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DGB 14 - Ketzerfürst

DGB 14 - Ketzerfürst

Titel: DGB 14 - Ketzerfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron Dembski-Bowden
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Gang durch die Straßen, die sie nicht sehen konnte, verbrachte
Cyrene den restlichen Tag in einem Tempel des Bundes.
    Argel Tal und seine Männer blieben
bei ihr, während sie von übereifrigen, wissbegierigen Priestern befragt und
ausgefragt wurde. Anstatt sie in einem Sessel Platz nehmen zu lassen, führte
man sie zu einer langen Couch, auf der sie sich hinlegen konnte. Zu viele
Kissen verliehen dem Sitzmöbel etwas beinahe Majestätisches.
    Die gute Absicht verfehlte
allerdings ihr Ziel, denn so oft sie auch die Position wechselte, fand sie
einfach keine bequeme Haltung, so dass sie sich schließlich so kerzengerade
hinsetzte, als wäre es keine Couch, sondern ein Stuhl.
    »Was war das Letzte, das Sie
gesehen haben?«, fragte ein Priester.
    »Beschreiben Sie das Feuer, das
vom Himmel regnete«, forderte ein anderer.
    »Beschreiben Sie, wie die Türme
der Stadt zusammenbrachen.« Es folgte Frage auf Frage, bis sie schließlich zu
grübeln begann, wie viele Inquisitoren da eigentlich vor ihr saßen.
    Der Raum war kalt, und er
schien groß zu sein, was ihr die schwachen Echos der Stimmen verrieten, die ihr
die Fragen stellten.
    Untermalt wurde das Ganze von
einem schwachen Summen im Hintergrund. Es war Pochen oder Pulsieren, das sie
nervös machte.
    Es war eine Sache, das Geräusch
zu erkennen, das von einer aktiven Astartes-Rüstung ausging, doch sich daran
auch zu gewöhnen, das war ein ganz anderes Thema.
    »Hassen Sie den Imperator?«,
wollte einer der Priester wissen.
    »Was geschah in den Monaten
nach dem Untergang der Stadt?«
    »Haben Sie einen Ihrer Schänder
getötet?«
    »Wie sind Sie entkommen?«
    »Würden Sie dem Bund als
Hohepriesterin dienen?«
    »Warum haben Sie das Angebot
der Legion abgelehnt, neue Augen zu bekommen?« Die Antwort auf diese letzte
Frage interessierte die Priester ganz besonders. Als Cyrene zu reden begann,
berührte sie unwillkürlich ihre geschlossenen Augen.
    »Auf meiner Welt glaubt man,
Augen sind die Fenster zur Seele.«
    Daraufhin murmelten sie etwas,
das offensichtlich nicht für ihre Ohren bestimmt war. »Wie originell«, befand
einer von ihnen.
    »Fürchten Sie, wenn Ihre
Augenhöhlen leer sind, dann könnte die Seele Ihren Körper verlassen? Ist es
das?«
    »Nein«, erwiderte sie.
    »Damit hat es gar nichts zu
tun.«
    »Dann klären Sie uns doch bitte
auf, Gesegnete Dame.« Sie rutschte unbehaglich auf ihrem Platz hin und her, und
noch immer errötete sie, wenn jemand sie mit diesem Titel ansprach. »Es heißt,
diejenigen, die falsche Augen tragen, werden niemals von diesem Leben in das
dahinter liegende Paradies überwechseln können. Unsere Mortis-Priester
predigten stets, dass sie die gefangenen Seelen der Verlorenen und der
Verdammten in den falschen Augen der Servitoren sehen konnten.« Eine Zeit lang
herrschte Stille.
    »Und Sie glauben«, fuhr
schließlich einer der Priester fort, »wenn Sie sich von Ihren natürlichen Augen
trennen, dann wird Ihre Seele in Ihrem Leichnam gefangen bleiben?« Ihr
schauderte, als sie es so formuliert hörte. »Ich weiß nicht, was ich glaube.
Aber ich werde warten, bis meine Augen geheilt sind. Es besteht noch immer die
Chance, dass das geschieht.«
    »Genug jetzt«, ertönte auf
einmal eine Stimme, die von Kom-Knistern begleitet wurde. »Sie fühlt sich
sichtlich unbehaglich, und ich habe dem Urizen mein Wort gegeben, sie um
Mitternacht in den Turmtempel zu bringen.«
    »Aber wir haben noch genug
Zeit, um ...«
    »Bei allem Respekt, Priester,
aber schweigen Sie jetzt.« Argel Tal kam näher, und sie bemerkte, wie ihr
Zahnfleisch zu kribbeln begann, als das Summen seiner Rüstung ganz dicht bei
ihr war.
    »Kommen Sie, Cyrene. Der Primarch
erwartet Sie.«
    »Kann die Gesegnete Dame morgen
wiederkommen?«, meldete sich ein Priester zu Wort, als sie sich zum Gehen wandten.
    Keiner der Astartes antwortete
darauf.
    Nachdem sie den Raum verlassen
hatten, wartete abermals eine jubelnde Menge. Cyrene lächelte in die Richtung,
aus der der Lärm kam, und winkte auf Verdacht.
    Gleichzeitig spürte sie, wie
ihr Gesicht brannte, weil sie von Zweifeln befallen wurde. Das Wichtigste war
im Augenblick, sich nicht ihr Unbehagen anmerken zu lassen. An diese Reaktion
der Leute würde sie sich nie gewöhnen. Sie wusste schon jetzt, sie würde dieses
Verhalten hassen, bis es sich irgendwann von selbst legte oder bis sie Colchis
wieder verließen.
    »Wir mussten noch nicht
aufbrechen«, sagte sie. »Ich hätte noch weitere Fragen beantworten

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