DGB 04 - Kreuzer Eisenstein
auch
wenn vom Schädel des Opfers nur noch ein Klumpen aus Knochen und Fleisch übrig
war, handelte es sich unbestreitbar um Tollen Sendek. Er erkannte es an den
Ehrenabzeichen und den Augenblicks-Eiden, die an seiner Rüstung festgemacht
waren. Auch die wirkten um Jahre gealtert. Um die Gelenke zogen sich rostige Streifen.
Einer von Hakurs Männern konnte
nur mit Mühe ein Würgen unterdrücken. »Er sieht aus, als läge er hier schon seit
Wochen ... dabei habe ich erst heute Morgen noch mit ihm gesprochen.«
Der Luna Wolf beugte sich näher
über den Leichnam.
»Iacton, halten Sie Abstand
...«
Garros Warnung kam zu spät.
Dicke weiße Pusteln auf Sendeks Körper begannen zu vibrieren, als sie die Nähe von
Qruze' warmem Blut wahrnahmen. Sie zerplatzten, wobei Fontänen aus winzigen
schillernden Käfern aus ihnen hervorschossen. Der Veteran zuckte zurück und schlug
nach den Dingern, wobei er mit seiner gepanzerten Hand etliche von ihnen
zerdrückte.
»Igitt! Elendes Ungeziefer!«
Der Hauptmann stieß eine
abgetrennte Gliedmaße mit dem Stiefel an. Zu viele Fleischfetzen und
Leichenteile waren in diesem Raum verteilt, als dass sie alle von einem einzigen
Menschen stammen konnten. Und dann wurde ihm mit Entsetzen klar, dass lago ebenfalls
ermordet worden war.
Auf der anderen Seite des Raums
warf Hakur einen vorsichtigen Blick in die zerschmetterte Isolierkammer. »Leer
...«
Er spießte in dem Glascontainer
etwas mit seinem Kampfmesser auf und hielt es hoch, damit die anderen es auch sehen
konnten.
»Bei Terras alten Tagen, was
soll denn das sein?« Das Objekt erinnerte an einen dünnen Streifen Musselin,
der mit einer schwarzen Flüssigkeit getränkt war. Als es sich im leichten
Luftzug bewegte, erkannte Garro Löcher in dem Stoff, die von der Anordnung her Augen,
Nasenlöchern und Mund entsprachen.
Finster musterte Qruze den
Fetzen.
»Das ist Menschenhaut,
Sergeant, abgestreift wie bei einer Schlange.«
Dumpfe Bolter-Schüsse hallten
durch die Korridore, die in die anderen Bereiche der Krankenstation führten. Garro
machte eine abrupte Geste. »Lassen Sie das zurück. Wir müssen los.«
Qruzes Gesicht war von kalter
Wut verzerrt. Immer wenn er glaubte, er habe jede weitere düstere Wendung des Schicksals
bewältigt, wurde es noch schlimmer. Er stellte sich eine brutale Klammer vor,
die um seinen Geist lag und allmählich angezogen wurde, so dass der Druck auf seinen
Verstand und seinen Willen immer stärker wurde. Es kam ihm vor, als stehe er
kurz davor, sich abzuschalten, da alles Gute, alles Licht in ihm zu erlöschen
drohte.
Jeder neue Anblick löste bei
dem alten Soldaten Abscheu und Entsetzen aus, auf eine Weise, wie er es niemals
für möglich gehalten hätte.
Die Astartes gingen zügig durch
eine Reihe vormals verschlossener Türen, die nun von etwas sehr Starkem und Gewalttätigem
aus den Angeln gerissen worden waren. Dahinter stießen sie auf eine
Heilabteilung mit ganzen Reihen von Krankenbetten, offenbar ein Hospital der
Sororitas Silentum. Die Station erinnerte eher an ein Schlachthaus als an einen
Ort der Heilung. So wie in der Isolierstation hing auch in diesem Raum der
Gestank des Todes, eine Mischung aus Blut, Krankheit und Verwesung. Die Patientinnen
in jedem der Betten waren entweder bereits tot oder dem Tode nahe, und jede
befand sich im Würgegriff einer anderen Krankheit. Qruze sah eine blasse,
skelettartige Hexenjägerin zittern, während ihr Schaum aus dem Mund quoll. Ein
anderes Opfer war an Knochenfäule gestorben, eine weinende Novizin litt unter
den Qualen der Beulenpest, und eine nackte junge Frau blutete aus Augen und
Ohren.
Nicht nur das lebende Fleisch
war verseucht worden, da war auch der Rost, der die Stahlrahmen der
Krankenbetten überzog. Glas und Plastik waren stumpf geworden und zerbrochen.
Der Zerfall hatte einfach alles erfasst. Garro wandte sich ab.
»Man hat sie dem Tod
überlassen«, sagte Hakur. »Man hat sie infiziert, und nun siechen sie vor sich
hin, bis das Ende kommt.«
»Ein Test«, erwiderte Garro.
»Die Hand, die dafür verantwortlich ist, hat mit ihnen gespielt.«
»Wir sollten sie verbrennen«,
schlug Qruze vor. »Dann hat ihr Leiden ein Ende.«
»Wir haben keine Zeit für
Gnadenakte«, gab Garro zurück.
»Je langsamer wir vorankommen,
umso mehr kann dieses Entsetzen sich ausbreiten.«
Am anderen Ende der Station
stießen sie auf noch mehr Tote, diesmal die Leichen von Schwestern in der
gepanzerten Kleidung von Vigilatoren. Deformierte
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