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Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Titel: Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb J. C. Hendee
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und schüttelte den Kopf.
    »Du … Närrin!« Er eilte auf sie zu.
    Schatten knurrte warnend, und Wynn musste sie festhalten.
    Il’Sänke riss ihr den Schlüssel aus der Hand, steckte ihn ins Schloss und stieß die Tür nach innen auf.
    »Hinein mit dir!«
    Wynn war beschämt wegen der Ereignisse vor dem Premin-Rat, aber sie hatte gerade eine schreckliche Erkenntnis hinter sich und wollte keine Anweisungen mehr entgegennehmen, von niemandem. Sie blieb im Flur stehen und erwiderte stumm il’Sänkes finsteren Blick.
    »Du ahnst nicht, was du getan hast«, zischte er. »Welche Gefahr deine Dummheit für dich bedeuten könnte. Oder was andernfalls möglich gewesen wäre.«
    Das verwirrte Wynn.
    »Hinein«, sagte il’Sänke scharf.
    Wynn trat wortlos an ihm vorbei ins Arbeitszimmer, und Schatten grollte die ganze Zeit über.
    Domin il’Sänke warf den Schlüssel auf den Schreibtisch. Die Kapuze seines Mantels fiel auf den Rücken, als er sich mit beiden Händen durchs dunkelbraune Haar strich. Dann griff er in die Tasche und holte einen Kaltlampen-Kristall hervor.
    »Nimm dies zurück!«, sagte er und hielt Wynn den Kristall entgegen.
    Sie sah darauf hinab und schüttelte den Kopf.
    »Ich kann nicht«, erwiderte sie. »Ich lasse mich nicht wegsperren, während sich die Anderen mit den Texten beschäftigen.«
    »Du brauchst dich nicht wegsperren zu lassen«, sagte il’Sänke. »Die Entscheidung liegt bei dir.«
    Der Blick des Domins hatte etwas, das Wynn beunruhigte. Sie befürchtete, ihn mit einer weiteren Ablehnung noch mehr in Rage zu bringen.
    Plötzlich näherten sich wuchtige Schritte durch den Flur, und Domin Hochturm stapfte mit zerzaustem roten Haar durch die offene Tür.
    »Wynn … «, schnaufte der Zwerg. »Überleg es dir gut, Mädchen! Du hast es auf die Spitze getrieben, aber wirf nicht alles weg … «
    »Wenn sie alles wegwirft, so verdanken wir das euch«, knurrte il’Sänke über die Schulter hinweg. »Dir und dem Rat.«
    Wynn sah zu ihm hoch. »Wie meinst du das?«
    Il’Sänke schüttelte den Kopf und knirschte mit den Zähnen. »Begreifst du denn nicht? Jedes Seil, mit dem sie dich zu fesseln versuchen, kann in beide Richtungen gezogen werden.«
    »Die Gilde betreibt keine politischen Spielereien!«, sagte Hochturm scharf.
    »Ach, erspar mir das!«, konterte il’Sänke. »Dies alles ist Politik, die Politik der Furcht.« Er sah Wynn an. »Du kannst deinen Auftrag wählen und eine von uns bleiben. Letztendlich bleibt dem Rat gar keine andere Wahl, als das zu akzeptieren.«
    Wynn verstand noch immer nicht ganz. Als sie Hochturm ansah, war das Gesicht des Zwergs gerötet, aber er schwieg. Sie fand es seltsam, dass er nicht laut wurde und auf ein verbales Duell mit il’Sänke verzichtete. Das schien den Worten, die il’Sänke an sie richtete, noch mehr Bedeutung zu geben.
    »Der Rat fürchtet dich«, fuhr Domin il’Sänke fort. »Weil du so viel weißt … und weil du dabei bist, dich seiner Kontrolle zu entziehen. Er fürchtet, was du anderen mitteilen könntest, wenn du nicht mehr an deinen Gildeneid gebunden bist. Deshalb möchte er dich festhalten. Das sollst du zumindest glauben.«
    Il’Sänke schüttelte den Kopf, und die Andeutung eines Lächelns erschien auf seinen Lippen. Aus irgendeinem Grund wirkte es nicht beruhigend.
    »Du kannst machen, was du willst«, fügte er hinzu.
    »Der Rat wird nie einverstanden sein«, sagte Hochturm, aber es mangelte seiner Stimme an Nachdruck.
    »Dann tu was, du ausgetrockneter Schlammhaufen!«, entfuhr es il’Sänke. »Oder ich nehme es in die Hand. Bestimmt kann ich ihr einen Platz in der Gildenniederlassung meiner Heimat beschaffen, wenn ich zurückkehre.«
    »Ich reise nicht ins Sumanische Reich!«, warf Wynn ein.
    Hochturm seufzte. »Sie muss einen Antrag stellen, wenn sie einen Auftrag will.«
    »Schreib ihn selbst«, entgegnete il’Sänke. »Und setz deine Unterschrift darunter! Sag dem Rat, dass sie es sich anders überlegt hat. Die Ratsmitglieder werden mit allem einverstanden sein.«
    »Es muss ein genauer Auftrag genannt werden.«
    »Nein, das ist nicht nötig«, sagte il’Sänke.
    Hochturm schloss die Augen, und il’Sänke streckte Wynn erneut den Kristall entgegen.
    In Wynns Kopf drehte sich alles, als würde sie die beiden so unterschiedlichen Männer mit ihrer mantischen Sicht wahrnehmen. Doch ihre Übelkeit ging nun auf die Furcht davor zurück, dass sich diese kleine Hoffnung als falsch herausstellte. Rasch nahm sie den Kristall,

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