DGB 13 - Nemesis
während Speers Fähigkeiten
in der verdrehten, vom Warp veränderten Struktur seiner Seele begründet waren,
stellte die Frau nur eine blasse Kopie davon dar. Sie benötigte die
Unterstützung durch ihre Helmwaffe, um an seine Vollkommenheit heranreichen zu
können.
Speer fühlte sich beleidigt von
der Vorstellung, dass sich etwas der Macht seiner Gabe auf mechanischem Wege
nähern konnte. Er würde die Frau allein schon deshalb töten, weil sie vorgab,
etwas zu sein, das sie gar nicht war.
Die Dämonenhaut forderte ihn
auf, sich zurückzuziehen, damit sie einen Moment lang zur Ruhe kam und heilen
konnte, aber er ignorierte das Wehklagen und tat genau das Gegenteil.
Er ging auf die Psionikerin zu,
selbst als er in den Nimbus aus seelenvernichtender Kälte geriet, der sie
umgab. Sofort merkte er, wie ihm seine eigenen Kräfte entzogen wurden. Der
Schmerz war so grell und strahlend, als würde sie ihm die Arterien aus dem
Fleisch reißen.
Für einen winzigen Augenblick
erkannte Speer, dass er soeben ein wenig davon erfuhr, wie es für einen
Psioniker sein musste, wenn der von ihm ermordet wurde.
Das musste Perrig empfunden
haben, als er sie in Asche verwandelte.
Bevor der Sog zu stark werden
konnte, holte er nach der jungen Frau aus. Seine Krallen, scharf wie
Rasierklingen, zerschnitten in weitern Bogen die Luft, dann glitten sie über
den gepanzerten Stoff ihrer Kleidung und über das Fleisch am Hals seiner
Kontrahentin.
Der Hieb genügte nicht, um sie
auf der Stelle zu töten, doch es reichte, um eine Ader aufzuschlitzen.
Hastig drückte sie eine Hand
auf die Wunde, um die Blutung zu stoppen, aber sie war nicht schnell genug, und
so schoss eine kleine Fontäne aus rotem Lebenssaft in die Höhe. Speer machte
den Mund auf und fing das Blut auf. Während sie röchelnd nach hinten taumelte,
lachte er wieder.
Im Inneren von Iotas Helm sammelte
sich Blut um Mund und Hals herum, das in Strömen aus ihren Ohren und der Nase
lief. Vor ihre Augen legte sich ein karmesinroter Schleier, da in ihnen die
feinen Äderchen aufplatzten. Rote Tränen strömten über ihre Wangen.
Das Animus Speculum war damit beschäftigt,
sich für einen Energiestoß neu aufzuladen. Iota hatte einen Fehler begangen und
die erste Entladung zu früh abgefeuert, ohne zu warten, bis sie die maximale
Tödlichkeit erreicht hatte. Ihr Fehler war es gewesen, dass sie dieses ... Ding ... unterschätzt hatte.
Ihr fehlte jeglicher Bezug
dazu, was ihr da eigentlich gegenüberstand. Zuerst hatte sie ihn für einen
weiteren Assassinen gehalten, den man auf sie angesetzt hatte, um den Plan des
Exekutionskommandos zu vereiteln.
Sie konnte die Logik in der
Existenz einer solchen Kreatur nicht erkennen, andererseits wusste sie von den
Blutfehden der Tempel untereinander, mit denen sie auf belanglose
Unterstellungen und Beleidigungen reagierten. Solche Dinge ereigneten sich,
solange es keine Beweise für ihre Existenz gab und was noch viel wichtiger war
solange es ohne Folgen für die wichtigeren Missionen des Officio Assassinorum
blieb.
Doch dieser Mörder überstieg
alle ihre Erfahrungen, zumindest das war sicher. Der Angriff mit dem Strahl des
Animus hätte ihn auch bei nur unvollständiger Ladung kampfunfähig machen
sollen.
Iota richtete die Anzeigen
ihrer Aura-Sensoren auf ihn und reagierte entsetzt auf das, was sie dabei zu
sehen bekam.
So unmöglich das eigentlich
sein sollte, veränderten sich seine psionischen Anzeigen vor ihren Augen. Der
sehnige Nimbus geisterhafter Farben trat aus der eigenartigen Fleischmaterie
aus, die seinen Körper umhüllte, und auf einmal verstand Iota, dass sie in den
dunstigen Spiegel des Warp selbst blickte. Dieses Wesen war nicht eine, sondern
zwei Lebensformen, und hauchdünne Fäden aus telepathischer Energie zwischen
ihnen verband sie beide mit der unfertigen Macht des Immateriums.
Plötzlich begriff sie, wie es
ihm möglich gewesen war, dem Animus-Treffer standzuhalten. Die Energie, die in
der realen Welt so tödlich wirkte, stellte im weiten Ozean der Reiche des
Warpraums nur einen Tropfen dar. Der Mörder war mit dem Ätherischen auf eine
Weise verbunden, die ihr niemals möglich sein würde, und das machte es ihm
möglich, die Wucht des Aufpralls in den Warp abzuleiten, wo sie wirkungslos
verpuffte.
Die sich verschiebende Aura
wurde dunkler, bis sie schließlich pechschwarz war. So etwas hatte Iota schon
einmal gesehen, es war die Form ihres eigenen psionischen Abdrucks. Er
spiegelte sie, und noch
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