DGB 11 - Blut Der Abtrünnigen
Worte des Primarchen selbst. Dass es dort unten einen Kampf
gegeben hatte, war schon alles, was sie wussten. Khârn spürte Neid in sich
aufsteigen. Die Rebellen, deren Leichen dort unten lagen, hatten bereits den
Ruhm ihres Primarchen genießen können, der sie angeführt hatte beim ...
Blitzartig begriff er,
ausgelöst durch die seltsame Perspektive, für die der Schmerz gesorgt hatte.
»Ich beneide sie«, sagte er
leise. »Diejenigen, die an Ihrer Seite gekämpft haben. Ich wünschte, ich hätte
sie gekannt. Sie sie Ihnen in den Kampf gefolgt. Das ist alles, was meine
Brüder und ich von Ihnen erwarten, Sire. Die Gelegenheit, so an Ihrer Seite zu
kämpfen, wie sie es durften.«
Langsam ließ der Primarch die
Hände sinken. Er kniete mit dem Rücken zur nächsten unversehrten Lampe, so dass
vor Khârn seine Silhouette aufragte. Doch Khârns Augen erfassten genügend
Infrarot, um ihn das bittere schwache Lächeln auf dem riesigen Gesicht erkennen
zu lassen.
»Du? Keine Nägel, kein Seil.
Ich hoffe, du hast etwas für Spott übrig, Khârn von der sogenannten Legion. Mit
dir hätten wir in den Lagern unseren Spaß gehabt. Jochura wäre gnadenlos
gewesen. Eine spitze Zunge hatte dieser Junge.« Das Lächeln verlor sich in
Verbitterung. »Ich sah ihn, wie er andere aufzog. Erst in den Zellen, und dann auch,
als wir umherzogen. Er machte sich lustig, sie begannen zu lachen. Er und
derjenige, den er verspottete, lachten lauter als alle anderen. Es ... war ...
gut. Schön anzusehen. Jochura sprach immer davon, dass er eines Tages sogar
seinem Mörder ins Gesicht lachen würde.« Das Lächeln verschwand, und Angron
verzog die Mundwinkel nach unten, was ihn brutal wirken ließ. »Ich sagte ihm
... sagte ihm ... ooh.« Als Angron mit seinen großen Fäusten auf den Boden
hämmerte, spürte Khârn den Aufprall im ganzen Körper. Er setzte zum Reden an,
sagte dann aber doch nichts, sondern ließ einen Arm nach vorn schnellen, und
dann hatte er seine Hand schon wieder um Khârns Kiefer und Hals gelegt und zog
ihn zu sich heran.
»Ich weiß nicht, wie sie
gestorben sind!« Angron schrie es so laut heraus, dass die Worte in Khârns
Ohren zu einem weißen Rauschen verwischten. »Wir hatten es geschworen!
Geschworen!«
Khârn wurde abwechselnd nach vorn
und hinten geworfen, während Angron mit der anderen Faust im Takt dazu weiter
auf den Boden schlug. In all dem Lärm nahmen seine Sinne einen neuen Geruch wahr,
und dann erkannte Khârn, dass es das Blut des Primarchen war, frisch
vergossenes Blut. Angron hatte sich auf dem Stein die Hände blutig geschlagen.
»Wir hatte einen Eid abgelegt«,
redete Angron weiter, dessen Stimme sich zu einem Ächzen veränderte, als würde
man Stahl verdrehen. »Auf dem Weg nach Desh'ea ließ ich sie alle eine neue
Narbe für mein Seil schneiden, und ich tat das Gleiche für sie. Dann legten wir
einen Eid ab, dass wir am Ende unseres Lebens den Höhenreitern eine Narbe
schneiden würden, die hundert Jahre bluten sollte!« Unwillkürlich griff Khârn
nach Angrons Hand, die sich noch fester um seinen Hals gelegt hatte, aber er zwang
sich, nicht zu versuchen, sich aus dem Griff zu befreien. »Ein Wunde, die ihre
Urgroßwelpen noch zum Weinen bringen würde! Eine Wunde, die jeden verfolgen sollte,
der es wagte, noch einmal einen Blick auf den heißen Sand zu werfen!« Angron
verlagerte seinen Griff, und die Luft konnte wieder in Khârns Lungen strömen.
Halb kniend kauerte er vor dem Primarchen, der die Hände von beiden Seiten
gegen seinen Kopf drückte. »All das«, sagte Angron leise, »und nicht einmal
mein Eid war genug gewesen.« Er nahm die Hände weg, Khârn sackte vor ihm zu
Boden.
»Weil ich nicht mal weiß, wie
sie gestorben sind.«
Als Khârn die Augen wieder
öffnete, saß Angron nicht weit von ihm entfernt im Schneidersitz da, die
Ellbogen auf die Knie gestützt, den Kopf nach vorn geschoben, um ihn zu
beobachten.
Das Blut des Primarchen roch nicht
mehr so frisch wie zuvor – war er für eine Weile bewustlos gewesen? Oder hatte
er nur desorientiert in der Dunkelheit gelegen? Vermutlich war es das gewesen.
Er atmete tief ein, Schmerzen schossen durch seinen Oberkörper, dann stützte er
sich auf die Ellbogen.
»Und wie trittst du dem Tod
gegenüber, Papierhaut?« Angrons gelassener Tonfall hatte etwas Erschreckendes, wenn
man ihn mit dem des tobenden Dämons verglich, der ihn gepackt und durch den
Raum geschleudert hatte. »Salutierst du, wenn du im Staub stehst? Erklärst
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