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DGB 08 - Am Abgrund

DGB 08 - Am Abgrund

Titel: DGB 08 - Am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Counter
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näherte, ergriffen
die Sünder die Flucht und schnitten sich die Füße auf, während sie den Flammen
zu entkommen versuchten. Ihre Strafe bestand darin, für immer und ewig
davonzulaufen.
    Cestus erinnerte sich daran,
dass seine Ausbilder auf Macragge ihm von dieser Hölle erzählt hatten, in jener
halbvergessenen Zeit, bevor Guillaume ihn aus Hunderten Bewerbern ausgewählt
hatte, um ein Ultramarine zu werden. Diese Ebene befand sich auf halbem Weg
durch die Hölle, denn obwohl Feiglinge auf Macragge verachtet wurden, war
Feigheit eine eher jämmerliche Sünde, die man nicht mit Verrat oder Mord
vergleichen konnte — die beide näher am innersten Kreis bestraft wurden. Es
unterstrich diese Bestrafung, nicht nur zu leiden und nicht nur die Last des
eigenen Versagens zu spüren, sondern vor Augen geführt zu bekommen, dass es
einen Feigling sogar beim Sündigen an Charakter mangelte.
    Cestus stolperte und fiel hin.
Stahl schnitt sich in seine Hände und Knie sowie in die Brust. Eine Klinge
schlitzte seine Lippen auf, und er schmeckte Blut. Er hustete, wollte dem
Ganzen verzweifelt ein Ende setzen. Es kam ihm vor, als sei er schon seit
Jahren dort und laufe unentwegt vor der Sonne davon.
    Der Aufseher war ein Ausbilder
von Macragge, der gleiche Mann, der ihn als Kind dazu angetrieben hatte zu
marschieren und zu kämpfen. Cestus erinnerte sich an die Angst vor dem Versagen
und davor, die anderen zu enttäuschen. Er stand wieder auf, aber aus
irgendeinem Grund schrie das Fleisch immer noch.
    »Ich bin kein Feigling«,
keuchte er. »Bitte ... ich bin kein Feigling.«
    Der Aufseher ließ die Peitsche
knallen. Es war eine Flammenzunge von der Sonne, die eine rot-schwarze Linie
der Schmerzen auf Cestus' Rücken hinterließ. »Du hast praktisch deinen
Schlachtenbruder ermordet, weil du dich davor gefürchtet hast, seinen Platz
einzunehmen!«, brüllte der Aufseher ihn an. »Du hast deine Kriegerkameraden der
Verdammnis überlassen, weil du dich vor dem Versagen gefürchtet hast! Und jetzt
bettelst du mich an, damit deine gerechte Strafe ein Ende nimmt? Was ist das
anderes als das Verhalten eines Feiglings? Und du hast die Farben Guilleaumes
getragen! Welche Schande du über deine Legion gebracht hast!«
    »Ich bin nie davongelaufen!«,
brüllte Cestus. »Nicht ein einziges Mal! Ich habe nie klein beigegeben! Ich bin
nie vor dem Feind weggerannt! Die Angst hat nie meine Entscheidungen
beeinflusst!«
    »Dann leugnest du es?«, fuhr
ihn der Aufseher an.
    »Ich leugne es! Und ich
verleugne auch Sie! Die Imperiale Wahrheit bietet keinen Platz für eine Hölle!
Die einzige Hölle ist die, die wir uns selbst schaffen!«
    »Noch ein Leben, Lysimachus
Cestus, und du wirst gebrochen werden!«
    Die Sonne kam näher. Wütend
schwoll sie orangefarben an.
    Dunkle Flecken zuckten über die
Oberfläche. Flammenzungen streckten sich nach Cestus aus, versengten seine
Fußsohlen und die Rückseite seiner Beine. Eine Flamme legte sich um sein
Gesicht, und er stöhnte auf, als sie sich durch seine Haut brannte, in seine
Wange, seine Nase, sein Ohr. Cestus versuchte zu entkommen, aber die Klingen
erwischten ihn. Ein Bein war in die Fänge von Haken zwischen den Knochen
geraten, und er spürte, wie der Stahl über sein Schienbein strich, Haut abschälte
und Muskeln zerschnitt.
    Auch eine Hand war betroffen,
durch sie hatte sich ein Speer mit Widerhaken gebohrt.
    »Ich bin kein Feigling!«, rief
er aus Leibeskräften, dann riss er sich von den Klingen auf dem Boden los.
Muskeln hingen herab, das Blut strömte. »Ich kenne keine Angst!« Mit diesen
Worten drehte er sich um und ging auf den Überresten seiner Füße zielstrebig
ins Herz der Sonne hinein.
     
    Admiral Kaminska saß auf ihrem
Kommandothron vor den Brandschutztüren, die zur Brücke der Streitbar führten. Die Türen waren geschlossen, die Brücke war abgeriegelt worden, um sie
vor den sekundären Explosionen zu schützen, die das Schiff Stück für Stück
zerfetzten. Wieder war eine Detonation von einem der Generatoren tief unten im
Heck des Schiffs zu hören. Die Streitbar zerbrach langsam, aber
unaufhaltsam. Die geringe Schwerkraft von Formaska genügte, um das Schiff
allmählich in eine tödliche Spirale zu ziehen. Dort, auf jenem kargen
Felsbrocken, würde die Streitbar zerschmettert werden, sofern nicht ein
verheerender Reaktor-zusammenbruch das Schiff zuvor in Stücke riss.
    Kaminska verspürte eine
sonderbare Ruhe, als sie durch die Leere trieben und völlig der auf

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