DGB 04 - Kreuzer Eisenstein
Präsenz des lilafarbenen
Stormbird mit kaum verschleiertem Sarkasmus ab. »Typisch für ihn.«
Nach genauerem Hinsehen stellte
Garro fest, dass das Schiff nicht die Kennzeichnungen trug, die es als
Transportmittel eines Primarchen ausgewiesen hätten. Erst jetzt wurde ihm
bewusst, dass es in der Flotte keinen Hinweis auf die Anwesenheit von Fulgrims
Sturmschiff Feuervogel gegeben hatte.
Er überlegte, ob dies Teil
jener Politik war, von der sein Meister zuvor gesprochen hatte. Es machte ihn
stutzig, denn er war stets davon ausgegangen, dass die Primarchen eine
friedliche Bruderschaft bildeten. Ihm erschienen sie als Kameraden von solch
erhabenem Status, dass sie über kleinlichen Gefühlen wie Eifersucht oder
Streitlust stehen mussten. Zum ersten Mal kamen ihm diese Überlegungen recht
naiv vor. Astartes wie Garro und Grulgor standen über den normalen Menschen und
vertraten doch immer noch unterschiedliche Ansichten, sogar öfter, als es
Nathaniel recht war.
War es da tatsächlich eine
Überraschung, dass bei den Primarchen, die so weit über den Astartes standen
wie die Astartes über den Menschen, die gleichen Meinungsverschiedenheiten herrschten?
Vielleicht war das sogar eine
gute Sache, überlegte er. Wenn die Primarchen zu sehr in die Nähe von Göttern gerückt
wurden, dann konnten sie aus den Augen verlieren, dass dies das Imperium der
Menschen war und dass ihr Dienst im Namen des Imperators dem Allgemeinwohl zugute
kam.
Ein schweigender Angehöriger
der Sons of Horus führte die Gruppe über das höhlenartige Landedeck zu einem
pneumatischen Wagen, der darauf wartete, sie zu den Bugdecks der Rächender
Geist und damit zu Lupercals Hof zu bringen. Garro sah zu einem Wirrwarr
aus skelettartigen Brücken und Gängen über ihnen, manche mit schweren Kränen
und Waffen bestückt, andere mit Stegen für Servitoren und Besatzungsmitglieder.
Dort oben herrschte sonderbare Ruhe, wenn man berücksichtigte, dass sie sich an
Bord eines Raumschiffs befanden, das für einen großen Kampfeinsatz vorbereitet
wurde. Der Gefechtshauptmann hatte erwartet, dass sich da oben Dutzende Leute
drängten, um die Ankunft des Primarchen mitzuverfolgen. Selbst auf dem
Flaggschiff des Kriegsmeisters kam es nicht jeden Tag vor, dass Abordnungen von
gleich drei anderen Legionen gleichzeitig an Bord waren. Er schaute sich
genauer um, da er damit rechnete, dass einige Männer aus Horus' Legion das
Geschehen beobachteten, konnte jedoch nur eine Handvoll Deckarbeiter entdecken.
Verständnislos schüttelte er
den Kopf.
Wäre der Kriegsrat auf der Standhaftigkeit abgehalten worden, hätte er dafür gesorgt, dass jeder
Astartes an Bord zum Landedeck gekommen wäre, um der Ankunft beizuwohnen.
So dagegen kam es ihm vor, als
würde etwas fehlen.
»Was macht Ihnen Sorgen,
Nathaniel?« Der Primarch war am Wagen stehen geblieben und musterte Garro.
Garro atmete tief durch. Dann
kristallisierte sich auf einmal sehr deutlich heraus, was ihn so irritiert
hatte. »Mir wurde gesagt, Lord, dass die 63. Flotte von einem großen Kontingent
Memoratoren begleitet wird. Angesichts der Bedeutung, die der heutige Tag
besitzt, kommt es mir seltsam vor, dass nicht einer von ihnen hier ist, um das
Geschehen aufzuzeichnen.«
Er streckte die Arme aus, um
das ganze Deck einzubeziehen.
Mortarion zog eine fahle
Augenbraue hoch. »Sind Sie besorgt, Ihr Heldenprofil könnte im Geschreibsel
irgendeines Poeten falsch wiedergegeben werden, Hauptmann? Dass jemand Ihren
Namen verkehrt buchstabieren könnte?«
»Nein, Milord, aber ich hatte
erwartet, dass sie eine außergewöhnliche Begebenheit wie diese Zusammenkunft in
Wort und Bild festhalten würden. Ist das nicht ihr Sinn und Zweck?«
Der Primarch legte die Stirn in
Falten. Der Erlass des Imperators, das Heer aus Künstlern, Bildhauern,
Komponisten, Poeten, Schriftstellern und vielen anderen Kreativen mit der
Flotte des Großen Kreuzzugs bekanntzumachen, war bei seinen Söhnen nicht auf
Begeisterung gestoßen. Und obwohl von Terra aus darauf bestanden wurde, dass
die Taten der Astartes für die Nachwelt festgehalten wurden, gab es in den
Legionen nur wenige, die bereit waren, die Anwesenheit von Zivilisten zu
tolerieren. Garro selbst stand der Idee weitestgehend neutral gegenüber, doch
auf eine abstrakte Weise verstand er den Wert, den solche unverfälschten
Berichte über ihre Mission für künftige Menschheitsgenerationen haben konnten.
Der Meister der Death Guard war klug genug gewesen, die Schiffe der
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