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Dhana - Im Reich der Götter

Dhana - Im Reich der Götter

Titel: Dhana - Im Reich der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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Spinnerlinge, drei von ihnen.
    Dhana hätte am liebsten
geschrien, beherrschte sich aber. Die Unsterblichen waren jetzt sehr nahe,
bewegten sich rasch. Sie schienen zu wissen, dass sie eine Beute hatten.
Vielleicht ist eine kleine Gestalt nicht die beste Lösung, dachte Dhana. Sich
auf die großen Bären des Nordens konzentrierend, warf sie ihre Schwanengestalt
ab. Anstatt zu platzen dehnte sich das Spinnengewebe. Sie war genauso gefangen
wie zuvor. Wenn sie ihnen die Stirn bieten wollte, brauchte sie Kleider. Alles,
was sie jetzt am Körper trug, war die Silberklaue. Nur die Kette, an der sie
hing, blieb irgendwo verborgen an ihrem Körper, wenn sie die Gestalt
veränderte, wogegen ihre Kleider an ihr herumhingen oder abfielen. Irgendwie
mochte sie den Spinnerlingen nicht nur mit einer Dachsklaue gegenübertreten.
Mit geschlossenen Augen stellte sie ihr wahres Selbst wieder her, zwängte
Menschenglieder in Hosenbeine und Ärmel, bedeckte ihren Rücken und die Hüften,
bis sie ordentlich angezogen war. Nach getaner Arbeit ließ sie sich
zurücksinken. Was jetzt?
    Ihr Dolch! Sie verrenkte sich,
um nach ihm zu suchen. Ihre Unterarme waren gegen die Seiten gepresst, aber
wenn sie die Waffe erreichen könnte . . . Der Griff an ihrer Taille war von
Spinnweben überzogen. Sie konnte ihn nicht einmal berühren. »Schaut, meine
Lieben, wir haben einen Gast!«, höhnte eine Stimme von oben.
    Dhana sah hinauf. Drei
Spinnerlinge - zwei Männchen und ein größeres, geflecktes Weibchen - ließen
sich an Spinnenfäden von einem nahen Felsen herunter. Der Magen drehte sich ihr
um, als sie vom Fuß des Felsens absprangen und neben ihr landeten. »Lasst mich
nachdenken«, sagte ein Männchen. »In allen Reichen ist bekannt, dass König
Ozorne von der Sturmflügel-Allianz denjenigen mit Belohnungen überhäuft, der
ihm einen bestimmten, weiblichen, sterblichen Leckerbissen ...« »Oder einen
langbeinigen, sterblichen Magier bringt«, unterbrach ihn das andere Männchen.
    »Sehr richtig«, sagte der
erste. »Also suchen alle anderen danach ... und uns fällt der Leckerbissen
geradewegs ins Netz. Die Götter müssen derartige Späße lieben, das zeigt sich
immer wieder.«
    Das Weibchen trippelte herbei.
»Sei gegrüßt, Veralidhana Sarrasri. Wie geht es uns heute? Wir sehen
schrecklich aus, einfach schrecklich!« Sie entblößte silbrige Zähne in einem
bösen Grinsen.
    »Leck mich doch«, antwortete
das Mädchen. »Es ist schon schlimm genug, euch anzuschauen, auch ohne euer
Geschwafel anhören zu müssen.«
    »Aber, aber.« Das Weibchen
tätschelte Dhanas Wange leicht. Dhana zuckte zusammen, selbst der leichte Klaps
eines Spinnerlings schmerzte. »Deine hohlköpfige Mutter hätte dir bessere
Manieren beibringen sollen.« »Lass meine Mutter aus dem Spiel!«
    Das Spinnerling-Weibchen
duckte sich, um ihr Gesicht näher an das von Dhana zu bringen. »Du bist nicht
in der Position, um die Regeln der Unterhaltung zu bestimmen.«
    »Wo ist der lange Mann?«,
wollte das Männchen wissen, das als Erstes gesprochen hatte. »Der ist doch
immer dicht bei diesem kleinen Krümel.«
    »Können wir sie nicht ein
klein wenig töten?«, fragte das zweite Männchen. »Können wir sie nicht essen?«
    Das Weibchen fuhr herum. Rosa
Spinnengewebe floss aus den
    Spinnwarzen unter ihrem Bauch
und pflasterte das Maul des hungrigen Männchens zu. Es kreischte, fiel um und
versuchte seinen Mund wieder freizubekommen.
    »Denk an Ozornes Belohnung!«,
schrie das Weibchen. Anders als das graue, hinterließ das rosa Gespinst dicke
Schwellungen. »Er wird uns auf Jahrhunderte hinaus menschliche Sklaven geben!
Er ...«
    Urplötzlich explodierte einer
der beiden männlichen Spinnerlinge. Der weibliche Spinnerling schrie auf und
stieß Dhana um. Das Mädchen kniff die Augen zusammen. Was war passiert? Ein
Spinnerling war vollkommen verschwunden, in Stücke gerissen. In dem
verspritzten schwarzen Blut, das als Einziges von ihm übrig geblieben war,
stand Numair. Blaugrau im Gesicht vor Wut, hob er seinen Stab, als der
weibliche Spinnerling sich aufrichtete.
    Zitterbart raste über den
Boden, um sich über die Spinnwarzen am Bauch des Weibchens zu kleben. Seine
tintenartige Masse wölbte sich nach außen, als der Spinnerling versuchte
flüssiges Spinnengewebe hindurchzupressen. Blättchen sprang von einem nahen
Stein herunter, um das Gesicht der Spinnerling-Frau zu bedecken. Ihre Schreie
erstickten, sie konnte weder sehen noch atmen. Numair verfolgte das

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