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DGB 13 - Nemesis

DGB 13 - Nemesis

Titel: DGB 13 - Nemesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Swallow
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wiedererkannt wurde. »Daig! Dich haben wir ja schon seit einer Weile nicht mehr
gesehen.«
    »Hallo, Noust.« Er nickte
gedankenverloren. »Kann ich reinkommen?« Knarrend öffnete sich die Tür, und er
trat ein.
    Drinnen war es so warm, dass
Daig blinzeln musste, da ihm Tränen in die Augen traten, während sich auf der
kalten Gesichtshaut Feuchtigkeit niederschlug. Noust reichte ihm einen kleinen
Zinnbecher mit Glühwein, dann folgte der Vogt dem anderen Mann auf einer
Stahltreppe nach unten. Sanfte Musik drang ihnen mit der warmen Luft entgegen.
    »Ich dachte schon, du hättest
es dir noch mal anders überlegt«, sagte Noust. »So was kommt manchmal vor. Dann
stellen die Leute auf einmal alles infrage, nachdem sie sich dem Glauben
angeschlossen haben. So als hätten sie sich eine teure Anschaffung geleistet,
die sie gleich darauf schon wieder bereuen.«
    Er ließ ein ironisches Lachen
folgen.
    »Damit hat es nichts zu tun«,
erwiderte Daig. »Es ist nur so, dass ich es in letzter Zeit einfach nicht
geschafft habe, herzukommen. Meine Arbeit«, fügte er an und seufzte leise. »Ich
muss vorsichtig sein.« Noust warf ihm über die Schulter einen flüchtigen Blick
zu.
    »Natürlich. Wir alle müssen
vorsichtig sein. Vor allem angesichts des herrschenden Klimas. Er versteht das gut.«
Wieder seufzte Daig und verspürte ein schlechtes Gewissen.
    »Das will ich hoffen.« Die
Treppe führte in einen Keller mit niedriger Decke.
    Entlang der Längsachse des
Raums hatte man Lumenkugeln an die Wände geklebt, die Sitzgelegenheiten — zum
Teil Plastikhocker, die man aus Büros hatte mitgehen lassen, zum Teil
durchgesessene Sofas aus irgendwelchen aufgegebenen Wohnungen, dazu ein paar
recht kunstvoll zusammengebaute Kisten — waren in etwas ungeordneten Reihen im
Halbkreis aufgestellt. Sie alle zeigten auf einen Tisch mit Tischdecke, auf
manchen Plätzen lagen mit roter Schrift bedruckte Flugblätter.
    Hochvogtin Kata Telemach hätte
viel dafür gegeben, diesen Ort ausfindig zu machen. Er war einer von nur einer
Handvoll Orten auf ganz Iesta Veracrux, die alle gleichermaßen offensichtlich
und doch verborgen waren.
    Es gab kein Symbol, das als
Identifizierung hätte herhalten können, kein Passwort und auch kein bestimmtes
Handzeichen war erforderlich, um eingelassen zu werden. Vielmehr war es so,
dass diejenigen, die diese Orte aufsuchen wollten, sie entweder aus eigenem
Antrieb aufspürten oder aber von Gleichgesinnten dorthin mitgenommen wurden.
Entgegen allen Behauptungen der Hochvogtin und entgegen allen Gerüchten, denen
man überall begegnete, spielten sich in diesen Kellern und Hinterzimmern keine
mörderischen, blutrünstigen Rituale ab, und es fanden auch keine unheilvollen
Zeremonien statt. Dort kamen ganz normale Menschen zusammen, die die
Gemeinschaft der Theoge bildeten, weiter nichts. Seine Gedanken kreisten um
diese Fakten, während er mit dem Daumen über das polierte Gold des
Adlertalismans an seinem Handgelenk strich.
    Auf dem Tisch stand ein
altersschwacher holografischer Projektor, der flackerte und summte. Darüber
schwebte ein bläulich eingefärbtes Bild von Terra in der Luft, eine
Zeitraffer-Schleife des Tag-und-Nacht-Zyklus.
    Neben dem Projektor lag ein
aufgeschlagenes Buch, die Seiten waren eng mit Text bedruckt. Das Papier war
von normaler Qualität, es war gebunden, aber der Einband fehlte. Soweit Daig
wusste, hatte ein Freund von Noust mehrere Exemplare dieses Dokuments während
seiner Nachtschicht in der Druckerei gedruckt, indem er überschüssiges Papier
von anderen Aufträgen verwendete und Leerzeiten zwischen zwei Projekten nutzte.
    Den Seiten sah man an, dass das
Buch bereits durch viele Hände gegangen war, und Daig wollte es vom Tisch
nehmen, um darin zu blättern und sich von dem Text Trost spenden zu lassen. Er
wusste, er musste nur fragen, dann würde Noust ihm ein eigenes Exemplar geben,
das er mitnehmen und behalten konnte. Aber die Vorstellung, das Buch bei sich
zu Hause zu haben, wo jemand zufällig darauf stoßen konnte oder — was noch viel
schlimmer wäre — jemand gezielt danach suchen konnte, um ihn zu belasten, weil
derjenige selbst nicht die darin enthaltene wahre Bedeutung verstand ... nein,
dieses Risiko konnte er nicht eingehen.
    Noust stellte sich zu ihm. »Du
kommst übrigens gerade richtig. Gleich beginnt eine Lesung. Du wirst doch
bleiben, oder?« Daig sah sich um. Im Keller hielten sich nur wenige Leute auf.
Ein paar davon kannte er, andere Gesichter

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