DGB 14 - Ketzerfürst
großem Stolz alles
mitverfolgten, was ihre Helden leisteten. Mütter und Väter hörten stets ganz
genau hin, da sie hofften, irgendeinen ruhmreichen Bericht über einen Sohn mitzubekommen,
der ihnen im Kindesalter entrissen und zum Astartes gemacht worden war. Die
Geistlichen des Bundes wiederum suchten in den Meldungen nach Inspiration,
damit sie von der Rechtschaffenheit des Primarchen predigen konnten.
Aufrechterhalten wurde dieses
Netzwerk von Astropathen, die kurze psionische Informationsimpulse zu ihrem jeweiligen
Pendant auf der Heimatwelt schickten. Mehrmals pro Woche wurden aktuelle
Berichte über die Leistungen der Legion von den Türmen verkündet und überall in
der Heiligen Stadt von Scharen von Zuhörern vernommen. Sobald eine Expedition
der Legion eine Unterwerfung erfolgreich abgeschlossen worden war, kam es in
der ganzen Stadt zu Feierlichkeiten.
Jeder — ausnahmslos jeder — hatte
die Berichte von Monarchia gehört. Die Demütigung der Legion. Der Kniefall der
Word Bearers. Der Zerstörung des Imperialen Erlasses durch den Imperator selbst.
Daher lastete ein unbehagliches
Gewicht auf der Rückkehr der Flotte, und die Freude wurde dadurch getrübt, dass
das Ganze mehr war als bloß eine Heimkehr.
Und dann war da noch das
Problem der Überlebenden von Monarchia. Die Legion war in der ausgelöschten
Stadt nur auf wenige lebende Seelen gestoßen, und Cyrene war nur eine von
sieben Personen, die man aus den Ruinen mitgenommen hatte. Die Meldung über
diese heiligen Flüchtlinge hatte sich auf Colchis verbreitet wie ein Lauffeuer.
Sie galten als lebende Märtyrer, geborgen aus der Asche, die über das Haupt der
Legion gekippt worden war. Der Bund hatte mit der Legionsflotte Kontakt
aufgenommen und den Primarchen gebeten, die Flüchtlinge nach Colchis kommen zu
lassen und ihnen vielleicht sogar die Möglichkeit zu geben, in den heiligen
Orden eingeführt zu werden.
Die sieben Namen wurden von den
Menschen bereits mit einer Ehrfurcht ausgesprochen, als wären sie Heilige, und
sie hatten längst Einzug in die täglichen Gebete gehalten. Es fiel Argel Tal
schwer, Cyrene davon zu berichten, weil er selbst erst vor einer Stunde davon
erfahren hatte, zu welchem Ruhm die Flüchtlinge noch vor ihrer Ankunft gelangt
waren. Der Orden des Osseous-Throns landete kurz nach dem Primarchen auf
Colchis, die vier Flüchtlinge, die mit ihnen auf den Planeten kamen, wurden
augenblicklich von einer jubelnden Menge bestürmt.
Jedes ihrer Worte wurde
aufgezeichnet, die Leute sangen auf den Straßen ihre Namen, andere versuchten
sie anzufassen, weil sie sich erhofften, etwas von dem göttlichen Glück dieser
Leute würde sie auf abfärben.
Kom-Berichte über diese
Ereignisse wurden auf den noch im Orbit befindlichen Schiffen gehört, wodurch
die anderen Orden vorgewarnt wurden, dass in der Stadt der Grauen Blumen die
geretteten Monarchianer mindestens genauso wichtig waren wie die Rückkehr des
Primarchen.
»Sie müssen vorsichtig sein,
weil es auf dem Planeten Leute geben könnte, die von Ihnen gesegnet werden
möchten. Es könnte sein, dass sie sich Ihnen ohne Vorwarnung nähern, um Sie zu
berühren, was für Sie desorientierend sein könnte.« Ihre Dienerinnengewand war
von schlichtem Schnitt, aber sie strich es sorgfältig glatt, damit es richtig
an ihrem wieder zu seinen normalen, gesunden Proportionen zurückgekehrten
Körper saß. »Das verstehe ich trotzdem nicht. Warum sollte uns jemand sehen
wollen?«
»Sie sind für diese Leute ein
Symbolbild«, sagte er.
»Ein lebendes Symbolbild, eine
Märtyrerin, die überlebt hat. Sie haben den Preis für die Ignoranz Colchis'
bezahlt, und damit haben Sie sich um den Respekt aller Bewohner dieser Welt
verdient gemacht. Ich habe gehört, man hält Sie sieben für untrennbar mit dem
Schicksal der Legion verbunden. Ein Spiegelbild des Versagens, eine Hoffnung für
die Zukunft. Ihr Leben ist eine Lektion, die wir alle lernen müssen.« Sie
wandte ihm das Gesicht zu. »Das haben Sie sehr poetisch ausgedrückt, Captain.«
»Besser als so kann ich es
nicht beschreiben.«
»Bin ich für diese Menschen ein
Symbolbild?« Er setzte den Helm, der alles vor seinen Augen blau einfärbte und
sein Gesichtsfeld um eine Ebene der Zielerfassungsanzeigen ergänzte. Seine
Stimme kam als Kom-Knurren aus dem Lautsprecher.
»Nicht nur für diese Leute.«
Der Landeanflug auf Colchis
dauerte zwanzig Minuten.
Im Cockpit des Thunderhawk
stand Argel Tal hinter dem Piloten Malnor. Sie
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