DGB 11 - Blut Der Abtrünnigen
absah, seinen engsten Beratern
und Kameraden. Die gesamte Sieben-undvierzigste Expeditionsflotte war in eine
Art Winterschlaf verfallen, da alle auf die nächsten Befehle des Primarchen
warteten.
Als man den Urizen nach seinem
Zusammentreffen mit dem Imperator in aller Eile zu seinem Quartier begleitet hatte,
hatte Sor Talgron nur einen flüchtigen Blick auf seinen Primarchen werfen
können. Der Anblick hatte ihn zutiefst erschüttert.
Wie immer hatte Lorgar eine
fast greifbare Aura aus Leidenschaft und Glauben ausgestrahlt, einen
undurchdringlichen Schild des Vertrauens, der zugleich ehrfurchtgebietend und
beängstigend war. Während es hieß, die Stärke des Wolfs sei seine unbe-zwingbare
Wildheit, die des Löwen seine Beharrlichkeit, die von Guillaume sei seine
strategische und logistische Genialität, so war Lorgars Stärke jener
unerschütterliche Glaube, seine bedingungs-lose und beharrliche Hingabe.
Auch wenn Erebus versucht
hatte, den Urizen vor den Blicken der Legion zu verstecken, hatte Sor Talgron
für einen winzigen Moment in die Augen des Primarchen blicken können, unmittelbar
bevor sich die Luke schloss und ihm die Sicht versperrte. Die Tiefe der
Verzweiflung, die er in diesen Augen zu sehen bekam, war für ihn wie ein Schlag
in die Magengrube, der ihn auf die Knie sinken ließ. Tränen stiegen ihm in die
Augen, sein Magen verkrampfte sich, die Gedanken überschlugen sich. Was sollte sich
auf der Schlachtbarkasse des Imperators abgespielt haben, das den
Unerschütterlichen so zutiefst erschüttert hatte?
Er war noch nicht mal bis zum
Hangardeck der Fidelitas Lex gekommen, als Erebus Kontakt mit ihm
aufnahm und ihn bat, in den Kriegssaal zurückzukehren — der Urizen hatte seine
Entscheidung getroffen.
Als er sich durch das Labyrinth
aus Gängen bewegte, betete Captain Sor Talgron inständig, dass Lorgar selbst auch
anwesend sein möge, doch diese Hoffnung wurde enttäuscht.
Aber zumindest war eine
Entscheidung getroffen worden — nach einem Monat Untätigkeit würde die XVII.
Legion endlich wieder eine Aufgabe haben.
»In seiner großen Gnade«, sagte
Erebus an die erneut zusammen-gekommenen Hauptleute der Word Bearers gerichtet,
»wünscht der Urizen, dass dieser seit so langer Zeit verschollene Ableger der
Menschheit unterworfen wird, damit er wieder die Imperiale Wahrheit erfahren
kann.«
Gemurmel machte sich unter den
versammelten Hauptleuten breit, und Sor Talgron nickte zustimmend. So war die
XVII. Legion seit Beginn des Kreuzzugs verfahren. Sie brachte den Ruhm der
Imperialen Wahrheit zu jeder Welt, auf die sie bislang gestoßen war, und auch
wenn sie nicht mit der gleichen Schnelligkeit Fortschritte machte wie andere
Legionen, waren die Welten, die von dieser Legion aufgesucht worden waren,
anschließend die am treuesten ergebenen. Wer sich dem Wort verweigerte oder für
unwürdig gehalten wurde, der wurde selbstverständlich zermalmt, der wurde unter
dem gepanzerten Absatz von Lorgars Astartes zu Staub zertreten. Doch wer die
Lehren akzeptierte, der wurde von der Imperialen Wahrheit mit offenen Armen
empfangen, und dessen Loyalität war gewährleistet.
Sor Talgron warf Kor Phaeron
einen triumphierenden Blick zu, doch der Erste Captain schien über die
Ankündigung erfreut zu sein, hatte er doch zuvor auf einen Krieg gedrängt.
»Allerdings«, fuhr Erebus fort,
»ist der Urizen mit Trauer und Bedauern zu dieser Entscheidung gelangt, denn
der Imperator ist mit unserer Legion unzufrieden, Brüder.«
Völlige Stille legte sich über
den Raum, alle Blicke waren auf den Ersten Ordenspriester gerichtet. Sor
Talgron fühlte, wie ihm das Blut in den Adern gefror.
»Wie es scheint, ist der
Imperator nicht zufrieden mit dem Tempo, in dem wir Fortschritte machen. Der
Imperator ist nicht zufrieden mit den unterworfenen und loyalen Welten, die wir
ihm dargebracht haben. In seiner Weisheit«, redete Erebus mit nach wie vor
sanfter Stimme weiter, die dennoch mit jedem neuen Wort ein wenig verbitterter
klang, »hat der Imperator unseren gesegneten Primarchen ermahnt, seinen
treuesten und hingebungsvollsten Sohn, und ihm befohlen, unseren Kreuzzug zu beschleunigen.«
Mürrisches Gemurmel kam auf,
aber Sor Talgron blendete es aus und konzentrierte sich ganz auf die Worte des Ersten
Ordens-priesters.
»Unser gesegneter Primarch ist
der Ansicht, dass man den Bewohnern von Siebenundvierzig Sechzehn klarmachen
könnte, wie verkehrt ihre ignorante, heidnische Denkweise ist, und dass sie
sich zu
Weitere Kostenlose Bücher