Diadem von den Sternen
herumzukauen. Pari folgte seinem Beispiel.
Aleytys tätschelte sie liebevoll und ging ans Feuer zurück. Der Topf mit Chahi, der in der Asche stand, sandte Schleier von nach Kräutern duftenden Dampfes empor. Sie schnüffelte. Leicht beißend, leicht süßlich, scharf und erfrischend, so wand sich der restliche Schleier um ihr Gesicht, und sie seufzte vor Vergnügen. Sie schützte ihre Finger mit ihrem Ärmel, hob den Topf an und füllte einen Becher mit der braunen, bernsteinfarbenen Flüssigkeit.
Sie stand auf und nahm den Chahi-Becher mit sich zum Höhleneingang. Der Regen wehte jetzt in schweren, schneidenden Fäden herunter, die sie mit tiefer Zufriedenheit beobachtete. Sie dachte an den Spurensucher und grinste. „Ich hoffe, du schläfst kalt und erbärmlich, Afi”, murmelte sie. Hinter ihr verstrahlte das Feuer seine Hitze; der hereinwehende Wind nahm sie auf, ringelte sie um sich herum, während das heiße Getränk in ihrem Innern ein sich ausbreitendes Zentrum behaglicher Wärme war. Ruhig, seltsam glücklich, im Frieden mit sich selbst und der Welt um sie her, schlürfte sie das Chahi und lauschte dem prasselnden Regen, den Dornbusch-Stacheln, die über den Fels kratzten, dem Tosen des Windes. Im Raqsidan sammelten sich um diese Zeit die Sippen zum Abendlied. In ihren Gedanken konnte sie den einfachen, schönen Gesang hören, der den sanftesten Aspekt des Madar pries. Fast ohne es zu wollen schwebten die Wortes des Shabsurud in ihrem Geist empor, und sie sang sie leise in die wilde und stürmische Nacht hinaus.
Als sie das Lied beendet hatte, vergoß sie ein paar Tropfen des Chahi zu Ehren Madars und ging langsam zu ihrem Lager und den glühenden Kohlen zurück.
3
Aleytys ritt bergabwärts und versuchte, in südlicher Richtung voranzukommen. Das Leder scheuerte wieder an ihren Schenkeln, und deshalb stellte sie sich in den Steigbügeln auf; unsicher schwankte sie hin und her, aber sie schaffte es, den flatternden Stoff der Abba um ihre Beine zu wickeln. Dann ließ sie sich wieder in den Sattel fallen und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Das seidige Material milderte das Scheuern.
„Tja, Pari.” Sie klopfte der Stute den Hals. „Hier sieht alles ganz anders aus… Noch ein paar Tage, denke ich. Dann kann ich wieder auf die Straße zurückkehren.” Sie wechselte unruhig ihre Stellung und blickte über die Schulter zurück. Irgendwo hinter sich fühlte sie eine Gefahr, die langsam, aber unerbittlich auf ihrer Spur entlangschnupperte. Sie schüttelte das Frösteln ab und blickte nach rechts, die schwache, blaue Linie, die den Bergrücken markierte, beruhigte sie.
„Wenigstens kann ich das nicht aus den Augen verlieren.” Sie ließ ihre Blicke schweifen. Der Berg lockerte sich in wellige Hügel auf, die mit dem dichten Wuchs eines hohen, sonnengebleichten Grases bedeckt waren. Es gab ein paar verkümmerte Bäume, ansonsten aber nicht viel.
Sie schielte zu den Sonnen hoch. Horli war mit Hesh als hellem Geschwür an ihrer linken Seite im ersten Bogenviertel. Hesh berührte auf seinem Weg vor der milderen roten Sonne gerade den Rand derselben. „Ahai, Pari, ich bin zur falschen Monatszeit aufgebrochen.
Wenn ich hätte warten können, bis Horli Hesh verdeckt …” Sie schüttelte ihren Kopf, zog die Kapuze tiefer in ihr Gesicht und setzte sich dann bequemer im Sattel zurück.
Die Pferde trotteten in einem schnellen Gang dahin, und so ritt sie weiter und weiter … Endlos… Eine sanfte Erhebung hinauf und wieder hinunter. Stetig schritten die Pferde aus, der schwankende Rücken ein hypnotischer Rhythmus, der ihr Gehirn in eine müßige Halbbenommenheit schaukelte, das sich mit der monotonen Gleichheit der Landschaft vereinte und die Zeit fast unbemerkt vergehen ließ. Immer höher stiegen die beiden Sonnen auf, bis sie nahezu senkrecht auf sie herunterbrannten. Die Stute wieherte unruhig und fuhr mit ihrem Kopf herum.
Aleytys keuchte und blinzelte, als sich die Hitze in sie hineinbrannte. Besorgt neigte sie den Kopf, um die Sonnen zu sehen. „Ahai, Pari. Was für eine dumme Sache, im Sattel einzuschlafen.” Sie rieb sich über ihr staubbedecktes Gesicht. Selbst durch den dicken Stoff ihrer Abba konnte sie die brennenden Krallen Heshs spüren. Sie blickte sich um. Vor ihr ragte eine verkümmerte Baumgruppe auf, kaum höher als Mulaks Kopf. Die dünn verteilten papiernen Blätter boten wenig Schutz vor den Sonnen, aber es gab nichts anderes in der Nähe, also seufzte sie und ließ
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