DGB 01 - Aufstieg
umdrehten, sahen sie, dass der Kriegsmeister den Kopf
schüttelte und sich mit der Hand über den Mund fuhr. Eine Art Lächeln kehrte in
seine weit auseinanderstehenden Augen zurück. »Terra, meine Söhne. Wie doch
manchmal der geschmolzene Kern Cthonias in uns brennt.«
Horus setzte sich auf eines
der langen, gepolsterten Sofas und winkte ihnen mit einer beiläufigen Handbewegung.
»Hart wie ein Stein, Cthonia, heiß wie die Hölle im Herzen. Vulkanisch. Wir
haben alle die Hitze der tiefen Erzgruben kennengelernt. Wir wissen alle, wie
manchmal die Lava hochschießt, ohne Vorwarnung. Er ist in uns allen und hat uns
alle geformt. Hart wie Stein, mit einem brennenden Herzen. Setzt euch. Nehmt
euch Wein. Verzeiht meinen Ausbruch. Ich will euch in meiner Nähe haben. Ein
halbes Mournival ist besser als nichts.«
Sie setzten sich auf das
Sofa ihm gegenüber. Horus nahm sich einen frischen Pokal und schenkte sich Wein
aus einem silbernen Krug ein. »Der Weise und der Stille«, sagte er. Loken
wusste nicht genau, für wen der Kriegsmeister ihn hielt. »Dann beratet mich.
Ihr wart beide viel zu still bei dieser Debatte.«
Aximand räusperte sich.
»Ezekyle hat... nicht ganz unrecht«, begann er. Er versteifte sich, als er sah,
wie der Kriegsmeister die Augenbrauen hob.
»Nur weiter, mein Kleiner.«
»Wir... führen diesen
Kreuzzug nach gewissen Doktrinen. Das haben wir zwei Jahrhunderte lang so gemacht.
Gesetze des Lebens, Gesetze, auf denen das Imperium fußt. Sie sind nicht
willkürlich. Sie wurden uns gegeben, um sie hochzuhalten, und zwar vom
Imperator persönlich.«
»Von allen geliebt«, sagte
Horus.
»Die Doktrinen des
Imperators leiten uns seit Beginn des Kreuzzugs. Wir waren ihnen nie
ungehorsam.« Aximand machte eine kurze Pause und fügte dann hinzu. »Bis jetzt.«
»Du hältst das hier für
Ungehorsam, mein Kleiner?«, fragte Horus. Aximand zuckte die Achseln. »Was ist
mit dir, Garviel?«, fragte Horus. »Siehst du die Sache so wie Aximand?«
Loken blickte ihm in die
Augen. »Ich weiß, warum wir Krieg gegen das Interex führen sollten,
Kriegsmeister«, sagte er. »Mich interessiert aber, warum Sie glauben, dass wir
es nicht sollten.«
Horus lächelte. »Endlich
jemand, der nachdenkt.« Er erhob sich und ging mit dem Pokal in der Hand zur
rechten Wand seiner Kabine, die ein Wandgemälde schmückte. Das Gemälde zeigte
den Imperator, über allem schwebend und die wirbelnden Sternkonstellationen in
der ausgestreckten Hand. »Die Sterne«, sagte Horus. »Seht ihr, hier? Wie er sie
aufnimmt? Die Tierkreise wirbeln wie Glühwürmchen in seinem Griff. Die Sterne
sind das Geburtsrecht der Menschheit. Das hat er zu mir gesagt. Das gehörte zu
den allerersten Dingen, die er zu mir gesagt hat, als wir uns kennenlernten.
Ich war damals wie ein Kind, aus dem Nichts aufgezogen. Er setzte mich neben
sich und zeigte auf den Himmel. Diese Lichtpunkte, sagte er. Wir haben
Generationen darauf gewartet, sie zu meistern. Stell dir vor, Horus, jeder
Einzelne eine menschliche Kultur, jeder Einzelne ein Reich der Schönheit und
Großartigkeit, frei von Hader, frei von Krieg, frei von Blutvergießen und der
tyrannischen Unterdrückung durch nichtmenschliche Herrscher. Mach keinen
Fehler, sagte er, dann werden sie uns gehören.«
Horus folgte mit den
Fingerspitzen langsam dem Wirbel der gemalten Sterne, bis seine Hand dem Bild
der Hand des Imperators begegnete. Er nahm die Hand weg und drehte sich wieder
zu Aximand und Loken um. »Als ich noch jung war, auf Cthonia, habe ich die
Sterne nur sehr selten gesehen. Der Himmel war so oft voller Rauch und Asche,
aber ihr erinnert euch natürlich.«
»Ja«, sagte Loken.
Klein-Horus nickte.
»In den wenigen Nächten,
wenn die Sterne zu sehen waren, habe ich sie voller Staunen betrachtet. Voller
Staunen darüber, was sie wohl wären und was sie wohl bedeuteten. Kleine,
rätselhafte Funken aus Licht, deren Dasein einen Sinn haben musste. Diese Dinge
habe ich mich jeden Tag meines Lebens gefragt, bis der Imperator kam. Ich war
nicht überrascht, als er mir sagte, wie wichtig sie seien. Ich will euch eine
Geschichte erzählen«, sagte Horus, während er zu ihnen zurückkehrte und sich
wieder setzte.
»Das Erste, was mein Vater
mir gab, war ein astrologischer Text. Er war ganz einfach, eine Kinderfibel.
Ich habe sie hier noch irgendwo. Ihm war mein Staunen über die Sterne
aufgefallen, und er wollte, dass ich etwas
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