernprogramm. Sie bra u chen Unterricht. Beschäftigung. Struktur. Sie müssen die Regeln des Überlebens lernen und die der Gemeinschaft. Pierre war lange genug Daniels Mentor und weiß, worauf es ankommt.“
„Und was hat das alles mit mir zu tun?“
„Du wirst eines von Gregors Opfern in deine Obhut nehmen. Als Mentor, so, wie die anderen Älteren auch. Du wirst unterrichten, zusammen mit Max und Armando. An den Treffen des Inneren Kreises teilnehmen. Und dann, Damian, gibt es eine weitere Aufgabe nur für dich. Du wirst die Patrouillen bei Neumond organisieren. Dienstpläne. Alles, was wichtig ist.“
„Ich?“, fragte Damian verblüfft. „Ich habe andere Pflichten. In den letzten Ja h ren habe ich mehr Dämonen getötet als ihr alle zusammen.“
„Weil du nichts anderes zu tun hattest“, antwortete Julian verärgert. „Aber es reicht, Damian. Es reicht wirklich. Du hast so viele gerettet …“
„… und so viele nicht!“
Julian hob die Hand. „Aber ich bin es leid, dass du dich allen anderen Aufgaben entziehst,
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