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Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Titel: Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb J. C. Hendee
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Fingern.
    Chane richtete sich mühsam auf, das Schwert in der einen Hand. Er wankte zur offenen Tür und zog Wynn mit sich.
    »Hinaus!«, krächzte er.
    Pawl a’Seatt schlug seinen Mantel zurück, und Wynn sah das Heft eines Schwerts an seiner Hüfte.
    Es war länger und schmaler als die Griffe aller anderen Schwerter, die sie jemals gesehen hatte. Der Stahl schien direkt von Leder umhüllt zu sein, ohne ein richtiges Heft aus Holz. Und der Knauf wirkte sehr dunkel, selbst in den Schatten des Raums.
    »Was hat dies zu bedeuten?«, fragte Wynn.
    Pawl a’Seatt löste die Hand vom Tresen und legte sie auf das Heft seines Schwerts. »Weg von dem Ding … Reisende.«
    Er zog die sonderbare Klinge aus der Scheide.
    »Ein Untoter!«, krächzte Chane. »Hinaus mit dir, Wynn!«
    Sie sah ihn an, aber das wenige in den Raum fallende Licht erreichte ihn von hinten und schuf eine Silhouette. Sein Gesicht konnte sie nicht erkennen.
    »Hör auf Schatten!«, fügte er drängend hinzu. »Hör auf sie!«
    »Weg von ihm«, wiederholte Pawl a’Seatt kühl und kam näher.
    Zuerst dachte Wynn, dass er einen langen Kriegsdolch in der Hand hielt, wie der, den Magiere von den Chein’âs, den Brennenden, erhalten hatte.
    Aber nein, die Klinge war länger, fast so lang wie die eines Kurzschwerts. Magieres Dolch hatte aus dem silberweißen Metall der Anmaglâhk-Waffen bestanden, doch die in Pawl a’Seatts Hand war schwarz, wie aus altem Eisen.
    Über der schlichten Parierstange war sie so breit wie eine Hand. Beide Seiten schienen geschliffen zu sein, waren aber nicht glatt.
    Wynn sah genauer hin und stellte fest, dass die Schneiden gezackt waren.
    Von Schatten kam noch immer eine Mischung aus Knurren und Heulen, doch sie sprang den Meisterschreiber nicht an. Wynn legte ihr die Hand auf den Rücken und musterte Pawl a’Seatt.
    Unter dem Hut mit der breiten Krempe fiel glattes schwarzes Haar auf die Schultern. In dem schwachen Licht zeigte sich ein Gesicht, das nicht annähernd so bleich war wie Chanes. Die Augen waren braun, nicht farblos wie die eines Untoten, und ein seltsames, kaltes Funkeln lag in ihnen.
    »Nein«, flüsterte Wynn. »Das kann nicht sein.«
    Er war zugegen gewesen, als die Gilde die Schreiber ausgesucht hatte, die auf dem Gildengelände arbeiten sollten. Pawl a’Seatt war kurz vor Mittag zu der Versammlung gekommen, am helllichten Tag.
    »Zum letzten Mal – weg von ihm«, sagte a’Seatt. Er sah kurz zum Fenster und auf die Straße, wo der Kampf gegen den Wrait stattgefunden hatte. »Ich lasse nicht eines dieser … Geschöpfe in meiner Stadt zu, geschweige denn zwei.«
    In meiner Stadt? Diese Worte verwunderten Wynn, doch ihre Gedanken galten etwas anderem.
    Pawl a’Seatt wusste, was Chane war – und was der Wrait gewesen war.
    »Er ist ein Untoter, glaub mir!«, zischte Chane Wynn zu.
    Die junge Weise spürte, wie Schatten zu zittern begann. Wynn trat zur Seite, ein wenig fort von Chane, und hielt den Stab wie einen Speer.
    »Wir wollten gerade gehen«, sagte sie.
    Meister a’Seatt schüttelte den Kopf.
    »Du gehst allein.« Er richtete den Blick auf Chane. »Ich habe gesehen, wie du dich durch das schwarze Etwas geworfen hast. Die Wächter sind schnell gestorben, doch du stehst hier. Und du bist vor dem Licht geflohen, das einen anderen Untoten vertrieben hat. Ich weiß nicht, wie du dein wahres Wesen verschleierst, deine Präsenz. Vor dir ist das nur einem anderen gelungen, und er verließ diesen Ort vor langer Zeit.«
    Chanes Hand schloss sich fester um Wynns Schulter. »Welstiel?«, flüsterte er.
    In Pawl a’Seatts Gesicht kam es zu einer geringfügigen Veränderung, die Wynn nicht entging, und sie schloss daraus: Der Meisterschreiber kannte Magieres Halbbruder.
    Welstiel Massing war einmal in Calm Seatt gewesen? Hatte Chane das gewusst und ihr nichts davon gesagt? Der Ring war die einzige ihr bekannte Verbindung.
    Magiere und Chap konnten Untote als solche erkennen, aber Welstiel war es gelungen, seine wahre Natur vor ihnen zu verbergen. Und bei mehreren Gelegenheiten hatte er auch Chane verborgen gehalten.
    Pawl a’Seatt klang so, als sei er ebenfalls in der Lage, die Präsenz eines Untoten wahrzunehmen – und als hätte es ihn zunächst erstaunt, dass bei Chane eine entsprechende Aura fehlte. Schatten würdigte er keines Blickes, als spielte sie überhaupt keine Rolle. Wynn erinnerte sich, dass selbst der bewaffnete Rodian im Hospiz auf Schattens Jaulen reagiert hatte, und ihr fiel plötzlich ein,

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