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DGB 11 - Blut Der Abtrünnigen

DGB 11 - Blut Der Abtrünnigen

Titel: DGB 11 - Blut Der Abtrünnigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Kyme , Lindsey Priestley
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noch in der Stadt lebten, davon
abhielt, in seine Kirche zu kommen. Zugegeben, sie stand auf dem abgeflachten
Gipfel eines steilen Bergs, der nur mit Mühe zu bewältigen war. Aber das hatte seine
beständige schrumpfende Gemeinde auch früher nicht davon abgehalten, diesen Weg
zurückzulegen.
    In früheren Zeiten war der Berg
die höchste Erhebung auf einer von Stürmen gepeitschten oder in Nebel gehüllten
Insel gewesen, die nur über eine elegante silberne Brücke mit dem Festland
verbunden gewesen war. Doch apokalyptische Kriege hatten viele Ozeane verkochen
lassen, und nun war die Insel nichts weiter als eine felsige Erhebung auf einer
Landmasse, über die man sich erzählte, ihre Bewohner hätten einmal die Welt
beherrscht.
    Vermutlich war die äußerst
isolierte Lage der Kirche der einzige Grund, wieso sie von dem Sturm der
sogenannten Vernunft verschont geblieben war, der auf Geheiß des neuen Meisters
die ganze Welt erfasst hatte.
    Uriah strich sich mit einer
Hand über seinen kahlen Kopf und spürte unter seinen Fingern die trockene,
fleckige Struktur der Haut sowie die lange Narbe, die sich vom Ohr bis in den
Nacken zog. Von draußen waren Geräusche zu hören, Schritte und Stimmen, und er
drehte sich zur Eingangstür um.
    »Wird ja auch Zeit«, sagte er
und schaute wieder auf die Uhr und ihre starren Zeiger.
    Es war zwei Minuten vor
Mitternacht.
     
    Die großen, hohen Türen des
Narthex gingen weit auf, kalter Wind wehte hinein und bewegte die staubigen
Banner aus Seide und Samt, die von den oberen Kreuzgängen herabhingen. Der
unablässig fallende Regen trieb in dichten Schwaden an den Türen vorbei,
während ein Blitz den Nachthimmel zerriss und von einem ohrenbetäubenden Donner
gefolgt wurde.
    Uriah blinzelte und zog sein
seidenes Gewand enger um sich, damit seine arthritischen Knochen vor der Kälte geschützt
wurden.
    Im Eingang zum Narthex
zeichneten sich die Umrisse einer großen Gestalt ab, die einen langen
scharlachroten Mantel mit hochgeschlagener Kapuze trug. Uriah konnte das
orangefarbene Leuchten glühender Fackeln ausmachen, die von einer Schar
schattenhafter Figuren gehalten wurden, die hinter dem Schar-lachroten im Regen
standen. Wieder blinzelte er, doch seine alten Augen konnten außer dem auf
Metall glitzernden Feuerschein keine Einzelheiten erkennen.
    Verirrte Söldner, die einen Ort
suchten, den sie plündern konnten?
    Oder etwas völlig anderes ...?
    Der Kapuzenträger trat ein,
drehte sich um und schloss in aller Ruhe die Tür hinter sich.
    »Willkommen in der Kirche des
Gewittersteins«, sagte Uriah, als sich der Fremde wieder zu ihm umwandte. »Ich wollte
eben mit der Mitternachtsmesse beginnen. Möchten Sie und Ihre Freunde sich mir
anschließen?«
    »Nein«, erwiderte der Mann und
zog die Kapuze nach hinten, so dass sein ernst dreinblickendes, aber nicht
unfreundliches Gesicht zum Vorschein kam — ein Gesicht, das bemerkenswert
unauffällig war und nicht so recht zu seinem martialischen Auftreten passte.
    »Das möchten sie nicht.«
    Die Haut des Mannes war von
einem Leben unter freiem Himmel gebräunt und ledrig, das dunkle Haar trug er
nach hinten gekämmt.
    »Zu schade«, befand Uriah.
»Meine Mitternachtsmesse ist für gewöhnlich sehr beliebt. Sind Sie sich ganz
sicher, dass sie nicht auch hereinkommen möchten?«
    »Ganz sicher«, beteuerte der
Fremde.
    »Sie können ganz gut darauf
verzichten.«
    »Worauf verzichten?«, gab Uriah
zurück, woraufhin der andere lächelte.
    »Es kommt selten vor, dass man
einem Mann von Ihrer Art findet, der Humor besitzt. Die meisten sind mürrisch und
schwermütig.«
    »Von meiner Art?«
    »Priester«, sagte der Mann und
spie das Wort aus, als wären die Silben giftig.
    »Dann nehme ich an, dass Sie
bislang immer der falschen Sorte begegnet sind«, meinte Uriah.
    »Gibt es denn auch eine
richtige?«
    »Natürlich«, bejahte Uriah.
»Auch wenn es in der heutigen Zeit für jeden Diener des Göttlichen schwierig
ist, gute Laune zu bewahren.«
    »Wohl wahr«, stimmte der Mann
ihm zu und kam langsam durch den Mittelgang auf den Altar zu. Dabei strich er
im Vorbeigehen über jede Holzbank. Mit steifen Schritten kam Uriah vom Altar
herunter, um dem Mann entgegenzugehen. Dabei merkte er, wie sich sein Puls
beschleunigte, da er mit einem Mal unter dem ruhigen Äußeren seines Besuchers
eine Bedrohung wahrnahm, als hätte er einen tollwütigen Hund vor sich, dessen
Leine mit jedem Moment etwas mehr durchgescheuert wurde.
    Das dort war ein Mann

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