DGB 12 - Verlorene Söhne
wobei
Ahriman die nur mit Mühe gebändigte Macht heraushören konnte, die hinter jeder
Silbe steckte. »Konzentriert euch. Begebt euch zur Zehnten Aufzählung und
verschließt euch vor den Stimmen. Ihr seid nicht stark genug, um euch ihnen zu
widersetzen. Ich habe schon mit einer solchen Macht zu tun gehabt und sie
gemeistert, und das werde ich auch jetzt.«
Uthizzar nickte, und Ahriman
fühlte, wie sich sein Bewusstsein in die höchste Aufzählung verlagerte, wo ein Krieger
Frieden finden konnte und von den Sorgen der Welt nichts mehr wahrnahm. Es
kostete Mühe, einen sollchen Geisteszustand zu erreichen, vor allem in dieser Umgebung,
aber Uthizzar war schließlich auch Meister seiner eigenen Psyche. Ahriman
folgte ihm, und gleich darauf verstummten die Stimmen, als hätte man aus einem Kom-Sprecher
die Energiezelle herausgenommen.
Dank der Klarheit, die die
zehnte Sphäre ihm verlieh, sah Ahriman Bewegungen im Herzen der Tentakelmasse, ein
Aufblitzen von Safran und ein Glitzern von etwas Spiegelndem.
»Nein«, flüsterte er und
merkte, dass die zehnte Sphäre seinem Griff zu entgleiten drohte, als er etwas
wiedererkannte.
»Lass es bitte nicht so sein.«
Wie als Reaktion auf seine
Worte durchfuhr ein Schauer die Tentakel, ein abstoßendes reibendes Geräusch
ertönte, als würden sich tausend schmierige Gliedmaßen gleichzeitig bewegen.
Die Space Wolves waren sofort in Alarmbereitschaft, die Waffen wurden
angehoben, auch wenn es außer den schwarzen Tentakeln bislang kein erkennbares
Ziel für sie gab.
»Was ist hier los?«, wollte
Skarssen wissen.
Wyrdmakers Stab knisterte vor
Energie, doch der Runenpriester starrte ihn voller Entsetzen an, als hätte er
sich in eine Giftschlange verwandelt.
»Ausschwärmen«, befahl Magnus.
»Und haltet euch vom Rand
fern!«
Die gallertartige Masse aus
pflanzenartigen Objekten geriet in Bewegung, und mehrere dicke Stiele lösten
sich vom Kuppeldach der Kammer. Wie von Krankheit befallene Farnwedel in einem
verseuchten Teich wichen die am nächsten gelegenen Tentakel zur Seite aus,
während sich etwas zwischen ihnen hindurchbewegte, das Kurs auf die Thousand
Sons genommen hatte.
Ein schwarzer Schleier teilte
sich, und Ahriman verlor vollständig die Kontrolle über die zehnte Sphäre, als
er eine verdrehte Gestalt zwischen den teerschwarzen Ranken an den Rand treiben
sah.
Orangefarbene Stofffetzen klebten
am nackten Leib, dessen Kopf und Gliedmaße schlaff herabhingen wie bei einer
Marionette, deren Fäden man durchtrennt hatte. Die Gestalt wurde von einer
ganzen Gruppe schlanker Tentakel hochgehalten. Ein Tentakel bildete eine
schimmernde Schlinge um seinen Hals, ein weiterer war wie eine Krone aus
Obsidian in Höhe der Schläfen um den Kopf geschlungen.
Diese Tentakel waren nicht wie
die anderen. Ihre Substanz war lebendig, sie besaßen klaffende Mäuler und
kochende Augen, die wie plötzliche Blasen entstanden und sich im nächsten
Moment schon wieder in nichts auflösten.
Die Gestalt kam näher und hob
den Kopf. Die Augen waren ölig-schwarz und glänzten wie Spiegel, dünne schwarze
Linien durchzogen seine Haut, als hätten die schwarzen Tentakel ihn mit ihrer
verderbten Substanz erfüllt. Eine zerbrochene Spiegelmaske war nach unten bis auf
den Hals gerutscht.
Der Mund des Mannes bewegte
sich, als würde er unvorstellbare Qualen hinausschreien, doch es kam kein Laut
über seine Lippen.
Nur ein schmatzendes Geräusch war
zu hören, das aus seinen mit Flüssigkeit gefüllten Lungen drang.
»Ist das ...?«, begann
Uthizzar.
»Ja, richtig«, erwiderte Magnus
betrübt. »Das ist Yatiri.«
Mahavastu Kallimakus stammte
vom Subkontinent Indoi, er zeichnete Daten peinlich genau auf und war ein auf jedes
Detail achtender Beobachter. Er hatte einen Großteil der frühen Geschichte des
Großen Kreuzzugs niedergeschrieben und war als einer der ersten Memoratoren von
den Thousand Sons ausgewählt worden. Sein Ruf eilte ihm voraus, und er wurde
unverzüglich Magnus dem Roten zugeteilt.
Seit die wiederhergestellte
Legion von triumphierenden Fanfaren, jubelnden Massen und einem Meer aus
Rosenblättern begleitet Prospero verlassen hatte, hielt er sich unablässig an
Magnus' Seite.
Er hatte jeden Gedanken und
jede Handlung des Primarchen in einem großen Band aufgezeichnet, der von vielen
als das Buch Magnus bezeichnet wurde.
Jene Memoratoren, für die es
schwierig war, irgendwelche Berichte aus erster Hand über die Rolle der Thousand
Sons im Rahmen des Großen
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