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DGB 06 - Gefallene Engel

DGB 06 - Gefallene Engel

Titel: DGB 06 - Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitchel Scanlon
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unterlegen ist.«
    »So ist es, Nemiel«, sagte
Amadis. »Aber wozu der innere Kreis?«
    Diesmal war Zahariel schneller.
»Ein Kreis ist mit einem weiteren Kreis in seinem Inneren stärker. Das ist eine
alte Gefechtsdoktrin auf Caliban.«
    »Korrekt«, bestätigte Amadis.
»Das Prinzip konzentrischer Kreise war die Verteidigungsgrundlage aller großen
Klosterfestungen auf Caliban. Indem ein innerer Kreis aufgestellt wird, kann
der über die Krieger im äußeren Kreis wachen, so dass die Verteidigung nicht durchbrochen
werden kann. Und jetzt greift an!«
    Die jüngeren Anwärter stürmten
auf den Kreis zu und schlugen mit ihren Holzschwertern nach den größeren Jungs.
Diejenigen im äußeren Kreis wehrten die Schläge mit einer Leichtigkeit ab, die
auf eine um ein Jahr längere Ausbildung zurückzuführen war.
    Allerdings war die Zahl der
Angreifer dreimal so groß wie die der Verteidiger, so dass unweigerlich einige
Treffer gelandet wurden.
    Zahariel beobachtete, wie der
Kampf mit klinischer Perfektion begonnen und geführt wurde, während er sich
langsam um seine Achse drehte und Nemiel jede Bewegung exakt nachvollzog, damit
sie sich ständig gegenseitig Rückendeckung geben konnten. Immer wieder griffen
sie hier und da ein, um zu verhindern, dass jemand den Kreis durchbrechen
konnte. Zehn Minuten lang trafen Holzschwerter in einem wilden Stakkato aufeinander,
aber der Kreis der Verteidiger hielt.
    Immer wieder rief Amadis Namen
durch den Saal, um einzelne Jungs für »tot« zu erklären. Die humpelten
daraufhin aus dem Kreis, hielten sich einen gebrochenen oder von zahlreichen
Treffern schmerzenden Arm und schämten sich für ihr Versagen. Der Kreis rückte
enger zusammen, um die entstandenen Lücken zu schließen.
    Zahariel setzte sich mit aller
Macht zur Wehr, da die jüngeren Anwärter sie zu überrennen drohten, während Nemiel
in seinem Rücken genau das Gleiche unternahm. Der Kampf hielt noch einmal eine
Viertelstunde an, ohne dass der Kreis durchbrochen werden konnte, und
schließlich erklärte Amadis die Übung für beendet.
    Sowohl Zahariel als auch Nemiel
waren schweißgebadet, und der Kampf hatte sie bis an ihre Kraftreserven gefordert.
So lange Zeit zu kämpfen, war an sich schon anstrengend, aber dabei auch noch
im inneren Kreis zu stehen, machte das Ganze umso strapaziöser.
    Bruder Amadis schlenderte
zwischen den erschöpften Anwärtern umher. »Jetzt habt ihr den Nutzen des inneren
Kreises erlebt, und ihr habt gesehen, welche Stärke er uns verleiht. Denkt
daran, wenn ihr in den Kampf zieht, und ihr könnt nicht versagen. Es ist eine Plattitüde,
aber einzeln sind wir schwach, zusammen sind wir stark. Jeder von euch wird
eines Tages in ein Gefecht verwickelt werden, und wenn ihr dann nicht euren
Bruder ansehen könnt und instinktiv wisst, ihr könnt ihm vertrauen, dann seid
ihr verloren. Wenn kein gegenseitiges Vertrauen vorhanden ist, dann bricht der Kreis,
und ihr seid tot. Wegtreten!«
    Die Anwärter erhoben sich vom
Steinboden des Trainingssaals und verließen einzeln oder in Zweiergruppen den
Raum. Einige hatten sich ein Handtuch um den Hals gelegt, andere hielten sich
Arme oder Beine.
    Nemiel wischte sich mit dem
Ärmel den Schweiß aus dem Gesicht und sagte: »Das war ein anstrengender Kampf.«
    Zahariel nickte nur, da er zu
erledigt war, um etwas zu erwidern.
    »Er nimmt uns wirklich hart
ran«, fuhr Nemiel fort. »Man sollte meinen, dass wir tatsächlich bald ins
Gefecht ziehen werden.«
    »Das kann man nie wissen«, gab
Zahariel zurück. »Es könnte durchaus dazu kommen. Die Vertreter der Ritter des
Lupus-Ordens sollen später hier eintreffen, und nach allem, was mir zu Ohren
gekommen ist, könnten wir schon bald in einen Krieg ziehen.«
    »Gegen die Ritter des
Lupus-Ordens?«, fragte Attias, der mit einem seiner Notizbücher unter dem Arm
zu ihnen kam.
    »Jedenfalls habe ich das
gehört«, bestätigte Zahariel.
    »Hast du alles mitbekommen, was
Bruder Amadis gesagt hat?«, wollte Nemiel wissen, während sich auch Eliath zu
ihnen gesellte.
    »Ja«, erklärte Attias. »Bis auf
ein oder zwei Worte.«
    »Wenn du mehr den Umgang mit
dem Schwert geübt und weniger in deine Bücher gekritzelt hättest, wären wir
nicht gezwungen gewesen, uns mit einer Lücke in der Verteidigung
herumzuschlagen«, warf Eliath ein, meinte es aber neckisch.
    »Und wenn du nicht so fett wärst,
hättest du vielleicht deinen Angreifern ausweichen können.«
    Die vertrauten spitzen
Bemerkungen, nicht boshaft,

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