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DGB 12 - Verlorene Söhne

DGB 12 - Verlorene Söhne

Titel: DGB 12 - Verlorene Söhne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill
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Kreuzzugs zusammenzutragen, betrachteten Mahavastu
Kallimakus' Arbeit mit erheblicher Eifersucht. Lemuel war dem Mann auf der Photep während eines Symposiums begegnet, bei dem über die beste Form des
Datensammelns diskutiert wurde. Da sie beide die Liebe zum Detail verband,
hatten sie sich recht schnell angefreundet.
    »Gott steckt im Detail«, sagte
Mahavastu einmal, als sie sich in der faszinierenden Bibliothek des Schiffs
eines von vielen Manus-kripten ansahen.
    »Du meinst, der Teufel steckt
im Detail«, hielt Lemuel dagegen.
    »Das, mein lieber Lemuel, hängt
völlig davon ab, um welches Detail es sich handelt.«
    Kallimakus war ein
energetischer Memorator, der um die hundertdreißig Standardjahre alt war, aber
den Arbeitseifer eines nur halb so alten Mannes besaß.
    In diesem Moment sah man ihm
sein wahres Alter nur allzu deutlich an. Der Memorator schlug das Buch auf, während
Lemuel ihm über die Schulter schaute.
    »Das Notizbuch eines
Künstlers«, sagte er, als er die Kohle- und Bleistiftzeichnungen sah, allesamt
grobe Skizzen. »Ich hatte dich nie für einen Zeichner gehalten. Das passt nicht
so recht zu einem Mann wie dir. Skizzen haben doch nichts von der Präzision der
Sprache.«
    Kallimakus schüttelte den Kopf.
»Und ich kann dir nur zustimmen, Lemuel. Ich bin kein zeichnender Künstler. Um
ehrlich zu sein — ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich eigentlich noch bin.«
    »Tut mir leid, Mahavastu, aber
ich kann dir nicht folgen.«
    »Ich kann mich nicht daran
erinnern, dass ich diese Zeichnungen angefertigt habe«, erklärte er
aufgebracht. »Ich erinnere mich an nichts, was in diesem Buch steht, weder an
die Bilder noch an die Worte. Ich sehe mir jeden Eintrag an, und jeder ist mir
ein Rätsel.«
    Tränen schimmerten in den Augen
des alten Mannes. Lemuel sah in seiner Aura die Angst, die einem Ausdruck schmerzhafter
Trauer wich. »Egal, was ich geschrieben habe ... ich erinnere mich nicht mehr
daran.«
    »Haben Sie sich vom
Medizinischen Korps untersuchen lassen?«, fragte Camille. »Ich hatte einen
Onkel, der wurde im hohen Alter auch von seinem Gedächtnis im Stich gelassen.
Er konnte sich an nichts erinnern, nicht einmal an das, was man ihm einen
Moment zuvor gesagt hatte. Wenig später vergaß er auch, wer er selbst war, und er
erkannte seine Frau und seine Kinder nicht wieder. Es war sehr traurig, ihm
dabei zuzusehen, wie er immer ein bisschen mehr starb.« Mahavastu schüttelte
den Kopf.
    »Mit diesem fortschreitenden
Verlust der kognitiven und funktionalen Fähigkeiten bin ich vertraut, Herrin
Shivani, deshalb habe ich heute Morgen mein Gehirn scannen lassen«, erklärte
er.
    »Neuronen- und Synapsenzahl in
meinen zerebralen und sub-kortikalen Regionen sind durchaus normal, und man
konnte in den Temporal- und Parietallappen keine Atrophie oder Degeneration
feststellen. Die einzige Anomalie war ein leichter Schatten in den Gehirnwindungen,
aber nichts davon kann meine Beobachtungen erklären.«
    Lemuel sah sich die Zeichnungen
genauer an und versuchte, aus den flüchtigen Skizzen und hingekritzelten Notizen
eine Bedeu-tung herauszulesen. »Bist du dir auch ganz sicher, dass das alles
dein Werk ist?«, fragte er und musterte die sonderbaren Symbole, die sich über
eine Seite nach der anderen zogen. Die Worte konnte er nicht lesen, doch er
erkannte die Sprache und wusste, dass dies kein gewöhnliches Buch eines
Memorators war.
    Das war ein Grimoire.
    »Ich bin mir dessen sicher«,
antwortete Mahavastu.
    »Das ist meine Handschrift.«
    »Woher wissen Sie das?«,
erkundigte sich Kallista.
    »Sie benutzen ein
Schreibergeschirr.«
    »Ja, meine Liebe, aber um ein
solches Gerät kalibrieren zu können, muss man es erst einmal auf die eigene
Handschrift einstellen. Kein lebender Graphologe könnte die Arbeit der Maschine
von etwas persönlich Geschriebenem unterscheiden.«
    »Was ist das? Ich kann das
nicht lesen«, stellte Camille ver-wundert fest.
    »Ich weiß nicht. Diese Sprache
habe ich noch nie gesehen.«
    »Das ist Enochisch«, sagte
Lemuel.
    »Die sogenannte Sprache der
Engel.«
    »Engel?«, fragte Camille.
»Woher weißt du das?«
    »Ich besitze eine
unvollständige Ausgabe des Liber Loagaeth in meiner Bibliothek auf
Terra«, erklärte er, und als er in die ratlosen Gesichter der anderen sah,
ergänzte er: »Das soll eine Aufstellung mit Gebeten aus dem Himmel sein, die
ein alter Magier auf der Alten Erde in seinen Besitz gebracht hatte. Das Buch
ist in dieser Sprache verfasst, allerdings

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