Dhana - Im Reich der Götter
»Dhana und
ich müssen dorthin zurückkehren. Sie brauchen jeden Kämpfer und jeden Magier.«
Dhana nickte und schloss die Augen. Ihr war
schwindlig. Ihre Glieder schmerzten wieder.
Sarra warf einen Blick zu ihr hinüber und sah, was los
war.
»Darüber reden wir später«, entgegnete sie kühl. »Ihr
beide müsst jetzt Molke trinken und wieder schlafen. Es wird ein paar Tage
dauern, bis die Auswirkungen eures Grenzüberganges vorbei sind.« Sie ging zum
Herd und schöpfte etwas aus einem Topf in zwei Becher. Einen gab sie Numair, den
anderen Dhana. »Trinkt.«
Die Flüssigkeit im Becher roch abscheulich, aber Dhana
hütete sich davor zu protestieren. Sie schluckte sie hinunter, als auch Numair
das tat, und betete, ihr Magen möge sich nicht dagegen auflehnen.
»Zurück ins Bett, Meister Magier«, befahl Sarra. »Gute
Nacht, Dhana«, hörte das Mädchen Numair sagen. Der Dachs wünschte ihr ebenfalls
eine Gute Nacht. »Nacht«, murmelte sie, während ihr die Augen zufielen. Sie
sank zurück zwischen Kissen, die nach sonnengetrockneter Baumwolle dufteten.
»Oh ... das hab ich vergessen. Nacht, Pa.« Sie hörte ein tiefes Lachen, eine
Hand strich ihr über die Locken. »Ich bin froh, dass du hier und in Sicherheit
bist, Kleines.« Dhana lächelte und schlief ein.
Während sie langsam erwachte, hörte sie vertraute
Stimmen und glaubte zu träumen.
Der da sprach, war ein Magier, Harailt von Aili. ». .
. von den Lehen Seabeth und Seajen.« Er keuchte, als sei er gerannt. »Eine
Yamani-Flotte ist im Westen gesichtet worden. Die schlechte Nachricht ist, dass
die Scanrans irgendwie erfahren haben, dass sie kommt. Sie sind über Nacht
geflohen.« »Sturmvaters Flüche!« Das war die Stimme von Königin Thayet. »Wie
bekommt der Feind nur seine Informationen? Ich würde beim Leben meiner Kinder
schwören, dass es für einen Spion keine Möglichkeit gibt, unsere Pläne zu
verraten, und doch ist uns der Feind ständig einen Schritt voraus!« »Ich werde
die Magier bitten damit zu beginnen, Wahrheits-Zauber und die Sicht
anzuwenden, um herauszufinden, ob wir einen feindlichen Agenten entlarven
können.« Harailt wirkte erschöpft. »Bitte, tu das«, antwortete die Königin.
»Und wenn wir ihn - oder sie - finden, so hoffe ich, dass diese Person sich gut
mit ihren Göttern steht.«
Dhana öffnete ihre Augen. Das kleine Zimmer war still
und in Sonnenlicht getaucht.
Welch ein seltsamer Traum, dachte sie und setzte sich
auf. Auf ihrem Bett saß ein noch seltsameres Tier. Zuerst dachte sie, jemand
habe einem jungen Biber einen üblen Scherz gespielt. Ihr Besucher hatte nämlich
das gleiche dichte, braune Fell. Keinem Biber war jedoch jemals ein
Entenschnabel gewachsen. Auch mit dem Schwanz stimmte etwas nicht. Er hatte
zwar die richtige Form, war aber mit Fell bedeckt. Als das nur etwa sechzig
Zentimeter lange Geschöpf an ihrem Bett entlang zu ihr hinaufwatschelte, sah
Dhana, dass es an seinen Füßen Schwimmhäute hatte. Nachdem es bei ihrem Bauch
angekommen war, legte es seinen Kopf erst auf die eine Seite, dann auf die
andere und sah sie prüfend aus Augen an, die neben diesem albernen Schnabel tief
im Schädel lagen.
»Tag, Weiryns Tochter«, begrüßte das Tier sie. »Freut
mich dich wach zu sehen.«
Dhana hatte den Atem angehalten, jetzt holte sie tief
Luft. »Bist du ... ein Gott?«
»Wir sind hier alle Götter, außer den Unsterblichen«,
antwortete ihr Besucher.
Vorsichtig beugte sie sich vor. »Entschuldige, wenn
ich frage, aber . .. was genau bist du denn?«
»Ich bin Breitfuß, der männliche Gott der
Entenmaulwürfe.« »Entenmaulwürfe? Von denen hab ich noch nie gehört.« Sein
fleischiger Schnabel hatte die gleiche Form wie der einer Ente, aber mit
kammartigen Erhebungen entlang der unteren Hälfte. »Darf ich dich hochheben?«
Er nickte. »Achte aber auf den Sporn an jedem meiner
Hinterfüße. Darin befindet sich Gift.«
Sanft hob sie den Entenmaulwurf hoch. Sein Fell war
federnd und dick. Sie betrachtete aufmerksam die breiten, mit Schwimmhäuten
versehenen und mit mächtigen Krallen bewaffneten Füße und behandelte vor allem
die Hinterbeine mit Vorsicht. »Was um alles in der Welt isst du denn?«, fragte
sie, als sie ihn absetzte.
»Mein Volk ernährt sich von Krabben, Insekten,
Schlangen, Fröschen und kleinen Fischen, wenn wir sie erwischen können. Für
gewöhnlich esse ich die gleichen Sachen wie meine Leute, obwohl Götter
unternehmungslustiger sind. Sarra kocht den besten Fischeintopf in
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