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DGB 06 - Gefallene Engel

DGB 06 - Gefallene Engel

Titel: DGB 06 - Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitchel Scanlon
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goldenen
Licht herstellen, verblasst es und lässt mich allein in der Dunkelheit zurück.«
    Als würde er die letzten
Erinnerungen an seinen Traum abschütteln wollen, redete der Löwe weiter: »Auf jeden
Fall bleiben uns die Sterne versagt, also werden wir uns eine Zukunft hier auf
Caliban aufbauen. Aber wenn uns auf diese Weise Grenzen gesetzt sind, dürfen wir
nicht zulassen, dass uns unsere Visionen auch noch eingeschränkt werden. Wenn
wir schon unser Leben auf Caliban verbringen müssen, ohne nach den Sternen greifen
zu dürfen, wollen wir aus dieser Welt wenigstens ein Paradies machen.« Der Löwe
vollzog eine ausholende Geste, die den Nachthimmel und das Panorama aus dunklem
Wald und Baumspitzen jenseits der Mauern von Aldurukh einschloss. »Das hier
wird unser Paradies sein, Zahariel«, erklärte er. »Hier werden wir eine
strahlende Zukunft errichten. Der Feldzug gegen die großen Bestien ist nur der
erste Schritt. Wir werden ein goldenes Zeitalter einläuten und eine neue Welt schaffen.
Klingt das für dich nach einem hehren Ziel?«
    »Ja, mein Lord«, antwortete
Zahariel in ehrfürchtigem Flüsterton.
    »Ein Ziel, das es wert ist, ihm
unser Leben zu widmen? Ich stelle dir hier und jetzt diese Frage wegen deiner
Jugend. Es sind die Jungen, die diese Zukunft erbauen werden, Zahariel. Du
besitzt das Potenzial, ein wahrer Sohn von Caliban zu werden, ein Kreuzritter, der
nicht nur gegen die Bestien in die Schlacht zieht, sondern auch gegen jedes
andere Übel, das unser Volk bedroht. Erscheint dir das als eine würdige
Aufgabe?«
    »Ja, das tut es«, erwiderte
Zahariel.
    »Dann bin ich zufrieden. Ich
werde beobachten, wie du dich in den nächsten Jahren beträgst, Zahariel. Wie gesagt,
ich glaube, du besitzt Potenzial. Mich wird interessieren, ob du den
Erwartungen gerecht werden kannst. So, nun habe ich dich wohl lange genug von
deinen Aufgaben abgehalten.« Der Löwe neigte den Kopf, als würde er auf die
leisen Geräusche aus dem Wald unter ihnen lauschen. »Ich sollte besser auch
zurückkehren. Es gehört sich nicht, zu lange fortzubleiben. Die Leute bemerken
so etwas. Mein Platz im Orden verlangt von mir nicht nur, die brüderliche Bande
zwischen den Rittern zu schmieden und zu festigen, man erwartet von mir auch
kluge Kommentare in Kriegsangelegenheiten.«
    Einen Augenblick später war der
Löwe einem Schatten gleich im Aufgang zum Turm verschwunden. Seine Auftritte
hatten nichts Wichtigtuerisches oder Dramatisches an sich, vielmehr lag es ihm
im Blut, wie von Geisterhand aufzutauchen und zu verschwinden.
    Denn so hatte Lion El'jonson
überlebt, als er seine Jugend in den Wäldern von Caliban verbrachte.
    Nachdem der Löwe nun gegangen
war, schaute Zahariel zu den Sternen empor.
    Eine Zeit lang dachte er über
das nach, was der Löwe gesagt hatte — über die Sterne, über Terra, über die
Notwendigkeit, aus Caliban eine bessere Welt zu machen. Und er dachte über das
goldene Zeitalter nach, das Jonson ihm versprochen hatte.
    Zahariel ließ sich all diese
Dinge durch den Kopf gehen, und er wusste, wenn Männer wie Luther oder Lion
El'jonson sie anführten, würde es dem Orden gelingen, diese Utopien
Wirklichkeit werden zu lassen.
    Zahariel traute es dem Löwen
zu.
    Und er traute es Luther zu.
    Gemeinsam konnten diese beiden
Männer, diese Giganten, aus Caliban eine bessere Welt machen.
    Davon war er überzeugt.
    Ihm kam in den Sinn, dass er
mit einem Glück gesegnet war, das nur wenigen Menschen zuteilwurde. Niemand
konnte sich die Ära aussuchen, in die er hineingeboren wurde.
    Und während sich die Mehrheit
der Menschen im Leben so abmühte, wie ihre Väter vor ihnen es schon getan
hatten, konnte sich Zahariel als glücklich bezeichnen. Wie er die Sache sah,
war er in einem Zeitalter zur Welt gekommen, das von großen Veränder-ungen und Umwälzungen
geprägt war. In einer Zeit, in der ein Mann Teil von etwas sein konnte, das
größer war als er selbst. In einer Zeit, in der er seine Anstrengungen in Einklang
mit seinen Idealen und Hoffnungen bringen konnte, um wirklich etwas zu
bewirken.
    Zahariel konnte nicht erkennen,
was genau die Zukunft für ihn bereithielt, und er konnte auch nicht in den
Sternen sein Schicksal niedergeschrieben sehen, aber er fürchtete sich nicht
vor diesem Schicksal.
    Er betrachtete das Universum
als einen Ort voller Wunder.
    Er blickte in die Zukunft und
verspürte keine

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