DGB 11 - Blut Der Abtrünnigen
nicht getan haben.«
Aber Jurgen schüttelte den
Kopf. »Der Lammas-Subsektor wird noch in hundert Jahren ein Schatten seiner selbst
sein, und in zwanzig Jahren erst recht«, widersprach er. »Schließlich waren wir
sehr gründlich, Bruder. Jede Stadt, jedes Industriezentrum, jeder Raumhafen — alles
wird wiederaufgebaut werden müssen.«
»Was für eine verdammte
Verschwendung«, murmelte der Wolfslord und überraschte damit seine beiden
Begleiter.
»So viel Zerstörung, so viele
Leben weggeworfen, und alles nur, um sechs arrogante Dummköpfe zur Räson zu
bringen.«
Halvdan zuckte mit den
Schultern. »Das ist der Preis des Widerstands. So ist es schon immer gewesen,
Milord, schon in den alten Tagen auf Fenris. Wie viele Möchtegernkönige mussten
wir auf Befehl von König Leman eines Besseren belehren? Wie viele Dörfer wurden
niedergebrannt, wie viele Boote zu Feuerholz zerschlagen? So ist der Lauf der
Dinge. Imperien werden aus gebrochenen Knochen und Blutströmen errichtet.«
»Aye, das ist der Lauf der
Dinge«, :stimmte Bulveye ihm zu.
»Das streite ich auch nicht ab.
Die Sache des Allvaters ist gerecht, denn die Menschheit muss geeint werden,
wenn sie sich das zurückholen will, was ihr rechtmäßig gehört. Diese Galaxis
gehört uns, und es ist unsere Pflicht, sie wieder für uns zu beanspruchen, und
zwar ohne Rücksicht auf den Preis. Sonst wird alles vergebens gewesen sein, was
die Menschheit bis jetzt erlitten hat.«
»Und dann wären wir nicht
besser als dieser Xenos-Abschaum, der vor uns existierte«, ergänzte Jurgen und klopfte
Bulveye auf die Schulter. »Es war ein langer, harter Feldzug, Milord. Sie haben
die Tyrannen gebrochen und den ganzen Lammas-Subsektor zurück-erobert. Genießen
Sie voller Stolz das Wissen, dass Sie Ihren Eid dem Allvater gegenüber erfüllt
haben, und erfreuen Sie sich daran.«
In diesem Moment kam ein
drahtiger älterer Mann über die Rampe aus dem Stormbird. Er trug den
dunkelgrauen Waffenrock eines Legionsleibeigenen und eilte dem Wolfslord
entgegen. Es handelte sich um Johann, einen von Bulveyes persönlichen Huscarls.
Beim Anblick der angespannten Miene, die der Mann zog, stutzte der Wolfslord.
»Was ist geschehen?«, fragte er
leise, als Johann nahe genug war.
»Vor einigen Stunden sind zwei
Schiffe im System eingetroffen«, erklärte er ernst. »Eines war ein Kurier mit einer
Nachricht von höchster Priorität, die von Leman Russ persönlich kommt. Wir
sollen alle Operationen umgehend zum Abschluss bringen und uns in fünf Monaten mit
dem Primarchen bei Telkara treffen.«
Der Wolfslord riss verdutzt die
Augen auf.
»Die gesamte Kompanie?«
Johann schüttelte den Kopf.
»Nein, Lord, die gesamte Legion. Der Primarch hat seine Befehle unmittelbar vom
Imperator erhalten. Wir sollen Kurs auf Prospero nehmen.«
»Prospero?«, warf Halvdan ein.
»Das ist doch verrückt! Wo
willst du so etwas gehört haben?«
»Das ist der Inhalt der
Nachricht«, antwortete der Huscarl.
»Ein Grund dafür wurde nicht
genannt. Zweifellos werden wir Näheres erfahren, sobald wir Telkara erreicht haben.«
»Fünf Monate«, wiederholte
Jurgen und schüttelte ungläubig den Kopf. »Unsere Krieger und Schiffe sind über
den gesamten Subsektor verteilt, um die letzten Anhänger der Tyrannen zu
verfolgen. Es wird Monate dauern, um überhaupt alle zusammen-zuholen und dafür
zu sorgen, dass alle Vorräte für die Reise beschafft werden.«
Bulveye nickte zustimmend.
Telkara lag weit im galaktischen Norden und war mehr als zwei Sektoren
entfernt. Die Kompanie aus den Gefechten abzuziehen und sie auf eine solche
Reise vorzubereiten, war tatsächlich keine Kleinigkeit. »Entsende Kuriere mit
dem Befehl an die Kompanie, sich sofort bei Kernunnos zu sammeln«, sagte er zu
Johann. Da sich ein Großteil der imperialen Flotte im Orbit um die ehemalige
Thronwelt der Tyrannen befand, war es nur logisch, die Schiffe herkommen zu
lassen, um sie mit Vorräten zu versorgen, ehe sie die Reise nach Telkara
antraten. Der Wolfslord hielt kurz inne. »Einen Moment noch. Du sprachst davon,
dass zwei Schiffe im System eingetroffen sind. Was hat es mit dem anderen Schiff
auf sich?«
»Ein Langstreckenspäher,
Milord«, erwiderte Johann. »Sie hatten Admiral Jandine damit beauftragt, die
Region am östlichen Rand des Subsektors weiter abzutasten.«
»Ich weiß selbst, welchen
Befehl ich Admiral Jandine gegeben hatte«, fuhr Bulveye ihn an. »Haben Sie
etwas entdeckt?«
»Ja, Lord«, antwortete
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