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Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Titel: Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb J. C. Hendee
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bevor er wieder verschwand.
    Il’Sänke ließ wie erschöpft die Schultern hängen und stützte sich mit einer Hand am Tisch ab.
    Wynn wusste noch immer nicht, warum der sumanische Domin so entsetzt war von der Vorstellung, dass sie die Gilde verließ. Man hätte glauben können, er wäre dadurch zu etwas Schrecklichem gezwungen gewesen.
    »Ich brauche Geld«, sagte sie.
    »Du wirst es bekommen«, versicherte ihr il’Sänke. »Wenn nicht vom Rat, dann von meiner Gildenniederlassung. Und nein, du musst nicht ins Sumanische Reich reisen.«
    Wynn blickte auf den Kristall in ihrer Hand.
    Sie war noch immer eine Weise.
    Kurz vor Mitternacht saß Wynn zusammen mit Chane auf der zweiten Bank eines gemieteten Karrens. Chane hatte die Schriftrolle in seinem Gepäck, außerdem Wynns kurze Übersetzungen, und sie hielt den Stab mit dem Sonnenkristall in der Hand. Der Mann auf dem Kutschbock – er erhielt doppelte Bezahlung für eine Reise von drei Nächten – lenkte den Karren über die Buchtstraße zur Halbinsel Dhredze Seatt.
    Eigentlich war es Wynn gleichgültig, wie lange sie unterwegs waren. Hauptsache, sie bekam Antworten – und Zugang zu den Texten.
    Sie sah zu Schatten, die hinter ihnen ausgestreckt lag. Sicher dauerte es nicht mehr lange, bis die Majay-hì herausfand, dass Chane ein Untoter war. Was dann folgen würde, konnte recht unangenehm werden, aber Wynn wollte sich damit erst beschäftigen, wenn es so weit war.
    Ihr Blick ging zu Chane. Was würde passieren, wenn er Hunger bekam?
    Aber auch das konnte warten.
    Chane und Schatten waren die Einzigen weit und breit, die an die Existenz der Edlen Toten glaubten. Und die auch in der Lage waren, mit ihnen fertigzuwerden.
    Links, hinter den Bäumen, die den Blick auf die Bucht verwehrten, hörte Wynn die Brandung, die ans felsige Ufer schlug.
    »Es muss schwer für dich sein, nur nachts zu reisen«, sagte Chane.
    Sie zuckte zusammen, denn er hatte die ganze Zeit geschwiegen.
    »Ich werde mich daran gewöhnen«, erwiderte sie.
    Aber konnte sie das wirklich? Sie war nachts mit einem Vampir und einer Majay-hì nach Dhredze Seatt unterwegs, um … was herauszufinden?
    Sie wollte die Texte finden und mehr über einen vergessenen Ort erfahren, über ein anderes Seatt, verloren in vergessener Zeit. Und sie wollte feststellen, warum der Wrait, wer auch immer er einst gewesen war, versuchte hatte, Informationen aus den Texten der Schriftrolle und der Folianten zu gewinnen.
    Sie betrachtete Chanes klares Profil in der Dunkelheit. Was auch immer er sein mochte: Sie konnte auf ihn zählen, während sie versuchte, die Wahrheit herauszufinden.
    »Ich werde mich daran gewöhnen«, wiederholte sie.

Epilog
    GOLD UND TINTE stand auf dem schief hängenden Schild über der Eingangstür des Skriptoriums. Vor dem Laden war die nächtliche Straße leer, und drinnen befand sich nur eine Person im hinten gelegenen Arbeitszimmer.
    Ein korpulenter Mann stand dort vor einem hohen Holztisch, mit dem Rücken zur offenen Tür, die in den Eingangsraum führte. Er trug einen dicken Umhang aus Samt über einem Leinenhemd. Der Federkiel in seiner Hand verharrte über einem Stapel gerade beschriebener Pergamente.
    Meister Shilwise merkte nicht, wie sich die Dunkelheit im Eingangsraum des Skriptoriums verdichtete, als etwas Schwarzes durch die vordere Wand kam.
    Eine dunkle Gestalt wogte und waberte, verschwand dann wieder. Kurz darauf erschien sie erneut, halb durchsichtig, und versuchte offenbar, mehr Substanz zu gewinnen. Schließlich glitt sie über den Boden, durch einen Ständer mit einem aufgeschlagenen Buch und ins Hinterzimmer.
    Meister Shilwise stand noch immer mit dem Rücken zur Tür und merkte nichts, doch dann zitterte er plötzlich, weil es kalt geworden war. Ruckartig drehte er sich um und riss die Augen auf.
    Ein Zischen erklang und schien den ganzen Raum zu füllen, bis hin zum Dachgebälk.
    »Ehrfürchtiger!«, hauchte Shilwise und schluckte. »Ich bin erleichtert, Euch zu sehen. Ich habe gehört, man hätte euch … «
    »Vernichtet?«
    Mit diesem einen Wort wurde das Zischen zu einer Stimme, die überall um Shilwise herum erklang.
    »Hast du dir das vielleicht erhofft?«, fuhr die schwarze Gestalt fort.
    Die Frage schien sich Shilwise um den Hals zu legen, als wollte sie ihn erwürgen.
    »Nein!« Er schüttelte den Kopf. »Auf keinen Fall. Ihr seid mehr als großzügig für das gewesen, was Ihr von mir verlangt habt!«
    »Und niemand hat Verdacht geschöpft?«
    »Dass ich die

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