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DGB 01 - Aufstieg

DGB 01 - Aufstieg

Titel: DGB 01 - Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett
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manchmal sogar
versuchte, Art und Form ihrer Darstellung nachzuahmen.
       Zuerst notierte er nur ein
oder zwei Beispiele, während er von einer Straße zur anderen ging, doch dann
ging er pauschaler vor und vermerkte beinahe jeden Wahlspruch, den er sah.
Diese Tätigkeit erfüllte ihn mit Befriedigung und Entzücken. Er konnte ganz
entschieden spüren, wie sich eine Lyrik formte, in den Worten Gestalt annahm,
die er las und niederschrieb. Sie würde überragend sein. Nach Jahren der
Abwesenheit war die Muse in seine Seele zurückgekehrt, als sei sie nie fort
gewesen.
       Ihm ging auf, dass er
vollkommen die Zeit vergessen hatte. Zwar war es immer noch heiß und drückend,
aber es war schon spät, und die Sonne hatte sich weit über den Himmel
vorgearbeitet. Er hatte beinahe zwanzig Seiten gefüllt, fast die Hälfte seines
Notizbuchs.
       Ein jäher Stich durchzuckte
ihn. Und wenn nur noch neun Notizbücher Genius in ihm steckten? Wenn die Kiste
mit Bondsman Nummer 7, die er sich vor so langer Zeit hatte liefern lassen, das
kreative Limit seiner Karriere darstellte?
       Er schauderte, da es ihn
trotz der drückenden Hitze eiskalt überlief, und er steckte Notizbuch und Stift
wieder ein. Er stand an einer einsamen, vom Krieg entstellten Straßenecke, von
der Sonne gestraft und unfähig zu ergründen, in welche Richtung er sich wenden
sollte.
       Zum ersten Mal seit seiner
Flucht von Peeter Egon Momus' Präsentation verspürte Karkasy Furcht. Er hatte
das Gefühl, aus den blinden Ruinen würden ihn Augen beobachteten.
       Erkehrte um und ging
zurück, durch kiesigen Schatten und staubiges Licht. Nur ein oder zwei Mal
veranlasste ihn ein neues Graffiti, stehen zu bleiben und sein Notizbuch wieder
hervorzuholen.
       Er war einige Zeit
marschiert - wahrscheinlich im Kreis, denn mittlerweile sahen alle Straßen
gleich aus -, als er die Gaststätte fand. Sie belegte Keller und Erdgeschoss
eines großen Basalthauses und war nicht durch Schilder gekennzeichnet, aber der
Essensgeruch verriet es. Türjalousien zur Straße waren geöffnet, und eine
Handvoll Tische stand draußen. Zum ersten Mal sah er Leute in größerer Anzahl.
Einheimische, in dunklen Sonnenumhängen und Schals, ebenso träge und apathisch
wie die wenigen Seelen, die er bisher in Hauseingängen erblickt hatte. Sie
saßen unter einer zerfledderten Markise an den Tischen, allein oder in stummen
Gruppen, tranken Schnaps aus kleinen Gläsern oder aßen mit den Fingern aus
Schalen.
       Karkasy erinnerte sich an
den Zustand seiner Kehle, und sein Bauch erinnerte sich mit einem Knurren an
sich selbst.
       Er ging hinein, in den
Schatten, und nickte den Gästen höflich zu.
       Niemand reagierte.
       In der kühlen Düsternis fand
er eine hölzerne Theke mit einer Anrichte dahinter vor, die mit Gläsern und
Flaschen beladen war.  
       Die Betreiberin der
Gaststätte, eine alte Frau in einem Khakigewand, beäugte ihn argwöhnisch.
       »Hallo«, sagte er.
       Sie antwortete mit einem
Stirnrunzeln.
       »Verstehen Sie mich?«,
fragte er.
       Sie nickte zögernd.
       »Das ist gut, sehr gut. Man
hat mir gesagt, unsere Sprachen seien sehr ähnlich, es gebe aber einige andere
Akzente und Dialekte.« Er brach ab.
       Die alte Frau sagte etwas
wie »Was?«, aber es mochte auch irgendein Fluch oder ein anderes Fragewort
gewesen sein.
       »Sie haben etwas zu essen?«,
fragte er. Dann mimte er Essensbewegungen.
       Sie starrte ihn weiterhin
an.
       »Essen?«, fragte er.
       Sie antwortete mit einem
Strom gutturaler Worte, von denen er keines verstand. Entweder hatte sie nichts
zu essen, oder sie wollte ihn nicht bedienen. Vielleicht hatte sie auch einfach
nichts für seinesgleichen.
       »Dann etwas zu trinken?«,
fragte er.
       Keine Antwort.
       Er mimte trinken, und als
das nichts brachte, zeigte er auf die Flaschen hinter ihr.
       Sie drehte sich um und nahm
eine der Flaschen, als habe er direkt auf diese gezeigt. Sie war zu drei
Vierteln mit einer klaren, öligen Flüssigkeit gefüllt, die in der Düsternis hin
und her schwappte. Sie stellte sie auf die Theke und dann ein Schnapsglas
daneben.
       »Sehr gut«, lächelte er.
»Sehr, sehr gut. Gut gemacht. Ist der einheimisch? Aha! Natürlich ist er das,
natürlich. Eine hiesige Spezialität? Sie werden es mir nicht sagen, oder? Weil
Sie keine Ahnung haben, was ich eigentlich rede, nicht wahr?«
       Sie starrte ihn mit leerem
Blick an.
       Er nahm die Flasche

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