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DGB 01 - Aufstieg

DGB 01 - Aufstieg

Titel: DGB 01 - Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett
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wütend,
verfluchten die Eroberer oder kündeten trotzigen Widerstand an. Sie schrien
nach Tod, Aufstand, Rache.
       Andere waren Listen, die
sorgfältig die Namen der an dem entsprechenden Ort Gestorbenen festhielten,
oder flehentliche Bitten um Nachrichten von den vermissten Angehörigen, die
nachstehend aufgelistet waren. Wieder andere waren verzweifelte Bekundungen der
Trauer oder minutiös und mit zarter Hand transkribierte Texte mit irgendeiner
heiligen Bedeutung.
       Karkasy geriet zunehmend in
ihren Bann, fühlte sich von ihrer Vielfalt und ihrem gegensätzlichen Inhalt und
den von ihnen zum Ausdruck gebrachten Gefühlen angezogen. Zum ersten Mal, seit
er Terra verlassen hatte, spürte er, wie der Poet in ihm wahrhaftig reagierte.
Das Gefühl erregte ihn. Er hatte schon befürchtet, seine Poesie bei seinem
eiligen Aufbruch von Terra zufällig zurückgelassen zu haben, oder dass sie sich
krank stellte und noch zusammengefaltet und unausgepackt in seinem Schiffsquartier
lag wie ein ungeliebtes Hemd.
       Er spürte die Rückkehr der
Muse, und das ließ ihn trotz der Hitze und der Ausgedörrtheit seiner Kehle
lächeln. Schließlich war es nur angemessen, dass es Worte waren, welche die
Worte in seinen Verstand zurückbrachten.
       Er zückte Notizbuch und
Stift. Er war ein Mann mit traditionellen Neigungen und glaubte, dass große
Lyrik nicht auf dem Schirm einer Datentafel komponiert werden konnte, eine
Ansicht, die beinahe zu einer Schlägerei zwischen ihm und Palisad Hadray geführt
hatte, der anderen »bemerkenswerten Poetin« in der Gruppe der Memoratoren. Das
war am Anfang ihres Flugs zur Expeditionsflotte gewesen, bei einem der
inoffiziellen Festessen, die abgehalten wurden, damit die Memoratoren einander
kennenlernten. Er hätte einen Faustkampf gewonnen, wenn es dazu gekommen wäre,
dessen war er ziemlich sicher - obwohl Hadray eine besonders ausladende und
grimmige Frau war.
       Karkasy bevorzugte
Notizbücher mit dickem cremefarbenen Büttenpapier, und zu Beginn seiner langen,
gefeierten Karriere hatte er einen Lieferanten in einer von Terras arktischen
Makropolen ausfindig gemacht, der sich auf antike Methoden der
Papierherstellung spezialisiert hatte. Die Firma nannte sich Bondsman und bot
ein besonders schönes Notizbuch im Quartformat mit fünfzig Blatt und einem
Einband aus weichem schwarzen Kalbsleder mit einem Elastikband als Verschluss
an. Das Bondsman Nummer 7. Karkasy, damals noch ein blasser, sturköpfiger
Jugendlicher, hatte einen erheblichen Teil seiner ersten Tantiemen für eine
Bestellung von zweihundert Stück davon ausgegeben. Die Notizbücher waren in
einer gewachsten, mit Krepppapier ausgelegten Kiste angekommen, die, wenigsten
für ihn, nach Genie und Potenzial roch. Er hatte die Bücher sparsam benutzt und
keine einzige kostbare Seite leer gelassen, bevor er ein neues begann. Als er
berühmt wurde und sein Einkommen in die Höhe schnellte, hatte er oft daran
gedacht, noch eine Kiste zu bestellen, den Gedanken aber immer verworfen, wenn
ihm klar wurde, dass er immer noch über die Hälfte der ersten Lieferung besaß.
Alle seine großen Werke waren auf den Seiten eines Bondsman Nummer 7 komponiert
worden. Seine Fanfare an die Einheit, alle elf Imperialen Kantaten, seine Ozeangedichte, sogar die hochgelobten und häufig neu aufgelegten Reflexionen
und Oden, geschrieben in seinem dreizehnten Jahr. Sie hatten seinen Ruf
untermauert, und er hatte den Äthiopischen Dichterpreis gewonnen.
       Im Jahr vor seiner Auswahl
als Memorator, nach einer Dekade, die man mit Fug und Recht als eine Phase der
kreativen Flaute bezeichnen konnte, in der er von vergangenen Großtaten zehrte,
hatte er beschlossen, seine Muse durch die Bestellung einer weiteren Kiste zu
verjüngen. Zu seiner Bestürzung hatte er erfahren, dass Bondsman die Produktion
eingestellt hatte.
       Ignace Karkasy besaß noch
neun unbenutzte Notizbücher. Er hatte sie alle auf die Reise mitgenommen. Aber
bis auf ein oder zwei Seiten idiotischen Gekritzels waren sie leer.
       An einer glühendheißen,
staubigen Straßenecke holte er das Notizbuch aus seiner Jackentasche und löste
das Elastikband. Er fand seinen Stift - einen antiken Füllfederhalter, denn
sein traditionalistischer Geschmack bezog sich auch auf die anderen Werkzeuge -
und fing an.
       Die Hitze hatte die Tinte in
der Feder beinahe ausgetrocknet, aber er machte dennoch weiter, schrieb die
Stellen der Mauerbeschriftung ab, die ihn anrührten, wobei er

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