DGB 14 - Ketzerfürst
brachte
er sich um einen frühen und schnellen Sieg. Lorgar schaffte es, ihn noch einmal
von sich zu schleudern, dann hob er Illuminarum hoch, um wieder zuzuschlagen,
doch der Raven Lord hatte sich bereits auf einer Feuersäule in die Lüfte
erhoben und griff von oben an. Der Word Bearer wehrte die erste Klaue ab, indem
er die Faust mit solcher Wucht traf, dass der Panzerhandschuh vollständig
zerschmettert wurde. Doch noch während diese Klingen in hohem Bogen durch die
Luft wirbelten und irgendwo im Kampfgetümmel landeten, traf die andere Klaue
ins Ziel.
Meterlange Klingen schnitten
sich in Lorgars Bauch, ihre Spitzen rutschten dabei von der Wirbelsäule ab, ehe
sie an seinem Rücken wieder austraten. Ein solcher Schlag bedeutete für einen
Primarchen eigentlich nichts, und erst als Corax seine Hand nach oben drückte,
geriet Lorgar ins Wanken.
Illuminarum rutschte ihm aus
den Händen, die er seinem Bruder um den Hals legte und zudrückte, während er
von Corax in zwei Hälften geschnitten wurde.
»Für den Imperator«, keuchte
Corax, dem der Griff seines schwächeren Bruders nichts ausmachte. Lorgar schlug
mit der Stirn in Corax' Gesicht und zerschmetterte ihm die Nase, dennoch konnte
er ihn nicht dazu bringen, von ihm abzulassen. Der Raven Lord gab nicht nach,
nicht mal für den Bruchteil einer Sekunde, auch wenn sein Antlitz durch einen
zweiten, dritten und vierten Kopfstoß weiter verunstaltet wurde.
»Aber er hat uns belogen«,
brachte Lorgar heraus, obwohl das Blut aus seinem Mund strömte. »Vater hat
gelogen.« Die Krallen zuckten hin und her, zerrten an Lorgars verbesserten
Knochen, und als Corax sie schließlich wieder aus seinem Leib riss, da fügten
sie ihm weit schwerere Verletzungen zu als in dem Moment, da er sie in sein Fleisch
getrieben hatte. Sein Blut verdampfte zischend, als es auf Kraftfelder der
Klingen strömte.
»Vater hat gelogen«,
wiederholte Lorgar. Inzwischen war er auf die Knie gesunken und presste die Hände
auf seinen zerstörten Bauch.
Corax' schwarze Augen verrieten
keine Regung. Er machte einen Schritt auf ihn zu, die eine noch
funktionstüchtige Klaue erhoben, um seinen Bruder hinzurichten.
»Mach schon«, fauchte Lorgar.
Der psionische Wind, das dunstige Feuer — alles war jetzt fort. Er war wieder,
was er immer gewesen war: Lorgar, der Siebzehnte Sohn, das Abbild seines
Vaters, die eine Seele von zwanzig, die niemals ein Soldat hatte sein wollen.
Und hier war er nun und sollte
sterben, mitten auf einem Schlachtfeld.
Die grausame Ironie wurde ihm
nur langsam bewusst, und auf groteske Weise passte sie sogar. Er konnte seine Beine
nicht mehr bewegen, sein Körper war ein Tempel, in dem nur noch Schmerzen zu
Hause waren. Er konnte seinen Henker kaum sehen, da seine psionischen
Anstrengungen ihm vor Schwäche und Schmerzen alles vor den Augen verschwimmen
ließen. Ein vager Umriss zeichnete sich vor ihm ab, der erhobene Sensenklingen
erkennen ließ.
»Mach schon!«, brüllte Lorgar seinen Bruder an.
Die Klaue senkte sich, dann
traf sie auf Metall.
Corax bewegte den Kopf, bis er
in Augen blickte, so schwarz wie seine eigenen. Seine Klaue wurde von einer gleichartigen
Waffe zurückgehalten, die Klingen schabten dabei übereinander — eine Klaue, die
nach unten fahren und töten wollte, eine andere, die das nicht zulassen wollte.
Während der Primarch der Raven
Guard das Gesicht vor Anstrengung verzog, ließ sein Gegenüber ein — wenn auch
angespanntes und humorloses — Grinsen erkennen.
Es war das Lächeln eines Toten,
dessen Lippen in Leichenstarre verharrten.
»Corax«, sagte der andere
Primarch.
»Curze«, sprach Corax den Namen
aus, als wäre er ein Fluch.
»Sieh mir in die Augen«,
forderte der Vater der Legion der Night Lords, »und sieh deinen Tod.« Corax
versuchte seine Klaue zu befreien, doch Curze' zweiter Panzerhandschuh schloss
sich um das Handgelenk seines Bruders. »Nein.« Curze' Lachen war genauso humorlos
wie sein Grinsen. »Flieg nicht weg, kleiner Rabe. Bleib noch etwas länger. Wir
beide, wir sind noch nicht miteinander fertig.«
»Konrad«, versuchte es Corax.
»Warum hast du das getan?«
Curze ging auf den flehenden
Tonfall nicht ein. Stattdessen wandte er sich zu Lorgar um, wobei seine Miene keinen
Hehl aus der Verachtung machte, die er für seinen Bruder empfand. »Steh auf, du
verfluchter Feigling.« Genau das versuchte Lorgar, indem er sich auf der
mitternachtblauen Rüstung seines Bruders abstützte, um sich hochzuziehen.
Weitere Kostenlose Bücher