Konflikte im Beruf: TaschenGuide (Haufe TaschenGuide) (German Edition)
Ursachen gibt es genug
Jeder Konflikt ist anders – und doch gibt es gewisse Gemeinsamkeiten, denn in aller Regel ist der zentrale Gegenstand von Konflikten eine Unvereinbarkeit von Bedürfnissen, Motiven, Werten oder Zielen, aber auch von Status, Macht oder Verteilungsverhältnissen.
Wenn Wahrnehmung und Beurteilung sich unterscheiden
Ein Azubi bewundert die Schnelligkeit seines Chefs, ein Kollege hält den Vorgesetzten dagegen für viel zu umständlich. Die gleiche Leistung wird hier völlig verschieden wahrgenommen. Das kann an unterschiedlicher Erfahrung liegen, an verschiedenen Interessen oder auch daran, dass man von einer Sache mehr oder weniger betroffen ist. Wer sich in andere Menschen und Situationen hineinversetzen kann, hat es dabei viel leichter. Wenn es Ihnen gelingt, Ihren Blickwinkel zu erweitern, so erscheinen mögliche Konfliktfelder unverhofft in einem anderen Licht – und können dadurch an Bedeutung gewinnen oder auch verlieren.
Auf die Sichtweise kommt es an
Um ein Problem richtig einschätzen zu können, bedarf es also einer differenzierten Sichtweise. Dazu brauchen Sie allerdings auch ein breites Spektrum von Informationen. Werden Sachverhalte – weil entsprechendes Fach- und Hintergrundwissen fehlen – lediglich aus einer Perspektive wahrgenommen, kann es leicht zu Fehleinschätzungen kommen.
Eine solch unterschiedliche Wahrnehmung und Einordnung von Problemen führt zu Beurteilungskonflikten . Die Kontroverse entwickelt sich, weil bestimmte Sachverhalte verschieden eingeschätzt werden. Da es nie allen Beteiligten möglich ist, sich eine Meinung zum strittigen Thema zu bilden und ein fundiertes Urteil abzugeben, sind Konflikte geradezu vorprogrammiert.
Differenzen bei Motiven und Zielen
Ein Mitarbeiter arbeitet jeden Tag bis weit in den Abend und opfert sogar noch seine Wochenenden, während sein Kollege pünktlich geht und jede Überstunde aufschreibt. Die beiden geraten deswegen immer öfter aneinander. Doch warum unterscheiden sie sich so krass hinsichtlich ihrer Arbeitsleistung voneinander? Ist es einfach nur böser Wille? In aller Regel entstehen solche Konflikte, weil konkurrierende Motive die Handlungsweise bestimmen.
Obwohl sie aufeinander angewiesen sind, sprechen die Betroffenen nicht offen über die Motive ihrer unterschiedlichen Einsatzbereitschaft und unterlassen es, ihre Absichten zu koordinieren. Dieser Mangel erklärt solche weit verbreiteten Zielkonflikte , bei denen sich Mitarbeiter mit ihren jeweiligen Plänen und Vorstellungen unversöhnlich gegenüberstehen. Ohne ein gewisses Maß an Kompromissfähigkeit sind Konfrontationen und Machtkämpfe unausweichlich.
Beispiel
Geschäftsleitung und Betriebsrat führen eine Auseinandersetzung über den zukünftigen Personalbedarf. Während die Interessenvertretung der Beschäftigten die Einstellung neuer Mitarbeiter für notwendig hält, ist es das erklärte Ziel der Unternehmensseite, weitere Stellen zu streichen. Schwierige Verhandlungen stehen bevor, um bei derart konträren Zielvorstellungen zu einem Kompromiss zu finden.
Unvereinbarkeit verschiedener Rollen
Jeder Mitarbeiter muss an seinem Arbeitsplatz mehreren sozialen Rollen nachkommen, ob als Arbeitskollege oder Projektverantwortlicher, Büroleiter oder Kundenberater, Betriebssportler oder Personalrat. Der Arbeitsalltag zeigt, dass sich die Anforderungen an derart verschiedene Rollen oft durchkreuzen oder sogar widersprechen. Sind die Erwartungen eines Mitarbeiters an seine eigene Rolle nicht zu erfüllen, wird es mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem Rollenkonflikt führen.
Beispiel
Ein erfolgreicher, durch ständige Notdienste jedoch zeitlich stark beanspruchter Arzt möchte auch seinem Anspruch als engagierter Familienvater gerecht werden. Doch die beiden Rollen lassen sich kaum miteinander vereinbaren, es gelingt ihm nur in Ausnahmefällen.
Führungskräfte sind von solchen Rollenkonflikten sehr oft betroffen. Ihre eigenen Vorgesetzten treten ihnen meist mit ganz anderen Erwartungen gegenüber wie ihre Mitarbeiter. Diesen oft widersprüchlichen Interessen gleichermaßen nachkommen zu müssen, kann leicht zu einem solchen Rollenkonflikt führen. Um sich nicht in den jeweiligen Anforderungen und Aufgaben zu verstricken, müssen Führungskräfte ihre eigenen Interessen deshalb immer wieder hinterfragen und neu bestimmen.
Kampf um Anerkennung und Ressourcen
Die Bedeutung einer Tätigkeit für das Unternehmen drückt sich nicht nur in der Bezahlung
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