DGB 12 - Verlorene Söhne
sodass leuchtendes scharlachrotes Blut auf die
gerissenen Steinplatten tropfte. Dann legte er den Kopf in den Nacken und
heulte, woraufhin seine Krieger in das Geheul einstimmten, bis es schien, als
würde der ganze Berg diese Laute von sich geben.
Das klagende Heulen wurde bis
zu den höchsten Gipfeln getragen und hallte aus den tiefsten Tälern wider, ein
Klagelied für die Toten und eine düstere Warnung vor den Dingen, die noch
kommen sollten.
Vierzehn
Unterwerfung
MIT DEM UNTERGANG VON
PHÖNIXFELS war der Krieg auf Shrike praktisch beendet, auch wenn bei jeder
Eroberung von dieser Größenordnung vereinzelte Widerstandsnester überlebten,
die den Kampf fortzuführen versuchten. In den Bergen wimmelte es von solchen
Verstecken, die nicht einmal durch die Vorsehung der Corvidae entdeckt werden
konnten. Und es würde noch mehr Blut vergossen werden, bevor die Unterwerfung
abgeschlossen war.
Während die Ouranti Draks eine
Garnison in der Stadt einrichteten, führte Khalophis die Prospero Spireguard und
die Lacuman Lifewatch an, um die Widerstandsnester zu finden und auszuheben.
Die kristallverbundenen Roboter der 6. Gefolgschaft erwiesen sich bei dieser
Aufgabe als unverzichtbar, da sie unermüdlich bis in die höchsten Felsen
kletterten, ohne Angst zu empfinden oder zu murren. Die Krieger der 6.
Gefolgschaft setzten ihre Schutzgeister ein, um das Feuer der Pyrae bis ins Herz
der Berge zu leiten und so die Feinde zu erledigen und die Gipfel in Brand zu
setzen.
Keine Stunden, nachdem der Sieg
bestätigt worden war, führte Leman Russ seine Krieger von Shrike fort. Sein
Flaggschiff, die Hrafnkel , brachte die Expeditionsflotte der Space
Wolves aus dem Ark Reach Cluster, ohne dass eine Fanfare ertönte oder
Versprechen von brüderlicher Kameradschaft gegeben wurden.
Kein Wort war mehr über die
Konfrontation vor der Großen Bibliothek gefallen, aber die Angelegenheit war
damit noch lange nicht beigelegt. Magnus tat den Zwischenfall zwar als unbedeutend
ab, aber diejenigen, die ihm am nächsten waren, konnten ihm ansehen, wie sehr
der Konflikt ihn erschüttert hatte — als sei dadurch eine seit Langem gehegte
Befürchtung bestätigt worden.
Den Zivilisten wurde
Gelegenheit gegeben, auf den Planeten zu kommen, und so begann eine Armee aus Iteratoren
von der 47. Expedition mit dem langwierigen Prozess, die Bevölkerung mit den
aufgeklärten Philosophien des Imperators vertraut zu machen. Die Word Bearers beteiligten
sich an diesem Prozess mit dem Eifer von Missionaren, die ganze Scharen von
Einwohnern in die riesigen Umerziehungslager transportierten, die von
nachfolgenden Teams aus Pionieren des Mechanicums in den lang gestreckten
Tälern eingerichtet worden waren.
Im Verlauf von drei Monaten
nach dem Tod des Phönix Court war der gesamte Bestand der Großen Bibliothek kopiert
worden, zum einen durch den Einsatz von Scannern, zum anderen von Tausenden
Schreibfeder-Servitoren, die unter der Aufsicht von Ankhu Anen Buch für Buch
abschrieben. Der Primarch der Thousand Sons verschlang jeden Text und las jedes
Wort in dieser Bibliothek, und das schneller, als jeder noch so leistungsfähige
Datengelehrte arbeiten konnte.
Camille Shivani verbrachte fast
all ihre Zeit in der Bibliothek, um sich mit der Geschichte von Heliosa ebenso zu
beschäftigen wie mit den frühesten Legenden über den mystischen Geburtsfelsen
Terra.
Von einer Fülle an Informationen
umgeben studierte sie die Texte so, wie jeder Gelehrte es tun würde, aber sie
nahm sich auch Zeit, ihre Begabung zum Einsatz zu bringen und zu lesen, was es
mit den früheren Eigentümern der Dokumente auf sich gehabt hatte.
Viele der Texte waren von Männern
verfasst worden, die keinerlei Verbindung zu den beschriebenen Ereignissen
hatten. Andere stammten aus der Feder derjenigen, die die jeweilige Schlacht
gewonnen hatten, womit sie über die subjektive Beschreibung der Geschehnisse
hinaus nur von geringem Nutzen waren.
In einer vergessenen Kammer
nahe der Pyramidenspitze jedoch stieß Camille auf ein zerfleddertes, fleckiges Buch,
durch das sich alles änderte. Viele Seiten waren durch Feuchtigkeit beschädigt
und unleserlich geworden, aber kaum hatte sie das Papier berührt, wusste sie, dass
sie nicht ein einziges dieser Worte lesen musste, um die Geheimnisse zu
entschlüsseln.
Dies war niedergeschriebene
Geschichte von jemandem, der alles miterlebt hatte
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