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Diadem von den Sternen

Diadem von den Sternen

Titel: Diadem von den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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„Wenn wir lagern, Leyta, weiß ich nicht, was Myawo versuchen wird.”
    „Nun, meine liebe Freundin, ich werde euch nicht den ganzen Winter lang belästigen. Es gibt einen Ort, den ich so schnell wie möglich erreichen muß. Den Bawe Neswet.”
    „Ah!” Khateyat warf ihr einen raschen Blick zu. „Ich kenne ihn.”
    Sie lenkte den Wagen durch verstreut aufragende Felsen zu einem schmalen Steg neben der Klippe. „Es ist ein schlimmer Ort. Ein schlechtes Gefühl herrscht dort.”
    „Ich hoffe, daß ich mich dort nicht allzu lange aufhalten muß.”
    Sharl beendete sein Saugen und begann, ihr weiches Fleisch mit seinen winzigen Händchen zu kneten; sie legte ihn an die andere Brust.
    „Gierige kleine Gurb”, murmelte sie glücklich. „Nein.” Sie wandte sich wieder Khateyat zu. „Ich werde mir von außerhalb Hilfe herbeirufen. Könntest du mir eine Karte anfertigen, damit ich den Ort finde?”
    „Ja.” Khateyat schürzte ihre Lippen. „Nimm den Sklaven mit dir.”
    „Hai?” Aleytys starrte sie verblüfft an.
    „Bevor Myawo ihn erneut benutzt.” Khateyat knurrte, als sie den Wagen in den inneren Talkessel lenkte. „Er stachelt Shanat zur Rebellion auf, indem er ihren Kummer um Raqat benutzt. Das ist sehr schlimm.”
    „Ihr seid stärker als er. Ihr anderen vier. Warum duldet ihr seinen Unfug?”
    „Wir brauchen ihn in voller Kraft. Er ist schließlich der männliche Aspekt unserer Künste. Männlich und weiblich bilden ein Ganzes, und wenn sie zerbrochen werden …” Sie zuckte die Schultern.
    Aleytys nahm das Baby von ihrer Brust und zog den Tunika-Kragen zu. Sie griff hinter sich, breitete ein Tuch über ihre Schulter und legte Sharl darüber, während sie munter auf seinen Rücken klopfte. „Kannst du die Ketten an seinen Füßen lösen?”
    „Ja. Das und Essen und Reittiere.” Sie lachte. „Bleib außer Sicht, meine Liebe, und laß mich deine Flucht arrangieren.”
    11
    Das Baby gurgelte und dehnte seinen Mund zu einem weiten, zahnlosen Lächeln, während es mit unbeholfenen, tastenden Händchen nach den Zöpfen hinaufgriff, die über seinem Gesicht pendelten. Aleytys lachte und drehte ihren Kopf hin und her, ließ die kitzelnden Enden über seine Nase tanzen. „Hee, Baby”, flüsterte sie. Als sie seinen Bauch kitzelte, trat er energisch mit seinen Füßen aus und lachte mit jedem Muskel seines kleinen, sich hektisch bewegenden Körpers.
    „Ahi, Baby, ahi, Sharl, mein Traumsängerjunge, mein Vajdson.”
    Sharl lag auf ihren Beinen; sein gewindelter Po ruhte auf ihrem Bauch. Sie nahm ihn hoch und schaukelte ihn leise summend hin und her.
    In dem nebeligen, kahlen Tal linker Hand, weit, weit unten, waren die Trockengestelle fast voll behangen. Das blutige Schlachtgelände war hinter einer Biegung der felsigen Wände außer Sicht, aber selbst hier oben auf der Klippe trugen vereinzelte Windstöße den Gestank des Blutes, das in Strömen in die Sammeleimer geflossen war, als die halbe Herde im Verlauf der Vorbereitungen für das Überwintern geschlachtet worden war.
    Sie blickte in das Tal hinunter und schauderte bei der Erinnerung; dieses Mal war sie froh, eine Außenseiterin zu sein, denn ihr war nicht erlaubt, das Fleisch zu berühren. In dampfender, ununterbrochener Reihe trugen die Frauen Eimer um Eimer zu den Bottichen für die Blutwürste. Die Männer arbeiteten, blutig bis zu den Ellenbogen, im klebrigen, süßen, roten Blut schwimmend, und schnitten das Fleisch in langen, dünnen Streifen von den Knochen. Die restlichen Frauen stampften Kräuter in die Streifen und hängte sie auf die Räuchergestelle, wo sie im Verlauf der Tage von Rauch und Sonne steinhart gemacht wurden.
    Aleytys saß über den tiefhängenden Wolken aus ineinander verwobenem Rauch und Dampf aus den heißen Quellen, sog die frische Luft ein und lehnte sich an die Granitwand zurück, die sich über ihrem Kopf mindestens dreißig Meter hoch zu einer massigen Klippe erhob, die direkt aus der Bergflanke geschnitten schien. Sie zog die Schnüre aus ihrem Kopftuch und warf die Enden nach hinten, damit die umherfächelnde Brise Gesicht und Hals liebkosen konnte. Das Baby machte einen kleinen, aber durchdringend heißen Fleck, und so hob sie es hoch und legte es auf die Schlafmatte in einer gestrüpp
    überschatteten Nische. Sharl bewegte seinen Mund, seufzte, und fiel wieder in tiefen Schlaf. Sie berührte ihn sanft und machte es sich am Felsen bequem.
    Sie lehnte ihren Kopf gegen den Stein und sah verträumt zu, wie

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