Diadem von den Sternen
Pari zu ihnen hinübertraben.
Bei den Bäumen, deren Schutz dürftiger als erwartet war, drehte sie sich im Sattel um und leckte über ihre trockenen und rissigen Lippen. „Dieser Schatten reicht nicht einmal, einen Mikhmikh aufzunehmen.” Das Tufan-Quadrat, das über das Bündel auf dem Rücken des Hengstes gebunden war, fiel ihr ins Auge. „Ai, eine Idee! Pari, diese ausgetrocknete Dame ist noch nicht geschlagen.”
Sie glitt vom Rücken der Stute und band das Tufan so, daß es einen Schattenfleck warf, der groß genug war, daß sie sich alle drei hineindrängen konnten.
Während der ganzen Großen Hitze litt sie, Kopf und Augen schmerzten wie rasend. Als es noch schlimmer wurde, träufelte sie Wasser auf ihren Ärmel und benetzte die zarten Pferdenüstern damit.
Dann goß sie etwas Wasser in eine flache Bodenmulde und ließ sie saufen. Sich selbst spritzte sie es ins Gesicht. Sie trank nur wenige Schlucke. Es dauerte Jahre, bis sich Hesh und Horli die paar Bogengrade weiterbewegt hatten. Irgendwann rührte sie sich und tastete nach dem Wasserschlauch. Er war schlaff, fast leer. Wieder goß sie etwas Wasser in die Mulde und ließ die Pferde saufen.
Während sie ein paar Tropfen auf ihren Ärmel träufelte, um sich damit ihr Gesicht abzuwischen, dachte sie: Ich muß eine Wasserstelle finden. Bald.
Sie schaute nach oben und sah einen Falken hoch über sich dahinsegeln. Sie griff zu ihm hinauf, streichelte sein kleines, stolzes Gehirn. Wasser, dachte sie zu ihm hinauf, Wasser, und gleichzeitig stieß sie die entsprechende Vorstellung tief in sein trübes Bewußtsein.
Er bog rasch nach Süden ab.
Ihre Verbindung war ein sich dehnender Kommunikationsfaden, und so band Aleytys das Tufan eilig los, rollte es auf dem Bündel zusammen und kletterte in den Sattel zurück. Sie trat der Stute die Fersen in die Flanke und ließ sie hinter dem dahineilenden Punkt hertrotten. Der schwarze Hengst - nach wie vor mit dem aus ihrem Geist ausgefahrenen Faden verbunden - trabte hinterher.
Während sie dahineilten, nistete sie sich tiefer im Geist des Vogels ein und versuchte so, die Verbindung aufrechtzuerhalten. Plötzlich verspürte sie ein Knacken und einen wirbelnden Schwindel. Dann blickte sie auf eine wellige, runzlige Fläche hinunter, blaßgrau und eigenartig verzerrt. Weit in der Ferne waren die unbeholfenen, erdgebundenen Tiere zu sehen; schwärzliche Tupfer auf dem sich ausbreitenden Gelände. Sie eilte dahin und spürte, wie seltsam es war, die Erde schwarz und weiß zu sehen, noch wesentlich fremdartiger als der ungewohnte Blick aus großer Höhe.
Ein zunehmender Zwang riß den Blick des Vogels los, Aleytys Bewußtsein glitt hinterher, und dann sah sie weit voraus, fast an der Grenze des Sichtfeldes, eine sich verlierende dunkelgraue Linie durch das blaßgraue Gras verlaufen. Bäume, dachte sie. Eine Art Bach. Das ist gut. Ich wüßte gerne, wie weit es bis dorthin ist.
Der Falke segelte hart am Wind und schraubte sich in einem langen, abwärts geneigten Gleitflug hinunter. Der Boden kam nahe, und der Falke glitt darüber hinweg. Sie registrierte das komplizierte Muskelspiel, so wie sie sich für gewöhnlich der Luft bewußt war, die über ihre Haut fächelte… Ein feines, empfindliches Tastbewußtsein, bei dem jeder Zoll ihres Körpers Teil eines sensiblen Tast-Organs war.
Mit dem Falken stieg sie auf. Es war eine amüsante Erfahrung, Freude, die auf den Schwingen der Luft ritt.
Ein plötzlicher Stoß riß sie von dem Falken los. Sie blinzelte.
Einen Moment lang bebte ein gewaltiger Unmut über ihren schweren, unbeholfenen menschlichen Körper in ihr, dann verflüchtigten sich auch die letzten Rest des Falkenbewußtseins, und sie war wieder ganz sie selbst; sie lag auf dem Rücken im staubigen Gras.
Vorsichtig streckte sie Arme und Beine aus. Alles funktionierte, und alles tat weh, aber es warnten keine reißenden Schmerzen vor einer ernsthaften Verletzung. Mit einem gequälten Lächeln auf ihrem schmutzigen Gesicht mühte sie sich wieder auf die Füße und klopfte den Staub von sich.
Ein wenig verlegen kletterte sie auf die Stute zurück und stopfte die Abba um ihre Beine. Dann gab sie dem Tier die Zügel frei, ließ es sein eigenes Tempo wählen. Aleytys hielt ihren Kopf leicht schräg und schaute mit Belustigung und Bedauern zum Himmel hinauf.
„Wenn ich das nächste Mal fliege”, murmelte sie, wobei ein Lachen in ihrer Stimme sprudelte, „behalte ich meine Füße auf dem Boden.”
Sie streckte
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