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DGB 01 - Aufstieg

DGB 01 - Aufstieg

Titel: DGB 01 - Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett
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Mersadie Oliton hatte die ersten achtundzwanzig Jahre
ihres neunundzwanzigjährigen Lebens auf Terra verbracht, und dies war nicht
Terra.
       Der Iterator mit dem
Auftrag, sie zu begleiten, war kaum nützlicher. Er war ein bescheidener,
olivhäutiger Mann namens Memed, noch keine zwanzig Jahre alt, und besaß einen
Furcht erregenden Intellekt und ein frühreifes Genie. Aber der unruhige Flug
der Fähre durch die Atmosphärenschichten vertrug sich nicht mit seiner
Konstitution, und die meiste Zeit war er nicht in der Lage, ihre Fragen zu
beantworten, weil er zu beschäftigt damit war, sich in eine Plastiktüte zu
übergeben.
       Die Fähre setzte auf einem Stück
Rasen zwischen Reihen beschnittener und entwipfelter Bäume acht Kilometer
westlich der Hochstadt auf. Es war früher Abend, und in dem violetten Schimmer
an den Rändern des Himmels funkelten bereits Sterne. Schiffe flogen in großer
Höhe mit blinkenden Positionslichtern über sie hinweg. Mersadie betrat die
Rampe der Fähre und dann das Gras, während sie die seltsamen Gerüche und leicht
abweichende Atmosphäre der Welt einatmete.
       Sie blieb wie angewurzelt
stehen. Die Luft, offenbar sauerstoffreich, machte sie schwindlig, und dieser
Schwindel wurde weiter verstärkt durch den Gedanken daran, wo sie war.  
       Zum ersten Mal in ihrem
Leben stand sie auf fremdem Boden, auf einer anderen Welt. Es kam ihr sehr
bedeutend vor, als sollte eine Kapelle dazu spielen. Soviel sie wusste, gehörte
sie zu den allerersten Memoratoren, denen die Landung auf einer eroberten Welt
gestattet wurde.
       Sie drehte sich zu einem
Blick auf die entfernte Stadt um, nahm das Panorama in sich auf und übergab es
ihren Speicherschleifen.  
       Sie klick-blinzelte mit den
Augen, um gewisse Ansichten digital zu speichern, während ihr auffiel, dass
immer noch Rauch aus der Stadt aufstieg, obwohl die Kämpfe schon Monate
zurücklagen.
       »Wir nennen die Welt
Dreiundsechzig-Neunzehn«, sagte der Iterator, der hinter ihr die Rampe
herunterkam. Anscheinend hatte sich sein Zustand nach der Landung stabilisiert.
Sie wich geziert vor dem sauren Gestank der Übelkeit in seinem Atem zurück.
       »Dreiundsechzig-Neunzehn?«,
fragte sie.
       »Das hier ist die neunzehnte
Welt, die von der 63. Expeditionsflotte eingegliedert wurde«, sagte Memed,
»obwohl wir hier natürlich noch keine volle Eingliederung erreicht haben. Die
Charta muss noch ratifiziert werden. Der Gewählte Statthalter Rakris hat
Schwierigkeiten, ein williges Koalitionsparlament zu bilden, aber
Dreiundsechzig-Neunzehn erfüllt seinen Zweck. Die Einheimischen nennen diese
Welt Terra, und wir können keine zwei Welten dieses Namens dulden, oder? Wie
ich die Sache sehe, war das überhaupt die Wurzel allen Übels hier...«
       »Ich verstehe«, sagte
Mersadie, während sie sich entfernte. Sie legte die Hand auf die Rinde eines
entwipfelten Baums. Er fühlte sich... echt an. Sie lächelte und klick-blinzelte
ihn. In ihrem erweiterten Geist bildete sich bereits, mit visuellen
Stichpunkten, die Grundlage ihrer Erzählung. Sie würde eine persönliche
Perspektive einnehmen. Sie würde das Neue und Unvertraute ihrer ersten Landung
auf einem fremden Planeten als Thema wählen, um das sich ihre Memoration
drehte.
       »Es ist ein wunderschöner
Abend«, verkündete der Iterator, als er neben ihr stehen blieb. Er hatte seine
überschwappenden Tüten mit Erbrochenem am Fuß der Rampe abgestellt, als erwarte
er, dass sie jemand für ihn beseitigen werde.
       Die vier zu ihrem Schutz
abgestellten Armeesoldaten würden es gewiss nicht tun. In ihren schweren
Samtmänteln und Tschakos schwitzend, das Gewehr an einer Schlinge um die
Schulter, formierten sie sich um sie.
       »Frau Oliton?«, sagte der
Offizier. »Er wartet.«
       Mersadie nickte und folgte
ihnen. Sie hatte Herzklopfen. Es handelte sich um ein ziemliches Ereignis. Eine
Woche zuvor war ihre Freundin und Mit-Memoratorin Euphrati Keeler, die bisher
entschieden mehr erreicht hatte als alle anderen Memoratoren, in der Stadt
Kaentz im Osten zugegen gewesen und hatte Kreuzzugs-Unternehmungen beobachtet,
als man Maloghurst lebend gefunden hatte.
       Der Schildträger des
Kriegsmeisters, totgeglaubt, als die Schiffe seiner Gesandtschaft aus der
Umlaufbahn gesprengt worden waren, hatte überlebt und war der Katastrophe per
Landekapsel entgangen. Schwer verwundet, hatte ihn die Familie eines Bauern
unweit der Stadt Kaentz gepflegt und beschützt.

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