DGB 13 - Nemesis
Opfer
anpasste. Er hatte mehrere leichte Automatikpistolen mitgenommen und jede
zunächst als Schusswaffe benutzt, doch sobald das Magazin verschossen war,
kamen sie zum Einsatz, indem er mit ihrer Hilfe seine Gegner erschlug.
Allerdings hielten die Pistolen selbst nur ein paar kraftvolle Hiebe aus, dann
zerbrach ihr Rahmen unter der vom Garantine ausgehenden Gewalteinwirkung, und
er war gezwungen, sie wegzuwerfen.
Er versetzte einem Mann einen
so energischen Fausthieb, dass ihm der Schädel zertrümmert wurde. Dann
übersprang er eine behelfsmäßige Barrikade und bewegte sich schneller, als die
dahinter kauernden Männer auf ihn schießen konnten. Er tötete sie mit ihren
eigenen Waffen und rannte weiter, um tiefer in den Komplex vorzudringen.
Teile des Gebäudes wären dem
Garantine womöglich vertraut vorgekommen, hätte er das ungeheure Tempo seiner
Gedanken drosseln können. Aber ihm gelang weder das noch konnte er seine Gier
zu töten bändigen, auch nicht für einen kurzen Moment.
Da er keine Befehle finden konnte
und es keinen Auftrag gab, auf den er sich hätte konzentrieren können, tat der
Eversor, was man ihm antrainiert hatte: Er würde vorrücken und töten, wen er
hier töten konnte, um sich dann zu den nächsten Zielen zu begeben, wo er
abermals töten würde, bis er das nächste Ziel und das übernächste anvisierte,
wobei er die ganze Zeit über dem Augenblick verhaftet bleiben würde.
Anschließend fühlte sich Daig
durch seine Erfahrung erfrischt, aber er war nicht aus persönlichen Gründen zu
diesem Treffen gegangen. Während sich die anderen in kleinen Gruppen
untereinander unterhielten, zog sich der Vogt mit Noust an den Rand des Raums
zurück, wo die beiden in Ruhe reden konnten.
Noust hörte sich schweigend an,
was Daig ihm über seinen Fall zu berichten hatte, und schließlich nickte er
nachdenklich. »Ich kenne Erno Sigg. Ich dachte mir schon, dass das der Grund
sein könnte, warum du heute Abend hergekommen bist. Sein Gesicht war im
öffentlichen Bildkabel zu sehen, und es war davon die Rede, dass er gesucht
wird, weil er euch bei euren ›Nachforschungen‹ behilflich sein könnte.« Daig
verkniff sich eine Reaktion darauf.
Laimner hatte auf Anweisung von
Telemach ganz gezielt Siggs Bild an die Medien weitergeleitet, um ihn so
schneller ausfindig machen zu können. Aber wenn er damit überhaupt irgendetwas
hatte bewirken können, dann war es ihm allenfalls gelungen, dass sich Sigg noch
weiter aus der Öffentlichkeit zurückzog.
»Er ist ein schwieriger
Charakter«, fuhr Noust fort.
»Man könnte sagen, er ist ein
Mann ohne Kompass. Aber das ist genau der Punkt, an dem die Theoge ansetzen
kann, um einem Menschen zu helfen. Während seiner Inhaftierung hatte er von der
Existenz des Textes erfahren, aber Erno fand bei uns auf einen anderen Weg.« Er
sah zur Seite. »Jedenfalls für eine Weile.«
»Wie soll ich das verstehen?«,
fragte Daig, während er sich vorbeugte.
Noust musterte ihn. »Willst du
das wissen, Daig Segan? Oder will die Sentine das wissen?«
»Sowohl als auch«, erwiderte
er.
»Das ist wichtig. Du weißt, ich
würde dich sonst nicht fragen.«
»Ja, das stimmt.« Noust
seufzte. »Es war so: Eine Zeit lang war Erno hier eine feste Größe, und er
versuchte, etwas aus sich zu machen. Er wollte Wiedergutmachung leisten, und er
arbeitete daran, ein besserer Mann zu werden als jener wütende und frustrierte
Kriminelle, den er irgendwo da draußen im All zurückgelassen hatte. So etwas
ist ein langer Weg, und das wusste er auch. Doch dann kam er auf einmal nicht
mehr so oft her.«
»Wann war das?«
»Vor ... vielleicht zwei
Demi-Monden. Wenn ich ihn sah, war er nervös und zappelig. Er sagte, er werde
für das bezahlen müssen, was er getan hatte.« Noust hielt kurz inne und ordnete
seine Gedanken. »Ich hatte das Gefühl, dass er ... ich weiß nicht ... vielleicht,
dass er von jemandem verfolgt wurde. Er war gereizt und paranoid. All seine
alten, schlechten Angewohnheiten kamen wieder zum Vorschein.« Daig rieb sich das
Kinn. »Er könnte Leute getötet haben.« Noust sah ihn voller Entsetzen an.
»Nein! Niemals. Früher vielleicht, aber jetzt nicht mehr. Dazu ist er nicht
fähig, das würde er nicht mehr tun. Das schwöre ich beim Gott-Imperator
persönlich.«
»Ich muss Erno finden«, sagte
Daig. »Wenn er unschuldig ist, müssen wir das beweisen. Wir ... ich muss das
hier beschützen.« Er machte eine ausholende Geste. »Ich habe hier meinen Weg
gefunden.
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