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DGB 14 - Ketzerfürst

DGB 14 - Ketzerfürst

Titel: DGB 14 - Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron Dembski-Bowden
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oder
Abscheu geschah, vermochte Argel Tal nicht zu sagen.
    »Ihm blieb keine andere Wahl«,
erwiderte er.
    »Und was geschah dann?«
    »Und dann ... Dann sah der
Primarch seine Legion an. Es kam uns wie eine Ewigkeit vor, so lange ließ er
seinen Blick über uns wandern. Schließlich begann er zu lächeln, und dann
sprach er zu uns.«
    »Und was hat er gesagt?«
    »Zwei Dinge.« Argel Tal sah zur
Seite.
    »Zum einen redete er von einem
alten Glauben, der sogenannten Wallfahrt, bei der man nach einem Ort sucht, an
dem sich Götter und Sterbliche begegnen. Und dann sprach er von Colchis.«
    »Ihre Heimatwelt?« Ihre Stimme
verriet ihr Erstaunen.
    Colchis. Die Wiege der Engel.
    »Ja.« Ihm entging der
ehrfürchtige Gesichtsausdruck der jungen Frau nicht. »Wir kehren heim.«

 

     
     
    Neun
    Der karmesinrote König
    Die Stadt der Grauen Blumen
    Gesegnete Dame
     
     
    COLCHIS IST EINE DURSTIGE WELT.
    Je nachdem, wer diese Worte
sprach, kamen sie in amüsiertem oder fluchendem Ton über seine Lippen. Aber die
Aussage stimmte immer. Die Kontinente waren stets durstig, und die Welt selbst
war von Erinnerungen geprägt.
    Sie war dreimal so groß wie
Terra, die Bevölkerungszahl betrug aber nur einen Bruchteil derer von Terra.
Sie benötigte fast fünf Jahre, um einmal um die unerbittliche Sonne zu kreisen.
Dabei drehte sie sich mit großer Geduld um ihre eigene Achse, dauerte ein Tag
doch so lange wie eine terranische Woche und eine Woche so lange wie ein
terranischer Monat.
    Aus dem Orbit betrachtet war
ihre Haut wie ein Antlitz aus erbarmungslosen Gebirgszügen und
kastanienfarbenen Wüstenebenen, die von Flüssen durchzogen wurden. Es waren so
trockene Länder wie diese, in denen die Vorfahren der Menschheit — die
allerersten Männer und Frauen auf jener Welt, die nicht länger Erde genannt wurde
— aufwuchsen und die als die Wiege der Zivilisation bekannt wurden.
    Colchis war von der gleichen
Art. Die Menschheit war in Ländern geboren worden, die jenen ähnlich waren, von
denen diese Welt bedeckt wurde. Damit war Colchis eher so, wie die Erde hätte
sein können, aber weniger so, wie Terra war.
    Im Lauf der Generationen hatte
sich die Zivilisation auf den dürren Kontinenten verteilt und war
dementsprechend dünn gesät.
    Die meisten Städte waren an den
Küsten zu finden, jeder Stadtstaat war mit den anderen durch den Handel auf dem
Luft- und dem Seeweg verbunden. Immerhin wären Straßen auf einer Welt voller
Wüsten eine wenig sinnvolle Alternative gewesen.
    Anders als das aufstrebende
Imperium verfügte Colchis nicht über orbitale Waffenplattformen, die die Welt hätten
beschützen können. Vielsagender war aber wohl die Tatsache, dass dort auch
nicht viel zu machen war im Hinblick auf betriebsame Raumstationen, die
parasitäre Expeditionen auf ihren Kreuzzügen durch die Galaxis mit Nahrung und
Treibstoff versorgen konnten.
    Auf Colchis fanden sich noch
immer die Narben einstiger Größe — einem Zeitalter der Wunder, das ein feuriges
Ende genommen hatte. In dieser Hinsicht war die Welt das zukünftige Echo
dessen, was erst vor Kurzem aus Khur geworden war. Die Oberfläche des Planeten
war dunkel verfärbt von den Knochen der toten Städte, die vor so langer Zeit
untergegangen waren, dass keine Aufzeichnungen mehr darüber existierten.
Niemand hatte sich je die Mühe gemacht, sie wiederaufzubauen. Neue Städte waren
anderswo entstanden, nachdem sich eine simplere, ruhigere Kultur entwickelt
hatte. Die antiken Ruinen ließen den Schluss zu, dass einmal ein von Maschinen
angetriebenes Imperium über Colchis geherrscht hatte, allerdings fanden sich
kaum Hinweise darauf, was zu seiner Auslöschung geführt haben mochte. Das
Vermächtnis des verlorenen Königreichs war sogar im Orbit zu erkennen, wo Objekte
um den Planeten kreisten, die darauf schließen ließen, dass es sich um
Friedhöfe interstellarer Raumschiffe handelte. Die waren in einem Orbit
gefangen, in dem es noch Jahrtausende dauern würde, ehe sie vollständig
zerfallen waren.
    Wenige imperiale Flotten kamen
auch nur in die Nähe von Colchis, was nicht nur damit zu tun hatte, dass man dort
keine Vorräte an Bord nehmen konnte, um die eigenen Bestände aufzustocken. Es
kursierten auch Gerüchte über unsichere Schiffsrouten, und die Tatsache, dass
die 2188. Expeditionsflotte in einem nahe gelegenen System spurlos verschwunden
war, gab diesen Gerüchten nur zusätzlichen Auftrieb. Colchis schien eine Welt
zu sein, die den Blick nach innen gerichtet

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