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DGB 11 - Blut Der Abtrünnigen

DGB 11 - Blut Der Abtrünnigen

Titel: DGB 11 - Blut Der Abtrünnigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Kyme , Lindsey Priestley
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der
Gewalt, und auch wenn Uriah keine unmittelbare Bedrohung erkennen konnte, ging
dennoch Gefahr von ihm aus. Er setzte ein Lächeln auf und streckte dem Mann die
Hand entgegen. »Ich bin Uriah Olathaire, der letzte Priester der Kirche des
Gewittersteins. Darf ich Ihren Namen erfahren?«
    Der Mann lächelte ebenfalls und
ergriff die dargebotene Hand.
    Für einen winzigen Moment
schien Uriahs Unterbewusstsein sein Gegenüber zu erkennen, doch der Gedanke war
schon wieder entschwunden, bevor er ihn festhalten konnte.
    »Mein Name ist nicht von
Bedeutung«, sagte er.
    »Aber wenn Sie mich irgendwie
anreden wollen, dann können Sie mich Offenbarung nennen.«
    »Ein ungewöhnlicher Name für
jemanden, der aus seiner Abneigung gegenüber Priestern keinen Hehl macht.«
    »Mag sein, aber auch ein Name,
der für den Augenblick zu meiner Absicht passt.«
    »Und was für eine Absicht soll
das sein?«, erkundigte sich Uriah.
    »Ich möchte mit Ihnen reden«,
sagte Offenbarung. »Ich möchte erfahren, was Sie noch hier hält, wenn die Welt ringsum
den Glauben an Götter und an das Göttliche aufgibt, um sich dem Fortschritt und
der Vernunft zuzuwenden.«
    Der Mann sah nach oben, vorbei
an den Bannern zur unglaublichen Decke der Kirche. Uriah merkte, wie Unbehagen
ihn erfasste, als die Gesichtszüge des Mannes sanfter wurden, kaum dass er die
Deckengemälde erblickt hatte.
    »Das große Fresko von
Isandula«, sagte Uriah.
    »Eine göttliche Arbeit, nicht
wahr?«
    »Sie ist prachtvoll«, stimmte
der Mann ihm zu.
    »Aber göttlich? Das glaube ich
eigentlich nicht.«
    »Dann haben Sie noch nicht
genau genug hingesehen«, meinte Uriah und sah ebenfalls nach oben. So wie
üblich ließ auch diesmal das wunderbare Fresko sein Herz schneller schlagen,
das von der legendären Isandula Verona vor über tausend Jahren vollendet worden
war. »Öffnen Sie Ihr Herz für die Schönheit, dann werden Sie merken, wie sich
der Geist Gottes in Ihnen regt.«
    Die Decke war vollständig mit
einer ganzen Serie von groß-flächigen Bildern überzogen, die alle
unterschiedliche Szenen darstellten: nackte Gestalten vergnügten sich in einem
magischen Garten, eine Explosion aus Sternen, ein Kampf zwischen einem goldenen
Ritter und einem silbernen Drachen und Myriaden ähnlicher, fantastischer Bilder.
    Trotz der verstrichenen
Jahrhunderte und der launischen Lichtverhältnisse waren die lebendigen Farben,
die fiktive Architektur, die Muskelanatomie der Figuren und ihr eindring-liches
Mienenspiel noch immer so ehrfurchtgebietend wie an jenem Tag, an dem Isandula
den Pinsel zur Seite gelegt und sich gestattet hatte zu sterben.
    »Und die ganze Welt kam
herbeigeeilt, als das Fresko enthüllt wurde«, zitierte Offenbarung, dessen
Augen nach wie vor auf das Bild gerichtet waren, das den Ritter und den Drachen
zeigte. »Und der Anblick war so gewaltig, dass jeder, der es sah, vor Erstaunen
verstummte.«
    »Sie haben Vastari gelesen«,
stellte Uriah fest.
    »Ja, das habe ich«, antwortete
Offenbarung, der sich nur mit Mühe von der Deckenmalerei losreißen konnte.
»Seine Arbeiten neigen oft zu Übertreibungen, aber in diesem Fall hat er sogar
noch untertrieben.«
    »Sie haben Kunst studiert?«,
wollte Uriah wissen.
    »Ich habe in meinem Leben schon
viel studiert, und Kunst war nur ein Fach unter mehreren.«
    Uriah deutete auf das zentrale
Bild des Freskos, das ein wunder-sames Wesen aus Licht zeigte, umgeben von
einem Heiligenschein aus goldenen Maschinen.
    »Dann können Sie nicht
behaupten, dass dies dort nicht ein Werk ist, das von einer höheren Macht
inspiriert wurde.«
    »Aber natürlich kann ich das
behaupten«, hielt Offenbarung dagegen. »Das ist eine hervorragende Arbeit,
unabhängig davon, ob höhere Mächte existieren oder nicht. Es beweist aber nicht
die Existenz von irgendetwas. Kein Gott hat je ein Kunstwerk erschaffen.«
    »In früheren Zeiten hätte
mancher eine solche Äußerung als Blasphemie bezeichnet.«
    »Blasphemie«, sagte Offenbarung
ironisch grinsend, »ist ein Verbrechen ohne Opfer.«
    Unwillkürlich musste Uriah
lachen.
    »Touché. Aber nur ein Künstler,
der von etwas Göttlichem dazu angetrieben wird, kann etwas von solcher
Schönheit schaffen.«
    »Diese Meinung kann ich nicht
teilen«, merkte Offenbarung an.
    »Sagen Sie, Uriah, haben Sie
schon einmal die großen Felswand-skulpturen des Mariana Canyons gesehen?«
    »Nein«, antwortete er.
»Allerdings habe ich gehört, dass sie von unglaublicher Schönheit sein sollen.«
    »Das

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