DGB 13 - Nemesis
um die Störung zu kümmern.
»Die kommen allmählich Ihrem Versteck näher, und damit auch Capra und seinen
Zellenanführern.« Beye versuchte, keine Reaktion zu zeigen, als er den Namen
erwähnte, doch sie konnte es nicht verhindern.
Er wandte sich ihr zu. »Wie
viele Ihrer Leute haben in den letzten Wochen kapituliert? Fünfzig? Hundert?
Wie viele haben das Amnestie-Angebot angenommen, das man ihnen und ihren
Familien gemacht hat?«
»Das ist eine Lüge!«, platzte
Beye heraus und ignorierte Grohls wütendes Zischen. »Wer aufgibt, wird
hingerichtet.«
»Ja, natürlich«, sagte der Mann
und nickte seinem jüngeren Kollegen zu.
»Wir haben sogar Fotos von den
Erschießungskommandos.«
Er ließ eine kurze Pause
folgen.
»Ihr gesamtes
Widerstandsnetzwerk ...«
»Was noch davon übrig ist«,
warf der andere ein.
»Ihr Netzwerk steht kurz vor
dem Zusammenbruch«, redete er weiter. »Es wird nur noch von Capra und seinem
Kern aus Freiheitskämpfern aufrechterhalten, denen er bedingungslos vertrauen
kann. Die Adligen wissen, dass sie eigentlich nur noch eine Weile abwarten
müssen, bis sich das Problem von selbst erledigt.« Er ging an ihnen entlang.
»Die Adligen müssen nur warten, bis Ihnen die Vorräte ausgehen, bis Sie keine
Munition mehr haben. Oder bis Sie die Hoffnung verlieren. Sie sind alle
erschöpft, Sie sind über Ihre Grenzen hinausgewachsen. Sie haben Hunger, Sie
möchten schlafen. Keiner von Ihnen will es eingestehen, aber jeder von Ihnen
weiß, dass es wahr ist. Sie haben längst verloren, Sie vollen es bloß nicht
zugeben.«
Das reichte, um Grohl seinen
eigenen Vorsatz vergessen zu lassen.
»Gehen Sie doch zum Teufel, Sie
Clanbastard!«
Der Mann zog eine Augenbraue
hoch.
»Wir sind keine ... Clanbastarde.
Wir arbeiten nicht für die Adligen.« Er beugte sich vor und nahm etwas von
seinem Hals — eine Identitätsdisc an einer Kette. »Wir dienen einem anderen
Herrn.« Beye erkannte sofort die Form eines imperialen Marke, einer bioaktiven
Erkennungsvorrichtung, die per Genschlüssel mit ihrem Träger verbunden war. Die
Gravur eines doppelköpfigen Adlers glitzerte auf der Oberfläche. Ein solches
Objekt konnte nicht gefälscht oder kopiert werden, und es war auch nutzlos, es
seinem Träger abzunehmen, weil es von einer anderen Person nicht benutzt werden
konnte. Wer eine solche Marke trug, der war ein Soldat in Diensten des
Imperators der Menschheit.
»Wer sind Sie?«, wollte Pasri
wissen.
Der Mann zeigte auf sich. »Kell.
Das dort sind Tariel und ... Soalm. Wir sind Agenten des Imperiums und handeln
im Namen Terras.«
»Warum verraten Sie uns Ihre
Namen?«, knurrte Grohl.
»Doch wohl nur, weil Sie uns
sowieso töten werden, nicht wahr?«
»Betrachten Sie es als eine
Geste des Vertrauens«, erwiderte die blasse Frau. »Wir wissen bereits, wer Sie
sind. Und um ehrlich zu sein, Sie werden für uns nicht zu einer Bedrohung, nur
weil Sie wissen, wie wir heißen.«
Beye legte die Stirn in Falten.
»Warum sind Sie hier?« Kell gab Tariel ein Zeichen, der junge Mann holte ein
Messer aus der Tasche und ging zu Pasri, um ihre Fesseln zu durchtrennen.
Danach schnitt er auch Grohl los.
»Wir sind auf Befehl des Imperators
hier, um dem Planeten Dagonet und seiner Bevölkerung in dieser Zeit der Krise
beizustehen.« Beye war sicher, dass sie sah, wie sich Kell und Soalm einen
bedeutungsvollen Blick zuwarfen, ehe der Mann weiterredete. »Wir sind hier, um
Ihnen zu helfen, dem Aufstand von Horus Lupercal Einhalt zu gebieten und gegen
jeden vorzugehen, der sich auf seine Seite stellt.« Grohl rieb sich die
Handgelenke. »Und deshalb wollen Sie sicher, dass wir Sie in unser geheimes
Versteck führen, damit Sie mit Capra persönlich reden können. Wir sollen Ihnen
vertrauen, damit Sie uns alle auf einen Schlag ermorden können, richtig?« Er
drehte den Kopf zur Seite und spuckte auf den Boden. »Wir sind weder Dummköpfe
noch Verräter.« Tariel schnitt auch Beye los und hielt ihr eine Hand hin, um
ihr hochzuhelfen, aber sie reagierte nicht darauf. Zu ihrem Erstaunen gab er
ihr eine Datentafel. »Sie wissen, wie man damit umgeht, nicht wahr? Ihre Akte
besagt, dass Sie im Administratum als Datenverwalterin in der Abteilung für
Kolonialangelegenheiten gearbeitet haben, bevor es zu dem Aufstand kam.«
»Das stimmt«, bestätigte sie.
Daraufhin zeigte Tariel auf
eine Textdatei im Speicher der Tafel.
»Ich glaube, Sie werden sich
dieses Dokument ansehen wollen. Und überprüfen Sie bitte die
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