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Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Titel: Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb J. C. Hendee
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anbieten konnte.
    »Du bist bei Hochturm und Premin Skyion gewesen«, sagte sie. »Du hast mit ihnen über die Ereignisse heute Abend gesprochen.«
    Ghassan il’Sänke seufzte. »Ja, und ich dachte, du würdest inzwischen schlafen.«
    »Haben sie dir geglaubt?«
    »Leider, ja«, sagte er. »Obwohl sie nur mein Wort haben. Und deins. Aber wir haben gegen mehr Gildenregeln verstoßen, als ich aufzählen kann.«
    »Was meinst du mit ›leider‹?«
    Ghassan wollte es nicht erklären, aber es war besser, wenn Wynn Bescheid wusste. »Ich vermute, sie haben dir die ganze Zeit über geglaubt.«
    Die offene Schriftrolle in Wynns Händen begann zu zittern.
    »Du weißt über Dinge Bescheid, die niemand außerhalb dieser Mauern erfahren sollte«, sagte Ghassan.
    Wynn starrte ihn an fassungslos an. Und dann breitete sich plötzlich Zorn in ihrem Gesicht aus.
    »Sie haben mich behandelt wie eine Schwachsinnige!«, stieß sie hervor. »Wie ein verrücktes kleines Kind!«
    »Sie wollten eine Panik vermeiden«, erwiderte Ghassan. »Und rechtliche Konsequenzen für die Gilde. Sie hätte verklagt werden können, wenn andere bereit gewesen wären, dir zu glauben, oder wenn sie erfahren hätten, was die Texte enthalten. Die Allgemeinheit sollte weiterhin glauben, dass die Welt immer so gewesen ist wie jetzt.«
    »Was ist mit dem Hauptmann?«, fragte Wynn scharf. »Er hat überlebt. Er weiß Bescheid!«
    Ghassan seufzte erneut und schüttelte den Kopf. »Ja, das stimmt. Und er sieht sich nun einer Glaubenskrise gegenüber, die aber nicht so groß ist, wie du vielleicht vermutest. Die von seiner Religion gelehrte Geschichte ähnelt der säkularen Perspektive und ist falsch, doch die philosophischen Lehren der Gesegneten Dreieinigkeit der Vernunft haben durchaus etwas für sich. Wenn er zwischen beidem unterscheiden kann, wird ihm vielleicht klar, dass er nicht alles verloren hat.
    Er bietet ein gutes Beispiel dafür, dass wir anderen gegenüber, die nicht Bescheid wissen wollen und auch nichts wissen müssen, nicht so offen sein sollten. Derzeit ist die Gilde sicher. Die Übersetzungen der Texte können fortgesetzt werden, mit etwas mehr Nachdruck als vorher.«
    »Ja, das Projekt«, flüsterte Wynn verächtlich und senkte den Kopf.
    Für Ghassan war sie noch immer ein Rätsel. Sie wusste zu viel und war doch immer bereit, das Richtige zu tun, ungeachtet der persönlichen Konsequenzen. Gleichzeitig entsprach es nicht unbedingt ihrem Wunsch, allen Leuten die Wahrheit unter die Nase zu reiben.
    Wynn Hygeorht wollte einfach nur Bestätigung von denen, die ihr Wissen teilten. Doch sie hatte genau das Gegenteil von ebenjenen Personen bekommen, die ihr etwas bedeuteten. In Ghassan regte sich fast so etwas wie Mitgefühl.
    »Deine Oberen haben sich blind gestellt«, sagte er.
    Wynn nahm ihr auf dem Boden liegendes Tagebuch, in dem sie die Worte von der Schriftrolle notiert hatte.
    »Dies«, flüsterte sie und hob auch die Schriftrolle. »Ich nehme an, du weißt mehr, als du gesagt hast.«
    »Die Bedeutung des Textes ist für mich nicht klarer als für dich«, sagte Ghassan. »Es sind poetische Metaphern und dichterische Symbolik.«
    Erneut kam ihm der Gedanke, dass er sie besser für immer zum Schweigen bringen sollte.
    Selbst wenn nur gerüchteweise bekannt wurde, dass Kreaturen wie der Wrait existierten und was sie bedeuteten … Eine unkontrollierbare Panik wäre die Folge gewesen. Argwohn und Angst hätten sich ausgebreitet, und zwischen verschiedenen Glaubensrichtungen wäre es zu einem offenen Konflikt gekommen. Ghassan hatte solche Entwicklungen in seinem Heimatland und im Sumanischen Reich erlebt. Doch Wynn hatte an diesem Abend auch einen wichtigen Dienst geleistet, und vielleicht konnte sie weiter nützlich sein.
    Sie öffnete ihr Tagebuch, las den von der Schriftrolle kopierten Text und deutete auf einen Abschnitt, der aus dem Altsumanischen oder vielleicht aus den Sprachen Iyindu und Pärpa’äsea zu stammen schien. Ihr Zeigefinger folgte einem grob übersetzten Satz.
    »Kannst du hiermit etwas anfangen?«, fragte sie. »Was bedeutet ›Stuhl eines Herren Gesang‹?«
    Mit einem müden Atemzug nahm Ghassan das Tagebuch entgegen.
    Wenn Wynn die Worte richtig kopiert hatte, schien es sich tatsächlich um Iyindu zu handeln, um einen sehr alten Dialekt und eine Schriftform, wie sie im Reich kaum mehr verwendet wurde. Zum Glück war es kein Pärpa’äsea, was noch schwerer zu verstehen gewesen wäre. Ghassan las, und fast sofort fiel

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