DGB 12 - Verlorene Söhne
Lorgar?«, fragte Russ.
»Eines Mannes, der mit unreiner
Magie hantiert? Sieh dir dieses ... dieses Ding da drüben an, das von mir eine
Kugel ins Herz bekommen hat. Sieh es dir an, und dann sag mir, dass ich mich
irre.«
»Eine Instabilität in der
Gensaat ist noch lange kein Grund, dass zwei Brüder Krieg gegeneinander
führen«, wandte Lorgar ein.
»Das ist mehr als nur instabile
Gensaat, das ist Hexerei, und das weißt du so gut wie ich. Wir wussten alle,
dass Magnus von den schwarzen Künsten beschmutzt war, aber wir haben die Augen
verschlossen, weil er unser Bruder ist. Aber jetzt ist Schluss, Lorgar. Jetzt
hat das ein Ende. Jeder Krieger dieser Legion ist befleckt, jeder von ihnen
kennt sich mit Hexerei und Nekromantik aus.«
»Nekromantik?«, rief Magnus
verächtlich.
»Du hast doch gar keine
Ahnung.«
»Ich habe genug Ahnung«,
konterte Russ. »Du bist zu weit gegangen, Magnus. Hier und jetzt ist Schluss
damit.«
Lorgar legte eine goldene Hand
auf seinen Brustpanzer und sagte: »Alle Legionen bedienen sich dieser Mächte, Bruder.
Oder macht dein Runenpriester etwas so grundlegend anderes?«
Russ warf den Kopf in den
Nacken und begann zu lachen. »Du willst die Söhne des Sturms mit diesen Hexenmeistern
vergleichen? Unsere Macht ist im Donner auf Fenris geboren, sie wird im Herzen
der Weltenschmiede gehärtet. Sie entsteht aus der Kraft unserer Welt heraus, sie
wird geformt vom Mut unserer Kriegerseelen. Sie hat nichts von der
Verderbtheit, von der die Thousand Sons befallen sind.«
Nun musste Magnus laut lachen.
»Wenn du wirklich daran
glaubst, bist du ein Dummkopf!«
»Magnus, es reicht!«, herrschte
Lorgar ihn an.
»Das ist jetzt nicht der
richtige Zeitpunkt für eine solche Diskussion. Zwei meiner engsten Brüder gehen
sich gegenseitig an die Gurgel, und es macht mich traurig, wenn ich überlege,
wie sehr das unseren Vater enttäuschen würde. Hat er uns dafür geschaffen? Hat
er deswegen den Himmel nach uns abgesucht? Damit wir uns wie Sterbliche streiten
und aufeinander losgehen? Vor uns liegen größere Ziele, und wir müssen über
solchen Kleinigkeiten stehen. Wir sind die Avatare unseres Vaters, wir erobern an
seiner Stelle in seinem Namen, wir sind feurige Kometen der Rechtschaffenheit,
die losgeschickt worden sind, um den Kosmos mit seinem Glanz zu erhellen. Wir
sind seine Gesandten, die überall in der Galaxis das Wort von seiner Ankunft
verbreiten. Wir müssen strahlende Vorbilder für alles Gute und Reine sein, für dass
das Imperium steht.«
Lorgars Worte sprachen alle an,
die sie hören konnten.
Ihre grundlegende Wahrheit war
wie ein besänftigender Balsam.
Ahriman schämte sich, dass sie
zugelassen hatten, dass alles so brutal aus dem Ruder laufen konnte, und er
erkannte den wahren Schrecken der Situation.
Bruder gegen Bruder — konnte es
irgendetwas Schlimmeres geben? Der goldene Primarch schien von innen zu
strahlen, seine Haut leuchtete intensiv, während er redete. Herzen, die eben
noch Wut erfasst waren, beruhigten sich wieder. Die Space Wolves ließen ihre
Klingen ein klein wenig sinken, und die Thousand Sons standen etwas entspannter
da als noch einen Moment zuvor.
»Ich werde nicht tatenlos
zusehen, wie er diese Welt zerstört«, erklärte Magnus und nahm sein Khopesh
herunter.
»Du hast kein Recht, sie zu retten«,
konterte Russ. »Meine Legion hat diese Welt entdeckt, ich kann mit ihr machen, was
ich will. Diese Leute hatten die Wahl: Sie schließen sich uns an und leben,
oder sie bekämpfen uns und sterben. Sie haben sich entschieden zu sterben.«
»Nicht alles lässt sich so
einfach in Schwarz und Weiß einteilen, Russ«, gab Magnus zurück. »Wenn wir
alles zerstören, was wir vorfinden, welchen Sinn hat dann dieser Kreuzzug?«
»Der Sinn ist es, den Kreuzzug
zu gewinnen. Wenn das geschehen ist, werden wir uns mit dem beschäftigen, was übrig
ist.«
Magnus schüttelte den Kopf.
»Ruinen werden das Einzige
sein, was dann noch übrig ist.«
Leman Russ ließ sein Schwert
sinken, sein mörderischer Zorn war für den Moment gedämpft worden. »Damit kann ich
leben«, sagte er dann und machte ohne ein weiteres Wort kehrt. Am anderen Ende
des Damms angekommen, drehte er sich noch einmal zu Magnus um. »Es ist noch nicht
vorbei«, versprach er ihm. »Das Blut von Fenris klebt an deinen Händen, und es
wird zwischen uns noch zur Abrechnung kommen, Magnus. Das schwöre ich bei der
Klinge von Mjalnar.«
Der Wolfskönig zog die Klinge
über seine Handfläche,
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