Diadem von den Sternen
tanzte herum, um ihn anzusehen.
„Twanit wird zum heutigen Khakutah nicht mehr aufsein. Suja hat sie in eines der Gästezimmer gesteckt.”
„Oh?” Sie runzelte die Stirn. „Warum?”
„Suja hat sie vor einer Stunde ins Bett geschickt. Sie hat ununterbrochen gezittert und geweint. Konnte nichts festhalten, und jedesmal, wenn sie etwas fallen ließ, weinte sie noch lauter. Aber du kennst Twanit. Morgen wird sie wieder wohlauf sein. Diese Sachen dauern nie lange.”
Aleytys schluckte schmerzlich. Ärger und ein schuldbewußtes Gewissen vereinten sich und drückten ihre ausgelassene Stimmung.
„Wo ist sie?” fragte sie. „Bring mich zu ihr, Ziraki. Ich kann ihr helfen. Wenn sie bei mir ist, geht es ihr immer besser.”
„Dieses Mal nicht, Aleytys. Überhaupt: Sie schläft.” Er setzte sich in Bewegung, ging die Treppe hinunter. „Iß dein Mittagessen. Wenn du damit fertig bist, dann stelle dein Tablett vor die Tür - für den Asiri.
Und, Aleytys …”
„Hhhmm?”
„Bring dich nicht in Schwierigkeiten, hörst du?”
7
Ein schriller Schrei brach, von hysterischem Schluchzen gefolgt, in Aleytys’ niedergeschlagenes Nachdenken ein, als sie nach ihrem einsamen Mittagessen im Nähzimmer wieder nach oben ging. Sie neigte ihren Kopf und starrte hinauf. „Twanit! Was ist denn jetzt los?” Sie hielt das Vorderteil ihrer Abba hoch und flitzte die Treppe hoch, immer drei Stufen auf einmal nehmend.
Twanit war vor ihrer Schlafzimmertür zu einem hektisch schluchzenden Häuflein zusammengesunken, ihre Finger wanden sich wie Würmer in ihren widerspenstigen schwarzen Locken. Aleytys packte sie und versuchte, sie auf die Füße hochzuzerren. Wieder kreischte Twanit, voller Panik schlug sie nach ihr. Aleytys fing die wirbelnden Arme sanft und doch bestimmt ein, zog sie an die Wand zurück und ohrfeigte sie hart. Twanit schluckte und kauerte sich wieder nieder, Tränen rannen über ihr verzerrtes Antlitz.
Aleytys bekam ihre Hand zu fassen. „Was ist passiert, Ti? Nein, nein, meine Kleine, ich lasse nicht zu, daß es dir weh tut.”
Twanit vergrub ihr Gesicht an Aleytys’ Schulter und klammerte sich mit ihren dünnen, unruhigen Armen an sie. „Da … da drin, Leyta
… Es … es ist schrecklich. Das Blut… und … und der Geruch … Oh
…” Ihr Körper zitterte gegen Aleytys, bis ihre Knie nachgaben und sie zu Boden sank. Beschwichtigend klopfte ihr Aleytys auf den Rücken.
„Psst, Ti. Schscht. Du mußt es nicht noch einmal sehen … Vergiß es.
Schscht - es ist nur ein böser Traum. Denk nach. Es ist ein Traum. Nur ein Traum. Vergiß ihn. Nur ein böser Traum. Schscht, Baby.” Über Twanits Schulter hinweg sah sie Zavars besorgtes Gesicht. „Vari”, sagte sie ruhig. „Kümmere dich um Twanit, während ich nachsehe, was sie erschreckt hat.” Sanft rieb sie ihre Hand an Twanits Wirbelsäule auf und ab, bis ihr Zittern nachließ. „Ti, sieh mal… Es ist Vari, deine Schwester. Du gehst mit ihr, und ich kümmere mich um das, was da im Zimmer ist. Schschtt.”
Aleytys löste sich von ihr und drängte das noch immer zitternde Mädchen zu Zavar hinüber. Als sie sich umdrehte, sah sie eine Gestalt wie einen unheilvollen, dunklen Geist am anderen Ende des Korridors stehen. Qumri. Sie hielt sich im Hintergrund schwebend, während ein triumphierendes Lächeln ihr hübsches Gesicht verzerrte. Zorn durchloderte Aleytys, und sie machte einen Schritt auf ihre Peinigerin zu. In diesem Augenblick kam Suja majestätisch den Korridor entlanggefegt, und dies veranlaßte Qumri zum Rückzug.
Suja richtete ihren ruhigen, fragenden Blick auf die Jungen, die neugierig im Korridor herumkreisten; daraufhin verzogen sie sich wie Rauch vor einem starken Wind.
Mit einem höhnischen Lächeln zu Qumri hin, lehnte sich Aleytys an die Wand und beobachtete, wie sie sich zurückzog. Suja war jünger als sie und hatte theoretisch weniger Abru, aber sie war die Frau des Erbsohnes und die Mutter des jungen Erbfolgers. Außerdem war sie eine Frau mit beträchtlicher, ruhiger Charakterstärke. Ihren Zorn zu erregen, wagte Qumri nicht so recht, und dies wußte Aleytys. Sie sah zu, wie die ältere Frau finster dreinblickend um die Ecke verschwand.
Aleytys richtete sich eilig auf und entbot den ehrerbietigen Shalikk. Suja nickte ihr zu. Ohne ein Wort eilte Suja an ihr vorbei und blieb vor der Tür stehen. Ihr Körper versteifte sich, und sie drehte sich schnell um. „Weißt du, was da drinnen ist?” Die Abscheu machte ihre
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