Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DGB 06 - Gefallene Engel

DGB 06 - Gefallene Engel

Titel: DGB 06 - Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitchel Scanlon
Vom Netzwerk:
Einzigartigkeit war elektrisierend.
    Sein Ritt aus dem finsteren
Herzen des Waldes verlief zügig, sein Pferd kam gut voran, während es sich
einen bequemen Weg zwischen Unterholz und dicht beieinanderstehenden Bäumen
hindurch suchte. Selbst die Schatten, die sich zuvor bedrückend auf ihn gelegt
hatten, schienen sich aufzulösen, als wärmender nachmittäglicher Sonnenschein
für diffuses Licht sorgte.
    Schließlich wich auch das
dichte Unterholz dem Anfang eines festgetretenen Trampelpfads, und Zahariel musste
lächeln, als er den Weg wiedererkannte, auf dem er Stunden zuvor in die andere
Richtung unterwegs gewesen war. Sein Pferd hatte ganz ohne sein Zutun die richtige
Strecke wiedergefunden und ihn zurück auf die Lichtung geführt, an deren Rand
der vom Blitz getroffene Baum stand.
    Da er in seine Überlegungen
vertieft war, konnte die Bestie Zahariel fast unbemerkt angreifen. Scheinbar
aus dem Nichts sprang sie ihn an.
    Sie hatte sich im Schatten
einer Baumgruppe versteckt gehalten und kam nun durch die Blätter
hervorgeschossen.
    Zahariel sah nur einen dunklen,
verwischten Schemen, der sich ihm näherte. Die Kreatur war riesig und bewegte
sich mit einer Schnelligkeit, die man ihrem massigen Körper nicht zugetraut
hätte. Entsetzt bäumte sich sein Pferd auf und geriet in Panik, so dass
Zahariel Mühe hatte, sich im Sattel zu halten.
    Ein calibanischer Löwe, der im
Begriff war, auf ihm zu landen.
    Noch eine Sekunde, dann würde
die Bestie ihn zerfleischen.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Neun
     
     
     
    EINEN IN DER ZEIT ERSTARRTEN
AUGENBLICK LANG konn-te Zahariel jedes Detail der Bestie so genau betrachten,
als würde sie über ihm in der Luft hängen. Der Körper war breit und kräftig,
und das einzig Löwenhafte an ihm war die Tatsache, dass er über vier Beine und eine
wilde Mähne verfügte, die jedoch wie ein Meer aus Klingen hinter dem
gepanzerten Kopf herauswuchs.
    Jedes Bein war in glänzende,
natürliche Panzerplatten gehüllt, so unverwüstlich wie Stein und zugleich
nachgiebig wie Fleisch.
    Krallen so gefährlich wie große
Messer ragten aus den vorderen Pranken hervor, ergänzt durch zwei Säbelzähne,
so gewaltig wie die Klingen eines Kavalleristen.
    Zahariel hatte bereits
überlegt, ob man die Zahl der Opfer nicht vielleicht hochgespielt hatte, um den
Schrecken deutlicher zu machen, der von der Bestie ausging. Doch als er sie nun
sah, wusste er, dass nichts daran übertrieben worden war.
    Allein sein Instinkt, geschärft
in vielen Stunden auf der Schieß-anlage von Aldurukh, rettete ihm in diesem Moment
das Leben.
    Er riss die Rotationspistole
hoch, die der sterbende Amadis ihm vermacht hatte, und feuerte eine Salve ab, bei
der jede Kugel auf das Zentrum der größten Masse des Löwen zielte. So hatten es
ihm seine Lehrer im Kloster beigebracht.
    Die Geschosse trafen ihr Ziel,
doch der Löwe schien die Treffer gar nicht wahrzunehmen. Die Geschosse seiner
Pistole verfügten über einen explosiven Kern, der erst detonierte, wenn sie
tief in den anvisierten Körper eingedrungen waren.
    Damit ließ sich fast jedes
Lebewesen töten, selbst eines, das von so beängstigendem Erscheinungsbild war
wie dieser Löwe.
    Doch der schüttelte die
Geschosse einfach ab, brüllte zornig und holte noch im Sprung mit einer Pranke
nach Zahariel aus.
    Der Hieb erwischte das Pferd,
und von abscheulichen Geräuschen brechender Knochen begleitet, schlitzte er die
Flanke des Tiers auf ganzer Länge auf. Zahariel wurde aus dem Sattel
geschleudert und landete mitten auf der Lichtung im Morast.
    Während sein Pferd
zusammenbrach und die Eingeweide dampfend herausquollen, sprang Zahariel so
schnell auf, wie er konnte. Abgelenkt von dem verendenden Tier, achtete der Löwe
kaum auf seine andere mögliche Beute.
    Als der Löwe begann, aus dem
kreischenden Pferd ein Stück Fleisch herauszubeißen, was ihm mit den
Säbelzähnen mühelos gelang, feuerte Zahariel eine weitere Salve ab. Die
Panzerplatten des Löwen sprühten Funken, und Splitter einer harzähnlichen
Substanz flogen umher, während ein Geschoss nach dem anderen wirkungslos
abprallte.
    Sein Magazin war
leergeschossen, und der Löwe stieß ein ohrenbetäubendes Gebrüll aus, das wie
ein Heulen klang. Hastig lud Zahariel die Waffe nach, gleichzeitig wich er vor
dem Monster zurück, dessen ungeheure Kraft erschreckend war.
    Der Löwe schlich am Rand der
Lichtung entlang, seine schlangen-artigen Augen waren von einem intensiven Orange,
die Pupillen schmale

Weitere Kostenlose Bücher